Multikulti im Spielzimmer

Seit einem halben Jahr arbeitet Gaby Dämmer in der Kindertagesstätte St. Salvator in Prüm als "Interkulturelle Zusatzkraft". Sie soll Eltern und Kinder mit Migrationshintergrund unterstützen und integrieren.

 Multikulti im Kindergarten: Lutho Westerkamp, Aliyah Eichstädt (Mitte) und Luana Hoffmann haben sichtlich keine Berührungsängste. TV-Foto: Stefanie Glandien

Multikulti im Kindergarten: Lutho Westerkamp, Aliyah Eichstädt (Mitte) und Luana Hoffmann haben sichtlich keine Berührungsängste. TV-Foto: Stefanie Glandien

Prüm. Tanzen zu afrikanischen Rhythmen, russisches Theater spielen, türkische Lieder singen, deutsche Kinderbücher lesen: So sieht "interkulturelles Lernen" in der Kindertagesstätte in Prüm aus. Dort kümmert sich seit August vergangenen Jahres Gaby Dämmer um die Umsetzung des Landesprojekts.

Rund 80 Kinder springen, laufen, lachen und spielen täglich miteinander. Ein Drittel davon ist nicht deutscher Herkunft. Sie gilt es in Deutschland zu integrieren, ohne dass sie ihre kulturellen Traditionen und Lebensgewohnheiten aufgeben. "Ich leiste keinen muttersprachlichen Unterricht", stellte Gaby Dämmer klar, die zwar sechs Jahre in der Türkei gelebt hat, aber kein fließendes Türkisch spricht. "Wenn ich gut Türkisch sprechen würde, bestünde die Gefahr, dass ich mich verstärkt um die türkischen Kinder kümmern würde. So kümmere ich mich um alle Kinder - auch die Deutschen, und das finde ich besser", sagt sie. Jeden Tag besucht die Erzieherin eine andere Gruppe im Kindergarten und arbeitet mit allen Kindern situationsbezogen. Dazu gehören Rollenspiele ebenso wie das Erklären von Festen und Bräuchen. "Wir haben zum Beispiel zusammen das Zuckerfest gefeiert, das den islamischen Fastenmonat Ramadan beendet." Melden Eltern ein ausländisches Kind in der Tagesstätte an, macht sich die Erzieherin schlau über deren Kultur und Religion. "Kulturberücksichtigende Bewusstseinsarbeit" sei ihr wichtig, sagt sie. Dahinter verbirgt sich zum Beispiel, dass Unterschiede in der Herkunft und Sprache die Chance bieten, voneinander zu lernen und dadurch Vorurteile abzubauen. Laut Ergebnis einer Arbeitsgruppe zur Jugendgewalt auf der Innenministerkonferenz Anfang vergangenen Jahres hat jeder dritte Jugendliche Vorurteile gegen Einwanderer.

Deshalb richtet Gaby Dämmer ihr Augenmerk auf vorurteilsbewusstes Handeln. Fairness und Gerechtigkeit lassen sich auch im Kindergartenalter lernen. In einem katholischen Kindergarten spielt natürlich auch die religionssensible Erziehung eine Rolle. Neben dem katholischen Glauben werden auch andere religiöse Traditionen besprochen. "Die Präsenz kultureller Vielfalt sollte nicht als Problem wahrgenommen werden, sondern als Chance, einen selbstverständlichen Umgang mit anderen Menschen und ihren Kulturen zu erlernen", sagt sie. Gaby Dämmer sieht sich im Erzieherinnen-Team nicht als Einzelkämpferin: "Ohne Mitarbeit des Teams geht es nicht", stellt sie klar. Auch die Eltern werden regelmäßig in ihre Arbeit mit einbezogen. Die Erzieherin zieht nach einem halben Jahr interkulturellen Lernens positive Bilanz. "Die Eltern sind offener geworden." Geplant ist, die Arbeit der Kindertagesstätte Prüm öffentlicher zu machen, etwa bei einem Fest wie dem Prümer Sommer.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort