Mit Schöneberger zu Gast auf Schloss Bellevue: Bundespräsident Joachim Gauck verleiht Bitburger Verdienstkreuz

Bitburg/Berlin. · Seit seiner Jugend ist er ehrenamtlich tätig: Unter anderem in der Denkmalpflege, in der Kommunalpolitik und auch in der Feuerwehr. Nun hat der Bundespräsident den Bitburger Stephan Garçon persönlich in Berlin mit dem Verdienstkreuz am Bande geehrt. Auch Prominente wie Barbara Schöneberger oder Cosma Shiva Hagen waren unter den Geehrten.

"Die Reaktionen sind sehr unterschiedlich - die einen freuen sich von Herzen, die anderen können damit nichts anfangen", sagt Stephan Garçon. So richtig fassen könne er es aber noch nicht, dass er das Verdienstkreuz am Bande bekommen hat. "Ich wusste zwar, dass ich für das Verdienstkreuz vorgeschlagen bin. Aber normalerweise dauert es Jahre, bis es eine Entscheidung gibt."

Bei Garçon ging es aber verhältnismäßig schnell - den Orden erhielt er nur wenige Monate nach dem Vorschlag durch die Staatskanzlei in Mainz. Bundespräsident Joachim Gauck überreichte ihm die Auszeichnung persönlich auf Schloss Bellvue in Berlin. Auch das ist nicht der Regelfall: Die meisten Orden verleiht zwar der Bundespräsident, allerdings händigt er sie nur selten persönlich aus. Laut Bundespräsidialamt delegiert das Staatsoberhaupt diese Aufgabe an die Ministerpräsidenten der Länder, oder auch an Bürgermeister oder Landräte. Garçon über die Begenung mit Gauck: "Das war für mich das i-Tüpfelchen. Ich war total aufgeregt und hatte schweißnasse Hände."

Nur 26 Personen, davon 16 Frauen und zehn Männer, haben laut Mitteilung des Bundespräsidialamtes anlässlich des Ehrenamts-Tags ihre Auszeichnungen von Gauck persönlich erhalten. Für Stephan Garçon ein besonderes Erlebnis: "Ich habe neben Cosma Shiva Hagen gesessen, die am gleichen Tag die Verdienstmedaille bekommen hat." Außerdem habe es ein großes Blitzlichtgewitter gegeben, als Barbara Schöneberger ihr Verdienstkreuz in Empfang genommen habe.
Doch nicht nur die Begegnung mit Prominenten macht für Garçon den Besuch auf Schloss Bellevue unvergesslich: "Mein dreijähriger Sohn war auch mit dabei. Er durfte sogar dem Bundespräsidenten die Hand schütteln."

Mit dem Verdienstkreuz am Bande hat Garçon die "höchste Anerkennung, die die Bundesrepublik für Verdienste um das Gemeinwohl ausspricht", wie in einer Broschüre des Bundespräsidialamtes heißt, erhalten. Für das Gemeinwohl setzt sich der Bitburger seit seiner Jugend ein: "Ich kann auf über 35 Jahre Ehrenamt zurückblicken. Mit 16 Jahren habe ich angefangen", sagt der 51-Jährige, der Diplom-Volkswirt ist und heute als freiberuflicher Fotograf arbeitet.

Zu allererst habe er die Kasse in der Teestube im alten Jugendheim betreut. Garçon: "Das war der erste autonome Jugendbereich." Später sei er dann einer der Initiatoren bei der Gründung des Hauses der Jugend Bitburg gewesen.
Ein einschneidendes Ereignis in seinem Leben sei der Besuch des US-Präsidenten Ronald Reagan 1985 in Bitburg gewesen. "Ich war zu dieser Zeit oft auf Kolmeshöhe. Mir wurde klar, dass auch auf die anderen Opfer des Krieges aufmerksam gemacht werden musste", so Garçon. Allerdings konnte er dieses Interesse nicht gleich politisch durchsetzen. Als er dann 1989 in den Stadtrat gewählt wurde, gelang es ihm, ein Denkmal für die Opfer des Faschismus errichten zu lassen. Zur gleichen Zeit habe er sich zusammen mit einem Freund der CDU für eine Gedenktafel, die an die zerstörte Synagoge in Bitburg erinnert, eingesetzt.

