Mit Poesie gegen den Krieg

SCHÖNECKEN. (mok) Mehr als nur über den Krieg sprechen wollten die Schüler der Vorklasse zehn (V 10) an der Grund- und Hauptschule Schönecken: Sie verfassten eigene Gedichte gegen den Krieg.

 Spaß an kreativer Arbeit, auch wenn das Thema ernst ist: Lehrerin Martina Fröhlinger mit Schönecker Schülern.Foto: Monika Kewes

Spaß an kreativer Arbeit, auch wenn das Thema ernst ist: Lehrerin Martina Fröhlinger mit Schönecker Schülern.Foto: Monika Kewes

"Ich habe gemerkt, dass der Irak-Krieg die Kinder beschäftigt", sagt Martina Fröhlinger, Deutsch- und Religionslehrerin sowie Klassenleiterin der Klasse V 10. An diese Feststellung schloss sich ihre Überlegung an, wie sie das Thema Krieg mit ihren Schülern aufarbeiten kann. So griff sie auf die Anti-Kriegs-Gedichte des österreichischen Dichters Ernst Jandl zurück. In seiner experimentellen Lyrik, der konkreten Poesie, arbeitet er beispielsweise mit Ideogrammen. Diese Gedichte sind anhand grafischer Mittel so dargestellt, dass zwischen Wort, Bedeutung und optischem Erscheinungsbild eine Beziehung hergestellt wird. Ein Beispiel: Jandl schreibt die Bergpredigt in der grafischen Form zweier Panzer nieder - der Widerspruch zwischen Friedensbotschaft und menschlichem Handeln wird so verdeutlicht. Mit mehreren Beispielen Jandls konkreter Poesie, darunter auch phonetischer, lautmalerischer Poesie, konfrontierte Martina Fröhlinger ihre Schüler. "Erst mal haben wir uns über die Texte gewundert", gesteht Schüler Johannes Krütten. "Doch durch die Beschäftigung mit dem Thema hat man die Gedichte nach einiger Zeit richtig verstanden", erläutert er. Über das Verstehen der Jugendlichen hinaus hatte die Lehrerin eine weitere Absicht: "Ich wollte den Schülern die Möglichkeit geben, ihre Gedanken wiederzugeben und in Sprache zu kleiden." Nach einer Anregung im Unterricht erhielten die Schüler die Möglichkeit, in freiwilligen Arbeiten eigene Gedichte nach dem Vorbild Jandls zu verfassen. "Man kann Kreativität nicht verordnen", argumentiert Fröhlinger. "Doch an den Ergebnissen habe ich gesehen, dass sich die Schüler intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt haben." Schließlich haben 13 von 18 Schülern der Klasse freiwillig Texte verfasst. Diese Ansätze zeigen deutlich, dass die Jugendlichen es verstanden haben, mittels der konkreten Poesie auszudrücken, wie sie über den Krieg denken. "Da werden Menschen verletzt, die mit dem Krieg nichts zu tun haben. Das ist nicht fair", sagt Schüler Christian Rabe. Daher hat er ein Ideogramm geschaffen, das ein Flugzeug zeigt, das Bomben abwirft. Die Textbotschaft lautet "war is not the answer" (Krieg ist nicht die Antwort). "Während des Schreibens hat man sich die Zeit nehmen können, sich in die Rollen der Kriegsbeteiligten zu versetzen", erklärt Stefanie Cremer ihren Ansatz. Diesen Rollenkonflikt hat sie beispielsweise in ihrem Gedicht aufgearbeitet. Es zeigt die Form eines Soldaten, der Text besteht aus den Anfangzeilen des Korans. So unterschiedlich die Schüler ihre Gedichte auch gestaltet haben, in einem Punkt zeigten sie sich einig: "Wenn die Lehrer nur mit uns darüber reden, bringt uns das nicht so viel, als wenn wir uns selbst, zum Beispiel in Gruppenarbeit, aktiv mit dem Thema Krieg beschäftigen".

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