Mit Volldampf an den Streckenbau

Für den "Prümer Landboten" hat sich Erich Reichertz mit der Geschichte der Westeifel-Eisenbahn befasst. Als Quelle nutzte er den Aufsatz "Die Entstehung des Eisenbahnnetzes in der Eifel", von Kurt Hoppstädter bearbeitet nach Akten des Staatsarchivs Koblenz. Lesen Sie heute den dritten Teil.

 Bis der erste Zug Ende des 19. Jahrhunderts in den Bahnhof Waxweiler einfuhr (Bild), waren viele Hürden zu überwinden. Foto: privat

Bis der erste Zug Ende des 19. Jahrhunderts in den Bahnhof Waxweiler einfuhr (Bild), waren viele Hürden zu überwinden. Foto: privat

Prüm/Bleialf. (red) Nachdem im Dezember 1883 die Bahnstrecke von Gerolstein nach Prüm fertiggestellt und eingeweiht worden war, stockte die Fortführung der künftigen Planung. Für die weitere Strecke über Prüm hinaus hatten die eigentlichen Bauarbeiten bis zum Sommer 1884 noch nicht begonnen.

Im August 1884 stellte der Landrat in Prüm fest, dass das dortige Eisenbahn-Baubüro schon zum Teil aufgelöst wurde. Auf seine Nachfrage erfuhr er, es solle zum 1. Oktober ganz aufgelöst werden. Er musste daher befürchten, dass die Bahn über Prüm hinaus vorerst nicht gebaut werde. Der Landrat wandte sich voller Sorge an seine vorgesetzte Behörde in Trier. Aber dort wusste man auch nichts und hielt beim Ministerium in Berlin Rückfrage.

Der Minister antwortete, er habe die Eisenbahndirektion Köln nicht beauftragt, den Bau der Eisenbahn von Prüm nach St. Vith einzustellen. Wenn man also die Baudispositionen der Eisenbahndirektion nicht verstehe, so möge man unmittelbar bei dieser nach den Gründen fragen.

Die Bauarbeiten begannen im darauf folgenden Frühjahr. Der Gleisbau ging gut voran, so dass schon im Dezember der Arbeitszugbetrieb auf der Neubaustrecke bis Bleialf eingerichtet werden konnte.

Falzziegeldächer stießen auf Widerstand



Im weiteren Verlauf der Arbeiten mussten die Strohdächer der Häuser, die innerhalb der sogenannten Feuerzone auf beiden Seiten der Strecke lagen, durch feste Dächer ersetzt werden. Die Eisenbahndirektion hatte hierfür Falzziegel-Dächer vorgesehen, stieß aber bei vielen Hausbesitzern auf Widerstand. Diese verlangten Schieferbedeckung mit der Begründung, die Ziegeldächer gewährten keinen genügenden Schutz gegen alle Witterungseinflüsse und schlössen die Feuergefahr nicht vollständig aus. Die Eisenbahnverwaltung wies darauf hin, dass auch bei den anderen Eifelbahnen die feuersichere Umdeckung fast ausschließlich mit Falzziegeln ohne Nachteile vorgenommen worden sei. Auch das im Vorjahr fast ganz abgebrannte Dorf Büdesheim an der Strecke Gerolstein - Prüm habe beim Wiederaufbau der Häuser ebenfalls die Ziegel abdeckung gewählt. Klagen über diese Dächer seien bisher nicht laut geworden.

Es war noch viel Überredung - auch durch den Landrat - nötig, bevor der Widerstand der Hausbesitzer gegen die Ziegeldächer überwunden werden konnte. Nur der Ackerer Leonhard Ballmann in Pittenbach war nicht zu überzeugen. Als der Landrat die Geduld verlor und ihm durch einen Gendarmen eine Polizeiverfügung zuschickte, lehnte er die Entgegennahme dieser Verfügung ab. Dem Regierungspräsidenten schrieb er kurz und lakonisch: "Nach den Verordnungen, welche mir von Königlicher Regierung zu Trier in dem Beschlusse zugeschickt wurde, halte ich mich nicht für verpflichtet, noch viel weniger werde ich es gestatten."

Da jedoch die Zeit drängte und Ballmann niemanden an sein Strohdach heran ließ, musste die Umdeckung des Daches durch die Eisenbahnbauarbeiter unter Polizeischutz vorgenommen werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort