Mütter und Väter wollen Klinken putzen

Speicher · Nach den abgelehnten Anträgen, in Speicher eine Integrierte Gesamtschule (IGS) oder eine Realschule plus einzurichten (der TV berichtete), droht die Schließung des Schulzentrums. Eltern ergreifen nun die Initiative.

 Die Gründer der Elterninitiative zur Rettung des Speicherer Schulzentrums mit Hauptschulrektor Otto Böcker (Zweiter von rechts). Am Plakat: Jasmin Krämer und Lothar Heidgen. TV-Foto: Sven Eisenkrämer

Die Gründer der Elterninitiative zur Rettung des Speicherer Schulzentrums mit Hauptschulrektor Otto Böcker (Zweiter von rechts). Am Plakat: Jasmin Krämer und Lothar Heidgen. TV-Foto: Sven Eisenkrämer

Speicher. Die Eltern aus Speicher wollen ihr Schulzentrum retten. Einige aus diesem Kreis haben sich zusammengetan und eine Elterninitiative gegründet, um den Schulstandort zu sichern. Denn dieser steht derzeit vor einer ungewissen Zukunft (siehe Hintergrund).Wie berichtet trafen sich die Eltern - allesamt von Hauptschulkindern - Ende vergangener Woche erstmals mit Otto Böcker, dem Rektor der St.-Michael-Hauptschule in Speicher, um das gemeinsame Vorgehen abzustimmen. "Wir wollen nicht auf dem, was war, herumreiten", sagt Böcker in Anspielung auf aus seiner Sicht grobe Fehlentscheidungen, die zur Ablehnung der Anträge führten. Nun gehe es darum, nach vorne zu schauen und alles zu versuchen, dass Speicher Schulstandort bleibe.Ohne Grund schlechtgeredet

Der erste Schritt ist getan: Unter Federführung von Jasmin Krämer und Lothar Heidgen werden die Eltern nun "viele Klinken putzen müssen", sagt Heidgen. Und alle in der Runde sind voller Tatendrang. Ihnen ist wichtig, dass jeder erfährt, warum er sein Kind in Speicher anmelden sollte: "Diese Hauptschule wurde in den vergangenen Jahren vollkommen zu unrecht schlechtgeredet", sagt Petra Roth und bekommt dafür reichlich Zustimmung aus der Runde. Roth hatte ihren Sohn zuerst an einer anderen Hauptschule angemeldet, ihn dann aber zum Heimatstandort nach Speicher zurückgeholt. Ihm gehe es hier viel besser. Die eher kleine Schule sei unter anderem ein Garant für eine Betreuung, wie sich Eltern sie wünschen. "Diese Schule ist gut. Das muss man nur endlich mal den Leuten sagen", fordert Roth. Und die Eltern führen unzählige Argumente für diese These auf: Die Hauptschüler aus Speicher hätten vor allem in der näheren Umgebung deutlich bessere Chancen, nach der Schule einen Ausbildungsplatz zu finden. Von den Absolventen hier säße kaum einer auf der Straße. Bei Handwerksbetrieben in und um Speicher sei es mehr als einmal vorgekommen, dass der Abschluss an der St.-Michael-Hauptschule besser bewertet wurde als der an einer anderen Schule. Einige der Eltern wollen das bei ihren Kindern selbst erlebt haben. Überzeugungsarbeit nötig

Auch, dass die Kinder während ihrer Schulzeit bis zu vier Praktika in verschiedenen Unternehmen absolvieren könnten, sei ein großer Pluspunkt für die Schule. "Wo finden Sie dieses Angebot denn sonst?", fragt Petra Roth. Um nun möglichst viele Eltern potenzieller künftiger Schüler zu überzeugen, ihr Kind für eine Real schule plus oder bestenfalls sogar für eine Integrierte Gesamtschule in Speicher anzumelden, suchen die Initiatoren nun Mitstreiter. Auch und vor allem außerhalb des Kreises der Hauptschuleltern. Heidgen, Krämer und Co. werden in den kommenden Wochen Flugblätter und Plakate gestalten und an den Mann bringen. Und Rektor Böcker packt selbst mit an: "Wir werden in der ersten Schulwoche, am Freitag, 12. August, allen Eltern von möglichen Schulkindern aus Speicher und Umgebung hier an der St.-Michael-Hauptschule ein Forum geben. Ich werde an diesem Tag den Unterricht um punkt 12 Uhr beenden, werfe die Würstchen auf den Grill, und dann sprechen wir über unser Schulzentrum", verspricht Böcker. Die Lehrer der Schule werden sich währenddessen um die Kinder kümmern. Es soll der erste große Sprung hin zu einer dauerhaften Sicherung des Schulzentrums werden.Meinung

Eltern müssen ihr Bestes gebenWie die Ersten erkannt haben, liegt es jetzt zunächst allein an ihnen, das Speicherer Schulzentrum zu retten. Es müssen nun deutlich mehr als 50 Anmeldungen pro künftigem Schuljahr für eine Realschule plus her. Alle Eltern von potenziellen künftigen Speicherer Schülern müssen sich überlegen, ob sie sich über die Anmeldung ihres Kindes an der Sicherung des Schulstandortes beteiligen wollen. Das Klinkenputzen der Speicherer muss jedenfalls in einer konzertierten Aktion geschehen. Möglichst viele müssen sich nun zusammentun und ihr Bestes geben, müssen ihre Schule mindestens so gut verkaufen, wie sie tatsächlich zu sein scheint. Das ist die Grundlage für alles Weitere. s.eisenkraemer@volksfreund.de

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