Mit der Heldin teilt sie Alter und Strickjacke

Gemünd · Elke Pistor ist in Gemünd in der Eifel aufgewachsen, lebt aber heute in Köln. Erst mit 40 Jahren fängt sie an, Kurzgeschichten zu schreiben. 2010 folgt der erste Eifel-Krimi. Was zunächst nur als kreativer Ausgleich zum trockenen Berufsalltag gedacht war, wird bald zur Passion. In ihrem jüngsten Krimi "Eifler Neid" spielt der Begriff Heimat eine besondere Rolle.

 Kommt aus der Eifel und schreibt über die Eifel: Elke Pistor lebt in Köln, stammt aber aus Gemünd. Foto: B. Hentschel

Kommt aus der Eifel und schreibt über die Eifel: Elke Pistor lebt in Köln, stammt aber aus Gemünd. Foto: B. Hentschel

Gemünd. Der Eifel verdankt sie ihre Bodenständigkeit, doch als Jugendliche wollte sie einfach nur weg. Heute schätzt die 48-jährige Schriftstellerin die Ruhe, die sie in der Natur ihrer alten Heimat findet. Obwohl sie erst spät beginnt, Bücher zu schreiben, lässt der Erfolg nicht lange auf sich warten. Den Eifelern ist sie besonders durch ihre regionale Krimireihe bekannt. Mit der Autorin sprach TV-Redakteurin Stefanie Glandien.

Sie leben in Köln, stammen aber aus Gemünd in der Eifel. Was verbindet Sie mit der Eifel?
Elke Pistor: In Gemünd bin ich aufgewachsen, in Schleiden zur Schule gegangen. Die Eifel hat mich als Kind und Jugendliche geprägt und mir eine gehörige Portion Bodenständigkeit mit auf den Weg gegeben, die mir heute sehr oft zugutekommt. Außerdem fahre ich häufig nach Gemünd, weil meine Eltern dort leben. Je älter ich werde, umso mehr weiß ich die Natur und die Möglichkeiten zur Erholung in der Eifel zu schätzen. Als Jugendliche wollte ich in erster Linie nur weg ... Heute denke ich darüber nach, eines schönen Tages wieder dort hinzuziehen.

Heimat ist ein großes Thema in Ihrem Roman Eifler Neid. Was bedeutet Heimat für Sie?
Elke Pistor: Heimat ist weniger ein Ort oder eine Landschaft, sondern ein Gefühl der Dazugehörigkeit in der Gemeinschaft. Ein Platz im Leben, an dem man so akzeptiert wird, wie man ist. Das sind Familie und Freunde, aber auch Nachbarn und die Leute an dem Ort, an dem man lebt.
Deswegen denke ich auch, dass es sehr wichtig ist, Menschen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen mussten, willkommen zu heißen, sie in die Gemeinschaft aufzunehmen und ihnen damit eine neue Heimat zu geben.

Sie haben erst spät das Schreiben für sich entdeckt. Was haben Sie vorher gemacht und was gab den Ausschlag, ein Buch zu schreiben?
Elke Pistor: Vor Kurzem habe ich beim Entrümpeln einen alten angefangenen Krimi gefunden, den ich mit Mitte zwanzig mit einem damaligen Kollegen angefangen hatte zu schreiben. Den hatte ich komplett vergessen. Aus heutiger Sicht betrachtet, waren wir gar nicht mal schlecht, wobei doch einiges zu ändern wäre... Aber ansonsten habe ich niemals daran gedacht, eines Tages als Autorin meine Brötchen zu verdienen. Ich komme aus einer anderen Richtung. Ich habe Pädagogik und Psychologie studiert und lange als Seminartrainerin gearbeitet. Später nach einigen Weiterbildungen in der Firma meines Mannes. Das war auch der Grund, warum ich mit dem Schreiben angefangen habe. Zunächst sollte es eher ein kreativer Ausgleich zu einem eher trockenen Berufsfeld sein.