Sein Engagement in der Kommunalpolitik ist dabei kein Zufall. Seit seiner Kindheit sei er politisch interessiert: "Schon mit 12 Jahren habe ich oft die Bundestagsdebatten mit Leuten wie Brandt und Wehner geschaut, die im Fernsehen liefen. Das war für mich wie ein Krimi", so Garçon. Unter anderem war er zehn Jahre lang der Fraktionsvorsitzende der SPD im Bitburger Stadtrat.

Außerdem ist der Bitburger seit Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr Bitburg sowie im Katastrophenschutz tätig, wofür er erst kürzlich mit dem silbernen Katastrophenschutzehrenzeichen des Eifelkreises ausgezeichnet wurde.
Mit ebenso viel Herzblut setzt sich der 51-Jährige auch für die Gedenkarbeit in Bitburg ein. In der Laudatio des Bundespräsidialamtes werden seine Forschungen nach Opfern des NS-Regimes in Bitburg, zusammen mit Stadtarchivar Peter Neu, hervorgehoben. Durch ihren Einsatz konnten die Schicksale von 33 Zwangsarbeiter und 129 sowjetischen Kriegsgefangenen geklärt werden. Außerdem war an der Gründung des Arbeitskreises Gedenken beteiligt.
Doch nicht nur der Historie, sondern auch der Archäologie hat sich Garçon verschrieben. Mit 18 Jahren war er das erste Mal bei einer Ausgrabung dabei: "Sobald in Bitburg ein Loch gegraben wird, sitze ich darin", beschreibt er seine Leidenschaft. "Bitburg ist einzigartig, was die römischen Überreste betrifft."

Wenn Garçon über all diese Ehrenämter spricht, ist ihm vor allem eines wichtig: "Ich bin ein Teamplayer. Ohne die Mithilfe von Anderen wäre das nicht möglich gewesen." Deswegen nimmt er das Verdienstkreuz auch stellvertretend für seine Kollegen in allen Ehrenämtern an. Besonders freut ihn, dass er diese Auszeichnung vergleichsweise früh bekommen hat: "Für mich ist das Verdienstkreuz zugleich Motivation und Verpflichtung mit dem Ehrenamt weiter zu machen!"

Extra Zahlen und Fakten
Das Bundesverdienstkreuz wird offiziell als das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland bezeichnet. Seit seiner Stiftung durch Bundespräsident Theodor Heuss 1951 wurde der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland in seinen acht verschiedenen Stufen ingesamt über 250?000 Mal verliehen. Im Jahr 2014 wurde der Verdienstorden 1618 Mal verliehen, an deutlich mehr Männer (1134), als Frauen (484). Prominente Träger sind beispielsweise die Schlagersängerin Andrea Berg, die Schauspielerin Maria Furtwängler oder auch der ehemalige Trierer Oberbürgermeister Helmut Schröer. Einschließlich Stephan Garçon haben in Bitburg 49 Personen den Verdienstorden bekommen. In den letzten zehn Jahren waren das Axel Simon (2004), Alois Meyer (2005), Marie-Luise Niedwodniczanska (2007), Werner Pies (2008), Johann Kohnen (2011) und Josef Heuzeroth (2014). jwa Quelle: Homepage des Bundespräsidenten/ Stadtverwaltung Bitburg

Extra Wie man das Verdienstkreuz trägt
Das Verdienstkreuz gibt es in der großen Originalversion und in einer Miniaturausführung. Das Original darf bei allen feierlichen Anlässen angelegt werden. Eine bestimmte Kleidung ist nicht vorgesehen, aber soll dem Anlass und der Würde des Ordens entsprechen. Die Ordensminiatur sollte - anstelle des Originals - bei allen anderen Gelegenheiten getragen werden, zum Beispiel beim Veranstaltungen des Staates, der Kirchen oder auch kulturelle Ereignisse und Feste im Familienkreise. So schreiben es die Empfehlungen zur Trageweise des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland vor.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort