Mit Pappmachee und Kaninchendraht in die fünfte Jahreszeit

Bitburg · Kreativität und technisches Finesse machen einen guten Wagenbauer aus. Außerdem sollte er ein Gespür für relevante Themen haben. Herbert Heinz baut seit 50 Jahren Umzugswagen und kann darüber einiges erzählen.

 Die letzten Vorbereitungen laufen: Klaus Dingels (links), Herbert Heinz und Josef Eppers legen Hand am Prinzenwagen an. TV-Foto: Jörg Rossler

Die letzten Vorbereitungen laufen: Klaus Dingels (links), Herbert Heinz und Josef Eppers legen Hand am Prinzenwagen an. TV-Foto: Jörg Rossler

Bitburg. Anruf bei Karl Bosse. Frage: "Was macht einen guten Umzugswagen aus?" Bitburgs Mister Karneval hustet, weil krank und antwortet: "Was fragen Sie mich das. Rufen Sie doch mal bei Herbert Heinz an. Der kann viel dazu erzählen."
Karl Bosse hat recht. Seit 1964 baut Herbert Heinz Umzugswagen für die tollen Tage. Den ersten Wagen hat Heinz für Domino gebaut, die Vorgänger von den "Freunden der Bütt". "Das waren die Raketen", sagt Heinz und kramt in seinen Erinnerungen. Aus Rohren von Getreidegebläsen hat er die Raketen damals gebaut.
Figuren sind das A und O


Was macht also einen guten Umzugswagen aus? Heinz zuckt mit den Schultern, holt tief Luft und beginnt zu erzählen: "Figuren müssen dabei sein." Der Wagenbauer Heinz und sein Kollege Klaus Dingels zeigen auf den Prinzenwagen. "Die Pferde zum Beispiel", sagt Heinz. Diese Pferde sind aus Pappmachee gebaut. Als Grundgerüst dient ein Drahtgestell aus Kaninchendraht, und in mühevoller Kleinarbeit und in unzähligen Stunden haben die Wagenbauer daraus dann diese beiden Exemplare gefertigt, die den Wagen des Bitburger Prinzenpaares zieren.
"Wir fangen normalerweise im Sommer mit dem Bau des Wagens an", sagt Heinz. Jetzt, so kurz vor dem Straßenkarneval, ist der Wagen natürlich fast fertig. Ein Geländer wurde angebracht und in diesem Jahr haben die Pferde noch Flügel bekommen. "Das passt zum Motto", sagt er. Direkt vor dem Prinzenwagen steht der Wagen der "Freunde der Bütt". Der ist schon ein wenig in die Jahre gekommen, hat für dieses Jahr aber noch einmal den Segen des TÜV erhalten. "Da werden wir uns etwas einfallen lassen müssen.
Im nächsten Jahr wird es einen anderen Wagen geben", sagt Heinz und ergänzt: "Die Wagen müssen schon ein paar Jahre halten, sonst lohnt sich der ganze Aufwand nicht. Ein guter Umzugswagen kostet schnell mehr als 1000 Euro."
Über 50 Wagen hat der 80-Jährige mittlerweile gebaut. Am liebsten baut er Wagen mit politischen Motiven. Wie den mit dem Ritter Heck Meck, der das Gesicht vom Eifeler Landtagsabgeordneten Michael Billen hatte und der auf einer Ziege ritt, und diese Ziege wiederum hatte das Gesicht des damaligen Landrats Roger Graef. "Das war damals die Zeit mit der Bankenfusion", sagt Heinz und lacht.
Gerne erinnert er sich auch an den Trommler Streit. Den damaligen Bitburger Bürgermeister und heutigen Landrat Joachim Streit hat er als Trommler gebaut. Die trommelnden Arme wurden von zwei Motoren für Scheibenwischer betrieben. "Man muss auch immer kreativ sein und sich zu helfen wissen", sagt Heinz und berichtet, dass die Figur so gut angekommen war, dass Streit sie abkaufte.
Politische Themen erwünscht


Gemeinsam mit seiner Tochter Christel Lenertz, dem Maler Josef Eppers und Klaus Dingels legt Heinz nun Hand an, um den Wagen für die kommenden Auftritte fein zu machen. Hier noch ein Pinselstrich, dort noch etwas justieren und alles auf Vordermann bringen. In Ehlenz, Bitburg, Prüm und Welschbillig werden die beiden Wagen von Heinz während des Straßenkarnevals zu sehen sein. Für Herbert Heinz ist klar, was einen guten Umzugswagen ausmacht. Er muss technisch perfekt sein, Figuren muss er haben, und er darf gerne Anspielungen auf aktuelle politische Entwicklungen beinhalten. Dann kann der Straßenkarneval starten. jör

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