Mit drei Medizinfläschchen fing alles an

OBERSTEDEM. Seit mehreren Jahren plant und baut Helmut Wirges an seinem Glasmuseum in einem alten Bauernhof in Oberstedem. Anfang September wird die Schau nun eröffnet. Ab Oktober wird damit eine der größten deutschen Privat-Sammlungen für die Öffentlichkeit zugänglich sein.

Der Jacobshof in der Nähe der Oberstedemer Kirche hat früher sicher einmal einen stattlichen landwirtschaftlichen Betrieb beherbergt. Heutige Besitzer des Streuhofs aus dem 18. Jahrhundert sind Helmut und Ursula Wirges aus dem rheinischen Frechen-Bachem. Das Ehepaar nutzt den Hof jedoch nicht, um dort Rinder zu züchten. Nein, Rinder wären im ehemaligen Ökonomiegebäude aufgrund ihrer Motorik fehl am Platz. Denn in den vergangenen Jahren ist im Jacobshof dort ein Glasmuseum entstanden. Die Ausstellungsstücke stammen aus der Sammlung von Helmut Wirges - wohl eine der größten deutschen Privatsammlungen.Zeitungsannonce führte ihn in die Eifel

Eine Annonce in einer Tageszeitung führte Ende der 90er-Jahre den Glas-Sammler aus dem Rheinland in die Eifel. Unter der Rubrik Immobilien wurde in der Zeitung ein alter Bauernhof mit viel Platz zum Verkauf angeboten. Nur wenige Wochen später kaufte Helmut Wirges dann das Gebäude in Oberstedem. "Ich habe sofort gewusst: ,Das ist es'", sagt er. Ein Gebäude mit viel Platz benötigte der heute 56 Jahre alte Mediziner, weil er ein Glasmuseum schaffen wollte. Ursprünglich sollte ein Teil seiner Sammlerstücke in einem ehemaligen Hallenbad in Frechen gezeigt werden. Ein entsprechender Beschluss des Frechener Stadtrats lag auch schon vor. Doch es stellten sich Probleme ein, die laut Wirges in kommunalpolitischen Animositäten begründet gewesen waren. In Oberstedem hat der Museumsmacher mit solchen Unwägbarkeiten nicht zu kämpfen. Seit 1998 verwandelte sich der Bauernhof immer mehr in einen Museumsbau. Wirges tat und tut dies hauptsächlich in Eigenleistung. Unterstützt wird er dabei von seinen Kindern und seiner Frau. Die teilten seine Glas-Sammelleidenschaft zwar nicht, sagt der 56-Jährige, sie tolerierten sie aber. Von Zeit zu Zeit helfen auch Nachbarn. Nur für einige wenige Arbeiten engagierte Wirges bisher Firmen. "Derzeit gibt es rund 550 Quadratmeter Ausstellungsfläche auf zwei Etagen", sagt Wirges. Und es werden noch mehr. Das zukünftige Museum für Brauereigeschichte lässt sich bisher aber nur erahnen. Nahezu fertiggestellt ist ein Ausstellungsteil, der unter dem Namen "Museum der Rheinischen Glashütten" firmiert und Stücke aus den Glashütten Düren, Quadrath-Ichendorf, Euskirchen und (Kerpen-)Sindorf zeigt. Für die Öffentlichkeit zugängig wird erst einmal "nur" das "Glasmuseum 2000 Jahre Glas" sein. Zu Beginn der Schau erfährt der Besucher, wie Glas gemacht und bearbeitet wird. Anschließend geht es auf eine Zeitreise durch 2000 Jahre Geschichte. In einer der Vitrinen finden sich auch die drei Medizinfläschchen, mit denen die Sammelleidenschaft von Helmut Wirges vor 44 Jahren begann. "Ich war zwölf Jahre alt, als ich diese Fläschchen gekauft habe", sagt der Rheinländer.Viele Gläser haben eine Geschichte

Wie viele verschiedene Gläser er heute hat, kann der Mediziner, der im Hauptberuf eine Diabetes-Praxis betreibt, nicht sagen. Das Katalogisieren habe er längst aufgegeben, sagt der Sammler. Das bedeute jedoch nicht, dass er nur um des Sammelns wegen sammelt. Zu vielen der ausgestellten Gläser weiß er eine Geschichte zu erzählen. Sei es vom Besuch eines Flohmarkts, wo er ein lange gesuchtes Stück fand und seine Freude kaum verbergen konnte. Oder sei es die Geschichte, wie er an ein für Ludwig Erhard signiertes Glas kam. Offiziell eröffnet wird das Glasmuseum im Jacobshof zu Oberstedem am Samstag, 2. September. Ab Oktober wird die Sammlung an jeden ersten Wochenende im Monat von 10 bis 17 Uhr geöffnet sein.

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