Mit Sicherheit mobil, auch im Alter

Der tragische Unfall im Sauerland, wo ein 79-jähriger Autofahrer in einen Festumzug raste und zwei Menschen tötete, entflammte erneut die Debatte um einen "Senioren-Tüv". Die "Risikogruppe Senioren" beschäftigt die Polizei Bitburg schon länger. Über 65-Jährige verursachen in der Südeifel zehn Prozent aller Unfälle mit Verletzten. Die Kreisverkehrswacht bietet Trainings an.

Bitburg. Der Konflikt liegt auf der Hand: Einerseits möchte jeder auch im Alter so lange wie möglich mobil bleiben - und dazu gehört natürlich auch das Autofahren. Andererseits lassen Reaktionsvermögen und Belastbarkeit im Alter nach. Kombiniert mit Nebenwirkungen und Beeinträchtigungen von Medikamenten, die manch' ältere Menschen wegen körperlichen Beschwerden einnehmen müssen, kann das im Straßenverkehr eine gefährliche Kombination sein.

"Wer ehrlich zu sich selbst ist, wird feststellen, dass bereits zwischen 50 und 60 Jahren erste Anzeichen erkennbar sind. Etwa lassen Seh- und Hörfähigkeit nach, man ermüdet schneller und der Mensch braucht mit zunehmendem Alter nach Belastung mehr Erholung", sagt Polizeihauptkommissar Klaus Schnarrbach, der auch Geschäftsführer der Kreisverkehrswacht ist. Für LKW- und Omnibusfahrer sind deshalb ab 50 Jahren regelmäßige Gesundheitsprüfungen vorgeschrieben. Schnarrbach, der selbst dieses Jahr in Rente geht, hat sich beim Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) für die Aktion "Sicher und Mobil" schulen lassen und wird in Zukunft im Eifelkreis Fahrsicherheitstrainings für Senioren anbieten. In einem zweistündigen Seminar soll etwa die Vollbremsung eines Autos unter schwierigen Bedingungen geübt werden. "Wir wollen, dass die älteren Menschen mobil bleiben. Dazu gehört, dass sie um mögliche Probleme wissen und sich darauf einstellen können", sagt Schnarrbach.

Während bundespolitisch über die Notwendigkeit eines "Senioren-Tüvs" diskutiert wird (der TV berichtete), machen auch die Unfall-Zahlen für den Südkreis deutlich, dass Senioren nicht umsonst als Risikogruppe im Straßenverkehr gelten. Von den rund 2400 Unfällen, die die Polizei insgesamt für 2008 im Südkreis verbucht, kamen bei rund 290 Unfällen Menschen zu Schaden. 28 der Unfälle mit Verletzten wurden von Fahrern über 65 Jahre verursacht. Damit gehen also im Südkreis knapp zehn Prozent aller Unfälle mit Personenschaden auf das Konto von über 65-Jährigen. Damit liegen die Senioren aber noch weit hinter der Risikogruppe Nummer eins, den jungen Fahrern (18 bis 24 Jahre). Die "jungen Wilden" verursachten vergangenes Jahr 98 Unfälle mit Verletzten. Das ist rund ein Drittel aller Unfälle im Südkreis, bei denen Menschen zu Schaden kamen.

Training: Termine für die Fahrsicherheits-Trainings der Kreisverkehrswacht gibt es noch nicht. Die Trainings sollen zu Stande kommen, sobald genug Anmeldungen vorliegen. Infos: Klaus Schnarrbach, Telefon 06561/9685-70, E-Mail schnarrbach@fliessem.deEXTRA Zahlen und Relationen: Zehn Prozent der Unfälle mit Verletzten haben über 65-Jährige verursacht. Das ist vergleichsweise wenig, da diese Altergruppe knapp 20 Prozent der Bevölkerung im Eifelkreis ausmacht. Anders die jungen Fahrer, die nur knapp zehn Prozent der Bevölkerung stellen, aber ein Drittel aller Unfälle mit Verletzten verursachen. Andererseits: Fast alle jungen Leute fahren Auto, während etliche über 65-Jährige (vor allem Frauen) gar keinen Führerschein haben. Und: Junge Leute fahren oft mehr Kilometer als über 65-Jährige. Ließe sich dies statistisch aufarbeiten, wären die Senioren wohl vergleichbar gefährlich im Straßenverkehr wie die jungen Fahrer. (scho)

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