Ihre Kommissarin Ina Weinz ist in etwa so alt wie Sie. Gibt es sonst noch Parallelen zwischen ihr und Ihnen?
Elke Pistor: Dass Ina Weinz in etwa so alt ist wie ich, hat denselben Grund wie die Tatsache, dass mein erstes Buch ein Eifelkrimi geworden ist - die alte Autorenweisheit, dass es sich als Anfänger am besten über das schreibt, was man gut kennt. Meine anderen, neueren Figuren in den anderen Büchern und Krimireihen unterscheiden sich deutlich in Setting und Gestaltung davon.
Ina Weinz und ich teilen die Vorliebe zu Katzen und zu Strickjacken und ein wenig die Tendenz, sich nicht immer genau an die Regeln halten zu wollen und lieber seinen eigenen Kopf durchzusetzen. Aber trotz dieser Ähnlichkeit ist Ina Weinz nicht mein Alter Ego.

Ihre Spezialität ist die Verknüpfung zweier Erzählstränge auf verschiedenen zeitlichen Ebenen. Wie recherchieren Sie die historischen Fakten?
Elke Pistor: Ganz klassisch in mehreren Schritten. Erst schaue ich ins Internet, was dort zu finden ist und suche die ersten Literaturhinweise. In der Bibliothek recherchiere ich dann nach weiteren Quellen. Ich lese oft wahnsinnig viel im Vorfeld zu dem Thema. Je enger sich das Thema dann eingrenzt, versuche ich auch praktische Erfahrungen zu machen. Probiere bestimmte Sachen aus, gehe in Museen, spreche mit Fachleuten.

Woran schreiben Sie zurzeit?
Elke Pistor: Gerade bin ich mit dem zweiten Band meiner neuen Krimireihe um die Kommissarin Verena Irlenbusch und ihren Kollegen Christoph Todt fast am Ende der Schreibphase. Der Titel steht schon fest: "Treuetat". Das ist allerdings kein Eifel- , sondern ein Themenkrimi. Es geht darum, wie erlebte Kriegstraumata auch in der zweiten und dritten Nachfahren-Generation noch Folgen zeigen können.

Wann wird es den nächsten Eifelkrimi geben?
Elke Pistor: Voraussichtlich im nächsten Jahr. Ina Weinz war ursprünglich für fünf Bände geplant. Vier davon sind realisiert. Wir werden sehen, wie es mit ihr weitergeht. snExtra

Alter: 48 Geburtsort/Wohnort: Gemünd/Eifel/Köln Hauptberuf: Autorin und Sprecherin des Syndikats, der Autorenvereinigung deutschsprachiger Kriminalliteratur. Bisherige Veröffentlichungen: Eifelkrimi-Reihe: Gemünder Blut (2010), Luftkurmord (2011), Eifler Zorn (2013), Eifler Neid (2014), Todt & Irlenbusch: Vergessen (2014), Treuetat (Juli 2015), Einzelbände: Das Portal (2011), Kraut & Rübchen (2013), Tod & Tofu (Hrsg.) (2014), an die zwanzig Kurzgeschichten in verschiedenen Anthologien. snExtra

Eine junge Frau wird im Nationalpark Eifel ermordet - und es gibt einen Zeugen. Doch bevor der Radfahrer den Tatort erreicht, ist die Leiche verschwunden. Die Eifeler Polizeihauptkommissarin Ina Weinz wird bald fündig. Bei der Toten handelt es sich um eine Ukrainerin. Bei den Ermittlungen muss sich die 50-jährige Weinz, die sich vor Jahren von Köln in die alte Heimat hat versetzen lassen, ihrer ehemaligen Praktikantin unterordnen, die mittlerweile bei der Mordkommission in Bonn arbeitet. Nicht nur der Altersunterschied, auch die unterschiedlichen Ermittlungstechniken bringen Spannung zwischen den beiden Frauen. Elke Pistor dröselt in ihrem neuen Eifelkrimi dubiose Praktiken bei der Partnervermittlung zwischen deutschen Männern und osteuropäischen Frauen auf. Ihre Spezialität ist dabei wieder die Verknüpfung eines Handlungsstrangs aus der Vergangenheit mit dem aktuellen Geschehen. Das ist beste Unterhaltung, die nicht nur spannend geschrieben ist, sondern in diesem Fall auch nachdenklich stimmt. sn Ich habe dieses Buch geschrieben, … weil mich das Thema Heimat in all seinen Facetten sehr fasziniert und beschäftigt hat. Das Besondere daran ist, …dass meine Kommissarin Ina Weinz sich hier Ereignissen stellen muss, die sie persönlich sehr mitnehmen und sie zwingen, ihre eigenen Grenzen auszuloten. Auf jeden Fall lesen sollte es … jeder, der Krimis mag. sn

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