Mit steinerner Beharrlichkeit

DAUN. (red) Menschliche Gefühle in Stein hauen derzeit Abiturienten des Thomas-Morus-Gymnasiums. Am Tag der Verabschiedung der Abiturienten werden ihre Werke ausgestellt.

Die Gestalt, so hört man es seit der Renaissance, stecke schon immer im Stein: Man muss sie nur heraus schlagen. Auf die Spuren der steinernen Gestalt begeben sich derzeit Abiturienten des Thomas-Morus-Gymnasiums im Rahmen des Kunstunterrichtes. Ihre Aufgabe ist es, zum Thema "Menschen" groben Sandsteinquadern organische Formen abzugewinnen. Der Kampf mit dem Material bringt die Schüler oft der Verzweiflung nahe. Denn oft genug setzt das zähe Material seinen eigenen Willen durch. So musste auch der 19-jährige Bartosz erkennen: "Man braucht viel Geduld, weil es so lange dauert, bis man etwas sieht."Auch wenn das Material ihnen ein ungewohntes Maß an Geduld und Zähigkeit abverlangt, sind die jungen Künstler mit Spaß bei der Sache. "Im vergangenen Schuljahr fiel der Kunstunterricht aufgrund der Documenta 11 eher kopflastig aus", erläutert Lehrer Robert Hötzel. "Die Schüler wollten daher wieder praktischer arbeiten und Kunst zur sinnlichen Erfahrung machen." Da kam den Schülern die bildhauerische Arbeit entgegen. "Ich finde, dass die Arbeit im Freien etwas total Entspannendes hat", bestätigt die 19-jährige Ursula. "Dabei kann man sich innerlich leer räumen."Als erstes schaffte Hötzel die nötigen Werkzeuge an: hölzerne Klüpfel zum Hämmern, metallene Spitz-, Schlag- und Zahneisen und die notwendigen Schutzbrillen. Parallel dazu stimmte er seine Schüler in Geschichte und Technik der Plastik ein. Jeder Schüler hielt ein Referat über einen bekannten Künstler, so dass die unterschiedlichsten Facetten der Bildhauerei von der Frühgeschichte bis zur Gegenwart präsent waren.Der praktische Teil begann bei einer Exkursion zu einer Sandstein verarbeitenden Firma in Niederehe, bei der die Schüler Sandsteinreste vom Schuttplatz holen durften.Vielfalt und Individualität sticht ins Auge

Seitdem zeugen Skulpturen im Eingangsbereichs der Schule von den Arbeitsplätzen der jungen Künstler. Vor allem die Vielfalt der Motive, Steinstrukturen und Arbeitsansätze fällt auf."Das handwerkliche Arbeiten hat mir sehr viel Spaß gemacht", fasst die 19-jährige Maria ihre Erfahrungen zusammen. "Obwohl ich oft dem Verzweifeln nahe war, den Stein am liebsten in die Ecke geworfen hätte, denke ich, dass es eine tolle Erfahrung war. Vor allem bekommt man ein Gefühl dafür, wie viel Zeit, Mühe und Konzentration für ein solches Kunstwerk aufgebracht werden müssen." Sie stellte das Thema "Liebe" in das Zentrum ihres Werkes und arbeitete aus einem quadratischen Block zwei Figuren in inniger Umarmung heraus. Andere stellten Trauer, Schmerz oder Niedergeschlagenheit dar. Im Ergebnis zeigen die Figuren eine Bandbreite menschlicher Gefühlszustände. Eine Ausstellung der fertigen Werke ist am Tag der Verabschiedung der Abiturienten geplant.

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