Peter Kauth nimmt Platz auf der Bank vor seiner Orgel. Dort in der Pfarrkirche St. Peter Neidenbach fühlt er sich zu Hause. Seit 65 Jahren erfreut er von dieser Stelle aus die Pfarrkinder der 954-Seelen-Gemeinde. Sechs Priester hat er in dieser Zeit kommen und gehen sehen - er ist immer noch da. Dabei hat der 1925 geborene Peter Kauth keine einfache Lebensgeschichte hinter sich. Als 18-jähriger Soldat hat er in Russland sein linkes Bein verloren. "Ich lag da, konnte nicht mehr laufen und sah mein Ende gekommen. Ich hatte mit dem Leben abgeschlossen", erinnert sich Kauth. Er überlebte und kehrte in die Heimat zurück. Das Orgelspiel hat er in Düsseldorf gelernt. In Neidenbach war er mehr als 40 Jahre lang der Posthalter, daher kennen ihn alle. Seine große Liebe aber gehört der Musik, vor allem der Kirchenmusik. Chorgesang und Orgelspiel bestimmen sein Leben. Mehr als 50 Jahre hat er den Kirchenchor "Cäcilia" geleitet. Sein Sohn Wolfgang hat vor Jahren diese Aufgabe übernommen. An der Orgel sitzt der Senior aber immer noch selbst. Auch wenn ihm das Musizieren an dem Instrument nicht immer leicht gefallen ist. "Dass mir das linke Bein fehlt, ist beim Spielen mit den Basspedalen ein Handicap", sagt Organist. Wo seine Kollegen mit beiden Beinen agieren, setzt er das linke beiseite und bedient umso schneller und geschickt die Pedale allein mit dem rechten Fuß. "Dass sich noch viele junge Leute dem Chorgesang widmen und im Kirchenchor mitsingen. Das ist ein Herzenswunsch von mir", sagt Peter Kauth. Dem Pastor hat der fast 80-jährige gesagt, er möge bald einen jüngeren Organisten verpflichten. "Wenn es da jemanden gibt, übergebe ich gerne die Verantwortung", sagt Peter Kauth. Doch er ist dankbar für sein Leben und die vielen schönen Jahre an der Orgel. Kirchengemeinde und Chor hatten den Organisten an Ostern bereits für seine außergewöhnliche Leistung geehrt.