Mit Kräutern gegen das Unheil

Neuerburg/Dudeldorf · Ein Strauß aus Kräutern und Blumen hat in der Eifel eine große Bedeutung: der Krautwisch. Er soll das Unglück vertreiben. Aber erst müssen die Pflanzen gesammelt und zu einem Strauß gebunden werden. Zu Mariä Himmelfahrt wird dieser dann gesegnet.

 Gehört zum Eifeler Brauchtum: der Krautwisch. Foto: Museum Kommern

Gehört zum Eifeler Brauchtum: der Krautwisch. Foto: Museum Kommern

Foto: (e_pruem )

Neuerburg/Dudeldorf. Wenn es eine Expertin im Eifelkreis für Krautwische gibt, dann ist es Rosi Moser aus Olmscheid (Eifelkreis Bitburg-Prüm). Wie viele dieser Sträuße sie gebunden und dafür das Material gesammelt hat, weiß sie wohl selbst nicht mehr genau. Aber das Wissen rund um den Krautwisch ist präsent wie eh und je. Deshalb vermittelt die Olmscheiderin es gerne - zum Beispiel im Seniorenhaus Berghof in Neuerburg. Dabei werden Kräuter für den Krautwisch gebunden und gesegnet. Zudem gibt's Infos zu diesem Eifeler Brauch. Denn den Krautwisch gab es in fast jedem Haushalt. Er sollte Menschen und Tiere vor Krankheit, Feuer und sonstigem Unglück schützen. War ein Mensch oder ein Tier doch erkrankt, wurden Teile zu Tee oder zu einem Aufguss verwendet. Denn die gesammelten Kräuter waren spezielle Heilkräuter; ihre Wirkung kannten die Bäuerinnen gut. Im Frühjahr räucherte man Wohnhaus und Ställe mit dem Krautwisch aus.
Der Krautwisch galt auch als Schutz gegen Unwetter. So verbrannte man bei Gewittern einige Zweige im Herdfeuer. ´Beim Neubau eines Hauses legte man geweihte Kräuter unter die Türschwelle. Dies sollte Unglück vom Haus und seinen Bewohnern fernhalten.
Die Dudeldorfer Krautwischkirmes ist sogar nach dem alten Brauch benannt, da sie um Mariä Himmelfahrt gefeiert wird. Beginn in diesem Jahr ist am 20. August.
Extra

Eine Liste für Kräuter, die für den Krautwisch genommen werden, stammt vom Bitburger Schulrat Lentz. Er trug zusammen, wie der Krautwisch auf den Dörfern zusammengesetzt ist (in Klammern die Zahl der Übereinstimmungen): Wermut (Batteralsem, Magenkraut) (15), Schafgarbe (Tausendblättchen, Schwarzwurzel, Sichelschnitt, Jungferbrauen) (12), Salbei (Heilkraut) (12), Pfefferminze (11), Dill (11), Rainfarn (Wurmkraut, Jag' den Teufel, Herrgottsknöpchen, Muttergottesrute) (10), Hartheu (Johanniskraut, Johannisblut, Herz-Jesu-Blut, Hartenau, Hoadenau) (10), Liebstöckel (Liesstock, große Sellerie (9), Beifuß (Beifels, Wischkraut) (8), Weidenröschen (Jungfrauenhaar, Marienhaar, Herrgottshaar) (7), Tausendguldenkraut (7), Raute (Totenkräutchen) (6), Malve (4), Dorsten (Muttergottesbettstroh, Wohlgemut) (4), Kümmel (4), Schachtelhalme (Katzenschwanz) (4), Wegewarte (4), Kamille (3), Thymian (3), Sauerampfer (Strof, Strippblättchen) (3), Heidekraut (2), Frauenflachs (Gröllchen) (2), Melde (2), Sellerie (2), Petersilie (2), Bohnenkraut (2), Fenchel (2), Jakobskreuzkraut (2), Wasserminze (2), Wegerich (2), Rote Flockenblume (2), Wiesenfuchsschwanz (2). Quelle: Zukunftsinitiative Eifel

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort