Mobilität und weitere Herausforderungen: Kreis arbeitet mit Kommunen und Bürgern an einem Zukunftskonzept

Eifelkreis · Was die Zukunft bringt, weiß keiner. Mit der Erfassung des Ist-Zustands und einem Blick auf Statistiken lässt sich aber erkennen, womit irgendwann zu rechnen ist. Und mit dieser Erkenntnis wiederum kann die Zukunft zumindest mitgestaltet werden. Genau das beabsichtigt auch der Kreis, der gemeinsam mit den Kommunen an einem allumfassenden Entwicklungskonzept arbeitet.

Mobilität und weitere Herausforderungen: Kreis arbeitet mit Kommunen und Bürgern an einem Zukunftskonzept
Foto: TV-Foto/Archiv: Christian Moeris

Dass dabei am Ende so etwas wie eine kompakte Bedienungsanleitung fürs Überleben im ländlichen Raum herauskommt, damit ist nicht zu rechnen. "Es wird kein gebundenes Buch geben", sagt Landrat Joachim Streit.
Vielmehr sei das Ganze ein Prozess, der immer weitergehe, fügt er hinzu. Und in diesem Prozess sollen auch Aspekte miteinander verknüpft werden, die auf den ersten Blick möglicherweise nicht viel gemeinsam haben. Als Beispiel nennt Streit das Thema Mobilität. "Vielleicht schafft man es, ein Mobilitätskonzept zu entwickeln, in dem Langzeitarbeitslose als Fahrer zum Einsatz kommen", sagt der Landrat. Man müsse natürlich zunächst wissen, ob so etwas überhaupt möglich wäre, fügt er hinzu. Aber eine Überlegung wert sei das allemal.
Die Aufrechterhaltung beziehungsweise Verbesserung der Mobilität ist eine der zentralen Aufgaben für die Zukunft. Denn nur so lässt sich verhindern, dass Menschen ihre Dörfer verlassen, nur weil sie Angst haben, im Alter vom Rest der Welt abgeschnitten zu sein.

Wobei das nicht der einzige Grund für Landflucht ist. Auch die fehlende Nahversorgung ist ein Problem. Genau wie der Mangel an Hausärzten. "In den nächsten 15 Jahren werden für 40 Prozent der Hausärztestellen Nachfolger gesucht", sagt Streit. Eigentlich sei es die Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigung und nicht die des Kreises, die ärztliche Versorgung sicherzustellen, so der Landrat. Doch neben der Frage, ob sich eine Arztpraxis auf dem Land finanziell überhaupt trägt, spielten bei der Suche nach Nachfolgern auch noch andere Faktoren eine Rolle. Wie beispielsweise die Nähe von Kindergärten, die Verfügbarkeit von Baugrundstücken oder aber das Freizeit- und Kulturangebot. Und das wiederum seien Faktoren, auf welche die Kommunen Einfluss hätten. Die ärztliche Versorgung ist genau wie Mobilität Bestandteil des so genannten Kreisentwicklungskonzepts, in das auch noch weitere Aspekte wie demografischer Wandel, Jugend und Soziales, Migration, Klimaschutz, Wirtschaft und Tourismus oder aber der Strukturwandel in der Landwirtschaft mit einfließen. Ziel dieses Konzepts ist es, eine Art Leitfaden für die Zukunft zu erstellen. Koordiniert wird dieser Prozess von Thomas Hoor, der eigens dafür bei der Kreisverwaltung eingestellt wurde. "Wir verfügen hier in der Verwaltung über ein unheimliches Wissen", sagt der Landrat. Doch alle diese relevanten Informationen aus den unterschiedlichen Abteilungen miteinander zu verbinden, sei nichts, was man neben dem normalen Tagesgeschäft leisten könne, fügt der Verwaltungschef hinzu. Aus diesem Grund sei diese neue Stelle geschaffen worden. "Es ist ja nicht so, dass wir bei Null anfangen", sagt dazu Hoor. "Es gibt bereits viele gute Projekte. Doch was fehlt, ist die Vernetzung."

Koordiniert und vernetzt werden soll sowohl horizontal als auch vertikal, also zum einen auf Verwaltungsebene, aber auch zwischen Kreis, Verbandsgemeinden, Kommunen, Institutionen, Unternehmen und nicht zuletzt Bürgern. So nehmen derzeit 5000 Menschen aus dem Eifelkreis an einer Befragung der Uni Trier teil (der TV berichtete). Die dabei erfassten Einschätzungen und Bewertungen aller Lebensbereiche sollen bei der Zukunftsplanung genauso berücksichtigt werden wie die Erkenntnisse aus dem Projekt Zukunftscheck Dorf, an dem kreisweit mehr als 100 Gemeinden teilnehmen.

"Es ist aber keineswegs so, dass der Kreis die ganzen Aufgaben an sich reißt", betont Hoor. "Sondern der Kreis sieht sich eher als Kümmerer." Als jemand, der alle Projekte und Initiativen zusammenfasse. Man wolle kein weiteres Schubladen-Konzept erstellen, sondern so etwas wie einen Baukasten für die Kommunen, sagt Streit. "Jeder sucht sich raus, was er braucht, und arbeitet dann damit."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort