Multikulti hinterm Zaun

Auf der Airbase Spangdahlem treffen unterschiedliche Kulturen zusammen, ohne dass im Alltag ein reger Austausch darüber stattfindet. Beim ersten "Cultural Diversity Day" wurden die Uniformen zur Nebensache, und die Herkunft der Kollegen wurde zur Grundlage eines multikulturellen Festes.

 Schüler der „Spangdahlem Elementary School“ stimmten mit dem Lied „A Better You, a Better Me“ auf den Begegnungstag ein. TV-Foto: Jens Klein

Schüler der „Spangdahlem Elementary School“ stimmten mit dem Lied „A Better You, a Better Me“ auf den Begegnungstag ein. TV-Foto: Jens Klein

Spangdahlem. (jk) In gewisser Weise ist es wie die Reise in eine etwas andere Welt. Sobald der Besucher das Haupttor der Airbase Spangdahlem hinter sich gelassen hat, erwartet ihn inmitten der Eifel ein kleines Stück Amerika. Zumindest fühlt es sich irgendwie ein bisschen so an, wenn viele Autos plötzlich deutlich größer sind und die Straße "Boulevard" heißt. Gleichzeitig schwingt in den ersten Minuten auch ein Gefühl des Unwohlseins mit: Immerhin handelt es sich bei der Airbase um ein Militärgelände, auf dem zahlreiche Kampfjets und rund 5300 "Airmen", wie die Soldaten der Airforce bezeichnet werden, stationiert sind.

Doch all das ist am Vatertag zweitrangig. Denn beim ersten "Cultural Diversity Day" auf einer US-Militärbasis in Europa steht der freundschaftliche Blick auf andere Länder und Kulturen im Vordergrund. Gerade beim Militär kommen Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammen und finden offenbar zu selten die Gelegenheit, sich untereinander auszutauschen. Was im Alltag fehlt, kann deshalb am Vatertag nachgeholt werden.

"Ich finde es sehr wichtig, weil dadurch die Augen für andere Kulturen geöffnet werden", sagt David Anderson, der seit vier Jahren in Spangdahlem arbeitet und zuvor im US-Bundesstaat Illinois stationiert gewesen ist.

Als Pen Cayetano mit seiner Band die Bühne im "Club Eifel" betritt und karibische Musik ertönt, beginnt Anderson sofort zu tanzen. Es sind die Klänge seiner Heimat. Zuvor hat er sich noch an einer Informationstafel über die Geschichte Thailands informiert.

Deutlich europäischer geht es dagegen im Fitness-Center der Airbase zu. Während Länder wie Italien und Ungarn dort nur in Form von informativen Broschüren vertreten sind, wird Deutschland etwas detailverliebter präsentiert. So befasst sich eine Geschichtsstunde am Nachmittag beispielsweise intensiv mit der Vergangenheit der Eifel-Gemeinde Spangdahlem. Vor der Halle steht ein traditioneller Händlerwagen aus Landscheid sowie ein Maibaum, der deutschen und amerikanischen Kindern aus dem Spangdahlemer Kindergarten morgens als Kulisse für ihren Maibaum-Tanz gedient hat.

Auch die Geschichte des eigenen Kontinents kommt beim "Cultural Diversity Day" nicht zu kurz. Die "Eifel Outlaws" tanzen zu Country-Musik, und Dawnae Smith erinnert im gleichen Raum mit einer kleinen Ausstellung an die indianische Bevölkerung Amerikas. "Ich möchte meine Tradition mit anderen teilen", sagt sie. Im "Brick House" werden die Gäste unterdessen nach Harlem entführt. Die Einrichtung gleicht einer Kneipe in dem New Yorker Stadtteil, der als Symbol für die afro-amerikanische Kultur weltbekannt ist. Ein Gospel-Chor sorgt dafür, dass von Spangdahlem bis nach New York plötzlich nicht mehr rund 6000 Kilometer zurückgelegt werden müssen, sondern bloß noch ein bisschen Fantasie vonnöten ist.

Die rund 40 Programmpunkte des interkulturellen Begegnungstags gipfeln am Nachmittag schließlich in einer Straßenparade. Damit wird jedoch auch der letzte Besucher wieder von der Realität eingeholt: Keine Karibik. Kein Harlem. "Cultural Diversity Day" auf der Airbase Spangdahlem in der Eifel.

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