Multicultural Awareness Day: Bunte Vielfalt statt Militärkluft auf der Air Base Spangdahlem (Fotostrecke/Videos)

Bitburg/Spangdahlem · Sonst tragen die Soldaten der US-Luftwaffe Uniformen, von Herkunft und Kultur sieht man dann nichts. Darum feiern sie zum zehnten Mal den Multicultural Awareness Day.

Multicultural Awareness Day: Bunte Vielfalt statt Militärkluft auf der Air Base Spangdahlem (Fotostrecke/Videos)
Foto: Nicolaj Meyer

Was ist eigentlich deutsch? Auf der Air Base in Spangdahlem ist deutsch am Donnerstag römisch. Die Römer waren schließlich auch mal in der Region und haben nicht nur Wein, Bäder und Wasserleitungen dagelassen. Deshalb tragen die zivilen Angestellten der US-Luftwaffe aus der Bundesrepublik Gewänder der alten Italiener und schenken guten Roten aus. Außerdem deutsch: Tontöpfern, Imkerei, Eierwaffeln - glaubt man der Auswahl der Aussteller auf dem Außengelände.
Mittelalter, Märchen oder Bayern waren Motti in der Vergangenheit, die Deutschland repräsentieren sollten. Die Merkmale einer Nation können vielfältig sein: Currywurst, Bier, gute Autos, Fußballpassion. Ihnen wird mühelos ein Brockhausband an Assoziationen für Deutsches einfallen.
Seit zehn Jahren tummeln sich um das Konferenzzentrum auf der Bitburger Air Base Familien, Angestellte oder Soldaten, um auf Vielfalt aufmerksam zu machen. Mit 10 Ständen, 50 Beteiligten verschiedener ethnischer Gruppen, und etwa 1000 Besuchern. Die tanzen, machen Sport und bieten kulinarische Köstlichkeiten an. Denn die USA sind ein Vielvölkerstaat und Schmelztiegel (Melting Pott) für zahlreiche kulturelle Einflüsse von Lateinamerika bis Asien. Klar, dass auch die Soldaten bunte Wurzeln haben - die eine Militär-Uniform aber verdeckt. Deshalb wird mit dem Multicultural Awareness Day ein großes Fest auf der Spangdahlemer Air Base gefeiert - auf deutsch: Tag der Aufmerksamkeit für Multikulturalität.
Viele haben heute die Militärmonturen abgelegt und gegen normale Straßenkleidung getauscht. Andere haben bewusst traditionelle Kleidung an und wiederrum ganz andere eine andere Art Uniform: Die sogennante Hispanic Culture Group trägt heute blaue Shirts. So wollen sie ihre Identität ausdrücken. Anders hier: "Aloha!" - heißt übrigens auf Hawai "Hallo" und "Tschüss" - sagt Lloyd Tumbaga (42). Er wirft allen an seinem Stand erstmal eine traditionelle Blumenkette um. Inklusive sind ein warmes Lächeln und Kulturzeugnisse aus Japan, wie eine Samurai-Kampfausrüstung. "Manchmal ist es hart so weit von zuhause weg zu sein", sagt der Soldat, der in der medizinischen Verwaltung arbeitet, und fügt an: "Dafür habe ich jetzt zwei Familien, die Familie in den USA und die Militär-Familie". Er findet es wichtig, die Vielfalt zu zeigen, die im Militär-Alltag oftmals versteckt bleibt. Warum er Soldat ist? "Das ist mein Weg, etwas zu bewirken".
"Ich finde es super, zeigen zu können, dass Deutschland mehr ist, als nur bayrische Klischees.", sagt Verena Kohl (35) zu ihrer Motivation. Sie ist als Römerin verkleidet und schenkt draußen für alle Gäste Wein aus. Imker Stefan Ehlenz (47) zeigt sein Bienenvolk im Glaskasten, Honig und Wachsstatuen. Der Bienenfreund tötet ansonsten hauptberuflich Insekten, "nur die schädlichen", sagt er: als Kammerjäger auf der Air Base. Manuel Aguiniga (21) bestaunt gerade die wichtigen Pollenverteiler und erklärt: "Ich finde es einfach cool, die verschiedenen Einflüsse zu sehen". Der Jungsoldat ist seit vier Monaten hier. Der Grund für die Berufswahl? Er brauche Geld für eine Ausbildung und schicke Geld an die Familie nach Hause.
Der Multicultural Awareness Day soll nicht nur für die Vielfalt werben, auch für Inklusion von Behinderten. Da gibt es dann einen Stand, an dem man sich in Blindenschrift versuchen kann oder lernt, dass Berühmtheiten wie George Washington auch mit Behinderungen einiges erreicht haben. Der ehemalige US-Präsident war Legastheniker. Auch wenn dieser besondere Tag nur intern gefeiert wird, möchten die Amerikaner sich nicht abschotten. Neben den vielen lokalen Ausstellern war so auch der Spangdahlemer Kindergarten sowie eine örtliche Jugendtanzgruppe für Showtänze zu Gast. Warum kein öffentliches Event? "Das würde den Zweck verfehlen, geht es doch um den inneren Zusammenhalt und gäbe Sicherheitsprobleme", sagt Pressesprecherin Iris Reiff. Im Gespräch mit einigen Soldaten wächst dann aber doch die Idee eines öffentlichen multikulturellen Fests außerhalb der Air Base.

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