Mit dem Traktor zum großen Film

Dudeldorf · Auf dem Programm stehen "Karniggels", der Provinzfilmklassiker von Detlev Buck und "Monsieur Claude und seine Töchter", Publikumsliebling des Jahres 2014 aus Frankreich. Erwartet werden 50 Traktoren und rund 300 Zuschauer. Auf der Burg Dudeldorf steigt am Wochenende die zehnte Auflage des Treckerkinos.

 Das macht Laune: Ein ungewöhnliches Stillleben mit Traktor weist auf das Event am Wochenende in Dudeldorf hin. Foto: Veranstalter

Das macht Laune: Ein ungewöhnliches Stillleben mit Traktor weist auf das Event am Wochenende in Dudeldorf hin. Foto: Veranstalter

Dudeldorf. Auf die Idee muss man erstmal kommen. Treckerkino, die Eifeler Variante des Autokinos. "Als wir hierher kamen, war die erste Amtshandlung meines Mannes, sich einen Traktor zu kaufen. Hier auf dem Land hat ja eigentlich fast jeder einen Traktor", erzählt Teneka Beckers, die vor mehr als 13 Jahren von Berlin in die Eifel gezogen ist.
Die Familie ist in der Burg Dudeldorf heimisch geworden und sorgt dort auch mit Kunst und Kultur für Leben. "Das war von Beginn an unser Wunsch, den wir mit dem Einzug in das historische Gebäude verbunden haben. Wir wollten dort auch kulturell was anbieten", erzählt die 45-jährige Wahl-Eifelerin, die seit dem Jahr 2007 auch Leiterin der Trierer Tufa ist.
Naja, so kam eins zum andern: die Kultur, die Eifel, die Traktoren und die Burg. Eine Verbindung, die sich von der Premiere an als äußerst fruchtbar erwiesen hat.
"Das war ja ein Experiment, unser Treckerkino. Wir hatten keine Ahnung, ob wir damit auf Resonanz stoßen würden", sagt Beckers. Zur ersten Auflage gab es Detlev Bucks Film "Karniggels". Mehr als 30 Traktoren rollten in den Burghof. "Die hatten zum Teil Anhänger mit, auf denen Sofas gestanden haben, manche haben sich Sessel auf ihre Frontgabeln montiert, die meisten Traktoren waren irgendwie geschmückt, das war einfach unglaublich", erzählt die Kulturmanagerin, die von diesem Zuspruch völlig überrascht war. "Uns ging das Bier nach wenigen Minuten aus. Wir hatten ja keine Ahnung, dass das kistenweise bestellt wird. Wein und Sekt wurden hingegen kaum getrunken", erinnert sich Beckers. Rund 150 Open-Air-Kinobesucher zählte sie am Premierenabend 2006. Ein Abend, an dem eine neue Tradition begründet wurde.
Inzwischen ist das Treckerkino längst Kult. Es kommen auch etliche Gäste, die gar keinen Traktor haben. Für die werden - so sie nicht Anschluss auf einem Hänger finden - Stühle aufgestellt. Es empfiehlt sich, ein paar warme Socken anzuziehen und eine gemütliche Decke mitzunehmen, da es draußen auch mal ein wenig frisch werden kann. "Wir zeigen den Film auch im Regen, solange es jetzt nicht in Strömen schüttet", sagt Beckers, die bisher aber mit dem Wetter immer Glück gehabt hat.
Die Traktorfahrer kommen vor allem aus dem Ort und der näheren Umgebung - viele Landwirte, aber auch einige Fahrzeugsammler. "Es gibt ein Paar, die haben sich hier beim Treckerkino kennengelernt und sind dann auch Jahre später noch mal zusammen da gewesen. So was ist natürlich schön", sagt Beckers. Gerne erinnert sie sich auch an ihren Mitstreiter, den Musiker und Aktionskünstler Frank Köllges, der leider vor einigen Jahren gestorben ist.
"Der hat von der Premiere an, den Treckern beim Einlass je nach Klang ihrer Hupen Standplätze zugewiesen. Und dann hat es vor dem Beginn des Films ein kleines von ihm dirigiertes Hup-Konzert gegeben", erzählt Beckers. Auch was diese Sache anging, war sie zunächst nicht sicher, ob das der hiesigen Art von Humor entspricht.
Erinnerung an Hupkonzert


Doch auch in diesem Punkt hatte sie den Nagel auf den Kopf getroffen. Als Köllges mal ein Jahr wegen anderer Auftritte verhindert war, hätten etliche Stammgäste beim Einlass sich erkundigt: "Wo ist denn dieser Bekloppte, mit dem wir immer das Hup-Konzert gemacht haben." Köllges wird also auch einigen Eifelern in Erinnerung bleiben.
Das Hup-Konzert gibt es nicht mehr. Aber das Treckerkino gehört längst zum festen Programm. Etwa 300 Gäste werden auch heute und morgen Abend (siehe Extra) im Burghof erwartet. Und keine Sorge: Auch das Bier reicht.Extra

Freitag, 12. September: Der Film "Karniggels" (1991) von Detlev Buck wird im Lexikon des Internationalen Films wie folgt beschrieben: "Komödian tischer Land-Krimi aus dem hohen Norden, der von der genauen Beobachtung von Land und Leuten, witzigen Figuren und trockenem Humor lebt." Die Handlung dreht sich rund um Köppe, der Absolvent der TPA - Tschörmän Polis Äkädämi - ist, der härtesten Polizeischule der Welt. Sein erster Einsatzort führt ihn ins norddeutsche Plattland, wo sich rätselhafte Kuhmorde ereignen. Samstag, 13. September: Der Film "Monsieur Claude und seine Töchter" von Philippe de Chauveron ist im April 2014 herausgekommen und hat sich in Frankreich zum Publikumsliebling gemausert. Dreh- und Angelpunkt der Komödie ist ein erzkonservatives Paar, dessen vier Töchter alle Männer aus anderen Kulturkreisen heiraten und damit für ein interkulturelles Chaos in der Familie sorgen. Die Filmvorführungen beginnen an beiden Tagen nach Einbruch der Dunkelheit gegen 20.30 Uhr. scho

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