Mit der "Postille" soll die Post abgehen

JÜNKERATH. In der Ortsmitte tut sich was: Das seit drei Jahren leer stehende Postgebäude hat sich in einen Gourmet-Tempel verwandelt, der Ende des Monats eröffnet wird. Die Ortsgemeinde baut nun aufs Dorferneuerungskonzept, um weitere Leerstände zu beseitigen. Die Kreisverwaltung Daun gibt dafür aber kein grünes Licht.

"Postille" heißt die neue Lokalität in Jünkeraths Ortsmitte. Über 100 Sitzplätze verteilen sich auf Restaurant, Café und Biergarten. Der in der Region bekannte Koch Wolfgang Heintz wird gemeinsam mit seiner Ehefrau Malgorzata die Postille leiten. Der 40-jährige Pächter ist begeistert: "Ich sehe hier gute Zukunftsperspektiven, weil ich seit 20 Jahren im Geschäft und gebürtiger Eifeler bin." Nach einer Anlaufphase rechnet Heintz damit, "mindestens zwei Angestellte fest einzustellen". Die exponierte Lage und die angrenzenden Parkplätze schüren den Optimismus, Ziel für Einheimische, Touristen und Reisebusse zu werden. "Herzensangelegenheit der Gemeinde"

Der erste Beigeordnete Erhard Bohn meint: "Außerdem trägt sich die Gemeinde mit dem Gedanken, für eine bessere Anbindung zu sorgen. Die enge Zufahrt soll verbreitert werden." Ortsbürgermeister Rainer Helfen sieht keine Gefahr für die bereits ortsansässige Gastronomie. Er sagt: "Die Ortslage zieht sich über drei Kilometer Länge. Da ist Platz für jeden." Außerdem sei die Lücke nach der Schließung des Cafés Regnery seit anderthalb Jahren nicht geschlossen worden. Die Bahnhofstraße mit den weiteren geschlossenen Läden Textil Ley und Drogerie Kirsch sei "Herzensangelegenheit der Gemeinde". Insgesamt neun Leerstände verzeichnet Jünkerath momentan. Helfen erklärt: "Für eine Neustrukturierung haben wir Anträge gestellt, in der Dorferneuerung Schwerpunktgemeinde zu werden und eine Moderation zu bekommen." Das sieht allerdings nicht so rosig aus. Dorferneuerungs (DE)-Schwerpunktgemeinde, was höhere Leistungen aus dem DE-Topf bedeutet, war Jünkerath bereits von 1993 bis 1998. "Die Chancen einer nochmaligen Anerkennung stehen daher grundsätzlich schlecht. Bisher hat es im Kreis Daun noch nie eine Gemeinde ein zweites Mal geschafft", erklärt Heinz-Peter Hoffmann, Pressesprecher der Kreisverwaltung. Bezüglich der DE-Moderation laufen noch Gespräche. Im Rahmen der "normalen" Dorferneuerung sind seit 2000 nach Jünkerath 110 000 Euro an DE-Mitteln geflossen. Auch Professor Heinz-Werner Dämmer, Eigentümer der Postille, hat ebenfalls Mittel erhalten. Wie viel er ins ehemalige Postgebäude investiert hat, will er nicht sagen. Er hat im Herbst 2004 das Gebäude gekauft und im März 2005 mit den Umbauten angefangen. Im ehemaligen Posthof steht jetzt der Anbau. Unterschriftenaktion für neues Gemeindehaus

Das gemütliche "Kamin-Foyer" wirkt sehr einladend. Das alte Postgebäude wurde entkernt und neu gestaltet. Nach DE-Richtlinien bekam das Haus statt eines Flachdachs ein Pultdach. Auch die Farben des Außenanstriches in ziegelrot und sonnengelb standen auf der DE-Agenda. Dämmer erklärt: "Zuerst hatten wir für dieses Gebäude keine Gastronomie im Kopf, aber weil die Ortsgemeinde mit dem Kultur- und Kommunikationszentrum im benachbarten, leer stehenden Supermarkt scheiterte, bot es sich als neue Perspektive an". Helfen nickt: "Bei 1,5 Millionen Euro Kosten hat die Kommunalaufsicht damals abgewunken." Derzeit laufe im Ort eine Unterschriftenaktion bezüglich eines Gemeindehauses. Bei weiteren Planungen könnte auch die Postille eine Rolle spielen. Investor Dämmer gehört auch das Nachbargrundstück, wo derzeit noch einige Garagen stehen. Er meint: "Mit einem weiteren Neubau, dem angebauten Gemeindehaus, wäre eine Kooperation vorstellbar."

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