Mit der Bewerbung zur Landesgartenschau bekommt ein lang geplantes Straßenbauprojekt, die Nord-Ost-Tangente, wieder Priorität

Bitburg · Kommt die Landesgartenschau 2022 in die Bierstadt, dann ist mit einem verkehrstechnischen Ausnahmezustand zu rechnen. Dabei sind einige Straßen in und um die Stadt schon heute überlastet. LBM-Chef Enders hofft auf den Bau der Nord-Ost-Tangente.

Landesgartenschauen sind nicht nur eine beeindruckende Ausstellung von Blumengärten, sondern auch ein Motor für die Entwicklung der gastgebenden Kommunen - und das bereits im Vorfeld. Obwohl noch in den Sternen steht, ob die Landesgartenschau 2022 in Bitburg über die Bühne gehen wird, wirft die gemeinsam beschlossene Bewerbung von Stadt und Eifelkreis bereits Fragen auf. Das Bonner Planungsbüro RMP ist damit beauftragt, bis März 2016 das Konzept für die Bewerbung zu erstellen, konzentriert sich dabei jedoch hauptsächlich auf das abgesteckte Spielfeld: Die bis heute vom US-Militär genutzte Fläche der Housing, etwa sechsmal so groß wie die ganze Innenstadt, welche die Amerikaner 2017 räumen möchten. Doch ein Großereignis wie eine Landesgartenschau, die ein halbes Jahr dauert, ist auch eine verkehrstechnische Herausforderung. Wie bei der Ausrichtung anderer Großereignisse "wird man sich schon Gedanken dazu machen müssen, wie man die Besucher hier herbringt", sagt Bürgermeister Joachim Kandels. Ein Blick in die Geschichte der Großveranstaltung: 2008 besuchten 1,3 Millionen Gäste die Landesgartenschau in Bingen am Rhein, 2004 in Trier waren es 725.000 Besucher.

Das Problem: "Großereignisse erzeugen Verkehr" sagt Harald Enders, Leiter des Landesbetriebs Mobilität (LBM) in Gerolstein. Natürlich ist es unmöglich, jetzt schon mit genauen Zahlen zu rechnen, aber kämen etwa 600.000 Besucher, könne man schon mit 1,2 Millionen An- und Abfahrten rechnen, sagt Enders: Im Schnitt 1600 zusätzliche Fahrzeuge pro Tag, bei besonderen Veranstaltungen wie der Eröffnungsfeier wären es unzählige mehr.
Wenn im Jahr 2022 also mehr als eine halbe Million Besucher aus ganz Deutschland sowie Luxemburg, Frankreich, Belgien und den Niederlanden anreisen würden, dann müsste man sich auf gigantische Blechlawinen gefasst machen, welche die Housing, das südöstliche Ende der Stadt, ansteuern.
Enders: "Deshalb muss man schon in einer Bewerbung zur Landesgartenschau eine Aussage dazu machen, wie man den Verkehr plant."

Denn es gebe einige Straßen in und um Bitburg, die bereits heute grenzwertig belastet seien, sagt Enders.
Wer sich der Stadt etwa von Belgien über die A60 sowie aus dem Süden von Trier oder dem Westen aus Luxemburg oder Frankreich her nähert, der landet früher oder später auf der B51, der sogenannten Westumgehung der Stadt. "Die ist an Spitzenzeiten wie jeden Freitag, wenn dort 24.000 Autos unterwegs sind, schon heute überlastet", sagt Enders.

Zur Housing führt von dort dann der Weg durch das Gewerbegebiet Auf Merlick. Noch problematischer findet Enders die B257, über die der Verkehr aus Koblenz, dem Hunsrück und ganz Rheinland-Pfalz anreist. Denn der Weg zur Housing führt dabei durchs Zentrum. Das Housinggelände selbst liegt an der B?50, die von der A60 entlang der Airbase Spangdahlem in die Stadt führt. Enders: "Diese Route wird aber kein Navigationsgerät vorschlagen."

Ein Lösungsvorschlag: Deshalb ist eine leistungsfähige Anbindung der B257 und B51 an die B50 nötig. Die Pläne dazu, die Nord-Ost-Tangente, liegen schon lange in der Schublade (der TV berichtete). "Allein das Geld aus Mainz für diese Landesstraße, 10 Millionen Euro, fehlt", sagt Enders. Doch solch ein Großereignis wie eine Landesgartenschau könne die Priorität der Maßnahmen im Straßenbaukatalog des Landes beeinflussen, ist sich Enders sicher.

Sollte Bitburg im März 2016 den Zuschlag für die Landesgartenschau erhalten, stehen die Zeichen also gut, dass die drei Kilometer lange Nord-Ost-Tangente 2016 im Haushaltsplan der dann neu gewählten Landesregierung auftauchen könnte "oder zumindest ein erster Bauabschnitt zur Verbindung der B257 mit der B50, der einen Kilometer lang wäre", sagt Enders. Den könne man in 1,5 Jahren realisieren. Bürgermeister Kandels sieht die Nord-Ost-Tangente allerdings nicht als "zwingende Bedingung für die Landesgartenschau."

Bei Enders ist es wieder anders: Für den LBM ist die Landesgartenschau keine zwingende Bedingung für den Bau der Nord-Ost-Tangente. "Wir wollen so oder so noch in diesem Jahr das Flurbereinigungsverfahren beantragen", sagt Enders, "und alles dafür tun, damit das Baurecht nicht verfällt." Denn die Baupläne liegen ja schon bereit.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort