Mit Bürokratie zum Scheiterhaufen

Der Eifelraum gehörte im 16. und 17. Jahrhundert zu den Kernzonen der europäischen Hexenverfolgung. Mit ihrem Vortrag auf Schloss Hamm hat die Expertin Rita Voltmer im Rahmen des vom Trierischen Volksfreund präsentierten SommerHeckMeck dieses grausame Kapitel beleuchtet.

 Rita Voltmer, Geschichtsdozentin an der Uni Trier, referiert auf Schloss Hamm über Hexenverfolgungen, von denen vor allem der Eifelraum betroffen war. TV-Foto: Uwe Hentschel

Rita Voltmer, Geschichtsdozentin an der Uni Trier, referiert auf Schloss Hamm über Hexenverfolgungen, von denen vor allem der Eifelraum betroffen war. TV-Foto: Uwe Hentschel

Hamm. (uhe) Gewalt, Armut, ökonomische Krisen, territoriale Zersplitterung, Unwetter und lange Winter, Missernten und nicht zuletzt der Glaube an Werwölfe und Hexen. All diese Faktoren tragen dazu bei, dass die Hexenverfolgung im Eifelraum des 16. und 17. Jahrhundert auf besonders fruchtbaren Boden fällt.

"Damit wird ein Klima geschaffen, in dem der Glaube an Hexerei gedeihen muss", sagt Rita Voltmer, Dozentin im Fachbereich Geschichte an der Uni Trier. Sie ist nach Schloss Hamm gekommen, um dort im Rahmen des SommerHeckMecks über "Hexenprozesse in der Eifel" zu referieren. Es ist eine der wenigen Veranstaltungen der Reihe, die sich an Erwachsene richtet, und das Interesse an diesem düsteren Abschnitt Heimatgeschichte ist groß. Annähernd 90 Zuhörer sind anwesend.

Sie alle erfahren an diesem Abend, dass es in der Eifel Gegenden gab, in denen bis zu 20 Prozent der Einwohner dem Hexenwahn zum Opfer fielen. Mindestens 900 Menschen seien in der Eifel als Hexen oder Hexenmeister hingerichtet worden, sagt Voltmer, doch sei das lediglich die Zahl der nachweislich dokumentierten Fälle. Die Dozentin, die seit Jahren zum Thema Hexenverfolgung forscht, geht davon aus, dass die Dunkelziffer bei 1500 Fällen liegt oder sogar noch höher ist.

Detailliert beschreibt sie die gesellschaftlichen und sozialpolitischen Umstände der damaligen Zeit, in der Menschen aller Schichten - das einfache Volk, aber auch die hohen Herrschaften - an die Existenz von Hexen geglaubt hätten. Doch sei die Zeit der Hexenverfolgung "keine Welle, kein Wahn und keine Verblendung gewesen, sondern durchaus etwas, das rationalisiert ablief", erklärt Voltmer und beschreibt die Arbeit der Hexenausschüsse, die über die Hexensteuer finanziert worden sei.

"Sorgfältig und bürokratisch" hätten die sogenannten Hexenkommissare gearbeitet, sagt die Dozentin. Und wer erst mal der Hexerei verdächtigt worden sei, der habe dem Scheiterhaufen kaum noch entkommen können.

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