Mit dicken Rohren nach Rotterdam

STAFFELSTEIN. Ein Schwertransport mit vier überbreiten glasfaserverstärkten Kunststoffrohren startete am Freitagabend in Staffelstein in Richtung belgische Grenze. Die Spezialfirma Kunststoff-Apparatebau Christen & Laudon produziert die Rohre für den Schornstein eines Kraftwerks in der Nähe von Rotterdam.

Es ist der erste von vorgesehenen 15 Transporten, und er sorgt gleich für Aufsehen in der Bevölkerung. Die riesigen Ausmaße der Kaminrohre mit einem Durchmesser von 5,20 Meter stellen die produzierende Firma, das Transportunternehmen und die Polizei gleichermaßen vor eine große Herausforderung. Klaus Michels, Geschäftsführer von Christen & Laudon Werk Staffelstein: "Keine einfache Angelegenheit, denn dabei gibt es sehr viel zu beachten. Um den Transport bis nach Rotterdam zu organisieren, ist ein erheblicher logistischer Aufwand notwendig. Da muss alles passen: von den erforderlichen Genehmigungen über Transportkapazitäten auf Straße und Schiff bis hin zur Begleitung durch Spezialkräfte und Polizei. Und das auf einer internationalen Fahrtroute". Und so machen sich die vier Schwertransporter am Freitagabend gegen halb neun auf den Weg. Vorweg Fahrzeuge der Polizei. Polizeihauptkommissar Klaus Schnarrbach leitet den Einsatz: "Wir begleiten mit vier Fahrzeugen und sperren die Fahrtstrecke komplett ab. Der Weg muss frei bleiben. Begegnungsverkehr ist ebenso unmöglich wie Überholen", erklärt der Beamte. Er agiert dabei in enger Abstimmung mit den Spezialkräften. Hier muss alles Hand in Hand gehen. Gegen drei Uhr am Samstagmorgen soll der Konvoi an der belgischen Grenze in Steinebrück ankommen. Das Staffelholz wird dann an die belgischen Kollegen übergeben. Mit die wichtigsten Männer sitzen hinter den Lenkrädern der Laster. "Es sind erfahrene Kraftfahrer. Wir greifen immer wieder auf die Leistungen der ADM TransportGroup aus Amel in Belgien zurück", sagt Michels. Und so meistern sie die ersten Schwierigkeiten schon bei der Fahrt durch die engen Straßen von Nattenheim. Dort stehen die Menschen am Straßenrand und beobachten das Geschehen. Langsam und gefühlvoll schlängeln sich die Schwertransporter, deren Achsen allesamt lenkbar sind, mit großer Präzision zwischen den Nattenheimer Häusern durch. Alles passt. Natürlich wurde die Fahrtstrecke vorher genau inspiziert. Da wird nichts dem Zufall überlassen. Dennoch ist es notwendig, Fachleute mit im Tross zu haben, die falls erforderlich, Lampen und Straßenschilder vor dem Transport abbauen und nach der Durchfahrt wieder montieren. Dazu befinden sich drei Fahrzeuge mit Hebebühne mit im Einsatz. Azubis Mangelware im Staffelsteiner Werk

Der Transport Freitagnacht war der Beginn einer ganzen Reihe von Schwertransporten mit dem gleichen Ziel. "Insgesamt 15 Konvois in Abständen von drei bis vier Wochen bis etwa Oktober müssen laufen", sagte Michels. Das exportorientierte Unternehmen Christen & Laudon beschäftigt zurzeit rund 150 Mitarbeiter im Werk Staffelstein. Der Wettbewerbsdruck sei bei diesen Großkanälen nicht so sehr groß, dafür sei aber der Markt auch eher klein. Gleichwohl sei es gar nicht so einfach, gute Preise zu machen, um dann auch im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig zu sein, heißt es weiter. In den europäischen Kraftwerken würde zurzeit viel investiert. "Wir rechnen damit, dass auch in den nächsten Jahren einige solcher Anlagen neu gebaut werden und wir auch damit den Standort Staffelstein weiter sichern können", sagt Michels. Der sucht im Übrigen noch Auszubildende. "Wir hätten in diesem Jahr vier Azubis eingestellt, wenn wir welche gefunden hätten", klagt Michels, der seinen Lehrlingen sogar eine Übernahmegarantie als Facharbeiter nach bestandener Gesellenprüfung anbieten könnte.

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