Motorisierter Rodeo-Reiter: Kyllburger ist ein Ben Hur des neuen Jahrtausends

Kyllburg · Motorsport hat viele Facetten und mitunter kann man sich gar nicht gegen die Gene wehren. Dann wird man ein richtiger Exot zwischen Kolben und Kerzen. Ähnlich erging es dem Kyllburger Torsten Kandels, der heute einer der wagemutigsten und besten Autocrosser im Südwesten ist.

 Bei Autocross-Rennen kämpfen die Piloten, wie der Kyllburger Torsten Kandels, auf staubigen, engen Schotter-Pisten mit ihren Buggys im harten Zweikampf um Punkte und Pokale. Fotos (2): Klaus Altendorf

Bei Autocross-Rennen kämpfen die Piloten, wie der Kyllburger Torsten Kandels, auf staubigen, engen Schotter-Pisten mit ihren Buggys im harten Zweikampf um Punkte und Pokale. Fotos (2): Klaus Altendorf

Foto: Frank Auffenberg (aff) ("TV-Upload Auffenberg"

Kyllburg. Schuld im besten positiven Sinne war eigentlich der Herr Papa. Johannes Kandels aus Karlshausen war zu seiner sportlichen Hoch-Zeit ein Schotter-Artist auf vier Rädern, der es mit den Besten in Europa aufnahm. Der Mann aus der Südwest-Eifel bestritt erfolgreich Läufe zum Autocross-Europapokal. Sein Sohn Torsten gehörte dann irgendwann fast schon zwangsläufig zu dieser Generation "Ben Hur des neuen Jahrtausends", die mit den abenteuerlichsten, selbst gefertigten Buggys über die staubigen Arenen rasen, springen, driften, fliegen.

In der Deutschen Autocross-Szene hat sich der 34-jährige Konstruktions-Mechaniker, der mit seiner Freundin in Kyllburg lebt, inzwischen einen Namen gemacht. Das aktuelle Auto, in Teamarbeit mit vielen Kumpels, Helfern, Schwester Cora und Freundin im gemeinsamen Team in der eigenen Werkstatt in Kyllburg zusammengeschweißt, bestand seine Feuertaufe vor drei Jahren.
Nach der schnellsten Trainingszeit bestritt Torsten seine erste komplette Saison. Im Jahr 2013 wurde er bereits Südwestdeutscher Meister seiner Klasse, also bei den Buggys (offene Fahrzeuge Marke Eigenbau) bis 1600 ccm Hubraum.

"Erfolg macht natürlich Lust auf mehr", sagt er heute. Und so war der nächste Schritt, der Weg in den Lizenzsport der Autocrosser und damit in die Deutsche Autocross-Trophäe, quasi vorgezeichnet. Gemeinsam mit seinem Team professionalisiert er sein Hobby immer mehr.

Torsten Kandels und sein Buggy sind auf einschlägigen Ausstellungen und Fachmessen zu sehen. Fahrer und Fahrzeug werden vermarktet, bieten sich als Werbeträger an, werden zu einem Label in der Szene. Zu den Schauplätzen der Deutschen Autocross-Trophäe gehört auch der bei den Szene-Kennern angesehene und als schwierig eingeschätzte Kurs in den "Krautscheider Laachen."

Dort wurden schon in den 1970er Jahren Cross-Rennen gefahren. Krautscheid, der kleine Eifel-Ort, stand für europäischen Motorsport der ganz besonderen Abenteuer-Spezies. Tausende kamen, wenn das Dorf rund um die Osterfeiertage herum förmlich im Staub versank.Gemeinschaft pflegt die Strecke


"Die Bahn in Krautscheid ist heute 850 Meter lang. Die Veranstalter-Gemeinschaft pflegt den Kurs. Die ausschließlich aus reinem, losem Schotter bestehende Arena ist breiter und für die Zuschauer einsehbarer geworden", beschreibt Kandels seine Heim-Arena.

Kein Wunder, dass dort im wahrsten Sinne der "Punk abgeht", wenn sich die Männer mit ihren fliegenden offenen "Hasenkästen" mit einer Spitzengeschwindigkeit von etwa 90 km/h nur um Zentimeter voneinander getrennt um "die Ohren" fahrenDas Herz von Torstens Buggy besteht aus zwei Suzuki-Motoren, die als reine Sauger ohne Turbo- oder Kompressor-Aufladung etwa 300 PS bei 14 500 Umdrehungen pro Minute generieren. Der Bändiger des fliegenden Gitterrohr-Gestells muss gegen die direkte Konkurrenz (meist etwa 20 Teilnehmer) ein Zeittraining über drei Runden, zwei Qualifikations-Rennen und ein Finale bestreiten. Das erfordert an einem Renn-Wochenende Kondition, Konzentration, aber auch viel technische Kenntnis vom Auto und den Jungs, die schrauben können und wollen.

Die Saison-Eröffnung am vergangenen Wochenende in Krautscheid verlief noch nicht so ganz nach dem Wunsch von Torsten Kandels und seinem Team. Technische Probleme beim Antrieb verhinderten den ganz großen Erfolg.
Aber die Saison ist ja noch lang und in den Krautscheider Laachen werden der "Ben Hur des neuen Jahrtausends" und seine wagemutigen Kollegen mit ihrem brüllenden Ungetüm auch in diesem Jahr noch einmal aufschlagen.Extra

 Torsten Kandels

Torsten Kandels

Foto: Frank Auffenberg (aff) ("TV-Upload Auffenberg"

Autocross-Rennen werden in der Regel mit Cross-Einsitzern (offene Buggys oder geschlossene Tourenfahrzeuge auf der Basis eines Gitterrahmens) ausgetragen. Diese ganz besondere Form des Motorsports ähnelt dem eines so genannten Trial im Motorrad-Sport. Das heißt: Gefahren wird auf kleinen, überschaubaren Kursen von ein paar hundert Metern Länge mit losem Untergrund. Die Fahrzeuge werden wahlweise nur auf einer Achse (Front- oder Hinterradantrieb) angetrieben oder verfügen sogar über Allradantrieb. Unterschieden wird in Hubraumklassen (ja nach Klasse entweder bis 1600 ccm oder 4000 ccm). Angetrieben werden die Eigenbau-Fahrzeuge von hoch drehenden, meist vierzylindrigen reinen Saugmotoren oder von Motoren mit Turbo- oder Kompressor-Aufladung. Gefahren werden sowohl nationale wie auch internationale Meisterschaften. Federführend in Deutschland ist der Deutsche Autocross-Verband (DAV). jüb

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