Mit einem "Wuff" ist alles weg

Der Kampfmittel-Räumdienst (KMRD) hat die Fliegerbombe aus dem Prümer Tettenbusch (der TV berichtete) nach der abgebrochenen Entschärfung abtransportiert und am Samstagnachmittag in einem Waldstück bei Wascheid gesprengt.

Prüm/Wascheid. Ortsausgang von Wascheid, Samstag, kurz nach 15.30 Uhr: "Wir zählen ab von fünf", funkt KMRD-Einsatzleiter Willi Wehrhausen zum Posten der Feuerwehr, die hier seit etwa einer Stunde niemanden mehr durchlässt. Und schon geht es los: "Fünf, vier, drei, zwei, eins..."

Zehn Zentner Stahl und Sprengstoff: "Das ist keine Kleinigkeit", hatte Wehrhausen am Freitag kurz vor Beginn der Bomben-Bergung im Tettenbusch gesagt. Und damit doppelt Recht behalten: Denn die Entschärfung musste abgebrochen, die Bombe fortgebracht und im Wascheider Wald gesprengt werden.

Abends hieß es: Zurück in die Häuser

Bis dahin war eigentlich alles glatt gegangen: Organisation, Abläufe, die Zusammenarbeit von Verbandsgemeinde (VG), Polizei, DRK, Feuerwehr und Technischem Hilfswerk. Rund 120 Einsatzkräfte waren eingeteilt, etwa 1000 Menschen mussten ihre Häuser und Arbeitsplätze verlassen. Die Evakuierung im Sperrbezirk verlief ohne Zwischenfälle. Am Abend konnten alle, allerdings später als vorgesehen, in ihre Häuser und Wohnungen zurückkehren. Stress machte nur der Sprengkörper: Nachdem der freigelegte Heckzünder abmontiert und die Bombe aus dem steinigen Waldboden gezogen war, stellten die KMRD-Mitarbeiter fest, dass der demolierte Kopfzünder an der vorderen Spitze eine risikolose Entschärfung unmöglich machte. Die Entscheidung am späten Abend: Wir sprengen - aber nicht hier. Ein Versuch, den Zünder abzumontieren, wäre zu gefährlich. Man wisse einfach nicht, wie es im Inneren aussehe, sagt KMRD-Chef Horst Lenz. "Da besteht dann immer ein Fehlschlagrisiko. Und ein Fehler wäre endgültig."

Szenenwechsel, Samstagmorgen in einem Waldstück etwa einen Kilometer hinter dem Wascheider Stausee: Dort soll der Blindgänger, nachts per LKW im Schrittempo herübergebracht, seinem ursprünglichen Zweck zugeführt werden - der Explosion. "An dieser Stelle besteht bereits ein Loch", sagt Horst Lenz. "Das werden wir deutlich vertiefen." Die Bombe werde anschließend dort hineingelegt. "Und dann kommen oben etwa 200 Tonnen Sand drauf."

Die Bombe erhält einen Aufsatz aus Plastiksprengstoff. "Wir lösen dann aus sicherer Entfernung aus", sagt Willi Wehrhausen. Die VG beginnt mit der Absperrung des Waldgebiets, damit sich kein Wanderer in Gefahr begibt. Dann meldet VG-Einsatzleiter Peter Hillen: "Die Bombe ist im Loch, jetzt wird verfüllt."

15.35 Uhr, wieder am Posten der Wascheider Feuerwehr: Der Countdown ist abgelaufen. Ein gedämpftes "Wuff" ertönt. "War das alles?" fragt eine Bürgerin.

Das war alles. "Fantastisch gelaufen", sagt Horst Lenz. Niemand wurde verletzt, nichts beschädigt, nur der frische Krater und seine Umgebung liegen unter einer gelben Sanddecke. "Es ist vollbracht", sagt ein gelöster Willi Wehrhausen. EXTRA Spätfolgen des Kriegs: Der Kampfmittelräumdienst (KMRD) hat allein im Vorjahr rund 50 größere Sprengkörper aus der rheinland-pfälzischen Erde gezogen und entschärft. Während in anderen Bundesländern vor allem Funde im Bereich früherer Munitionsanlagen gemacht werden, haben es die Kollegen in Rheinland-Pfalz eher mit Relikten von Kampfhandlungen zu tun - meist Blindgänger von Luftangriffen. Entsprechend hoch, siehe Prüm, ist deshalb oft der menschliche, technische und zeitliche Aufwand. Bei einem Bombenfund ist die Explosionsgefahr gering - solange man sich nicht an ihren Zündern zu schaffen macht. Lenz: "Wenn da beim Baggern ein Stein drauffällt, ist das der Bombe ganz egal." (fpl)

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