Munitionsfund in der Kyll

Lissendorf/Prüm · Fast zehn Kilogramm Gewehrmunition hat ein zwölf Jahre alter Junge beim Spielen in der Kyll bei Lissendorf gefunden. Obwohl die 1944 hergestellten Patronen fast 70 Jahre auf dem Buckel haben, sind sie noch gut erhalten, sogar der Pappschachtel-Aufdruck ist noch lesbar.

 Die in der Kyll gefundene Gewehrmunition ist gut erhalten. Sogar das Schild ist lesbar. Foto: privat

Die in der Kyll gefundene Gewehrmunition ist gut erhalten. Sogar das Schild ist lesbar. Foto: privat

Keinen Schatz, sondern brisante Überreste aus dem Zweiten Weltkrieg hat ein zwölf Jahre alter Junge beim Spielen in der Kyll gefunden: Gewehrmunition für den Wehrmachts-Karabiner K 98, und zwar jede Menge davon. Insgesamt fast zehn Kilogramm, rund 200 Patronen, lagerten in Pappschachteln nahe der Kyllbrücke im Wasser. Ein außergewöhnlicher Fund, selbst für den Kampfmittelräumdienst (KMRD) Rheinland-Pfalz. "Es kommt schon ab und zu vor, dass eine solche Menge gefunden wird, aber nicht sehr häufig", sagt Eveline Dziendziol von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier, die für den KMRD zuständig ist.Kampfmittelräumer alarmiert


Eine weitere Besonderheit: Die Munition, die 1944 hergestellt wurde, ist gut erhalten. Die Schachteln, in denen sie lagerten, sind nicht verrottet, nur ein bisschen feucht geworden. Die Patronen sind nur wenig verrostet, und sogar die Etiketten sind noch lesbar, wenn auch die Inschrift mit vielen Abkürzungen heute kaum noch jemand versteht. "15 Patronen S. m. E." steht beispielsweise für "Spitzmantel mit Eisenkern". Rund zwanzig davon habe sein Sohn ihm auf den Küchentisch gelegt, berichtet der Vater des Jungen, der namentlich nicht genannt werden möchte. "Und dann hat er gesagt, da ist noch mehr." Er habe umgehend den Kampfmittelräumdienst verständigt, damit die Munition entsorgt wird.
Der Vater vermutet, dass Unbekannte sich dieser Altlasten erst kürzlich bei einer Entrümpelung entledigt haben. "Die Schachteln waren da einfach nur reingeworfen, nicht vergraben", sagt er. "Nicht einmal die Papierschildchen waren aufgeweicht." Lange könnten sie nicht dort gelegen haben. "Dieser Verdacht liegt nahe, aber wir können da nur spekulieren", sagt Dziendziol. Deshalb habe man auch die Polizei Prüm hinzugezogen. Die Beamten haben den Fall aufgenommen, aber weitere Ermittlungen wurden nicht veranlasst, sagt Fernand Spartz von der Polizei Prüm. Mehr könne er dazu nicht sagen. Zumal die Patronen mittlerweile vom Kampfmittelräumdienst entsorgt worden seien. Anders als bei Blindgängern geht von solcher Gewehrmunition keine unmittelbare Gefahr aus, sagt die Sprecherin der Aufsichtsbehörde, "solange man sich nicht daran zu schaffen macht". Man sollte auf keinen Fall versuchen, die Patronen selbst mit Werkzeug zu öffnen.Extra

Im Wald und am Bach spielen ist toll, da kann man so wunderbar auf Schatzsuche gehen, und fast immer findet man etwas. Doch ihr müsst auch aufpassen. Denn gerade hier in der Eifel wurde vor 70 Jahren heftig gekämpft, und noch immer liegt ganz viel Munition herum, die damals einfach weggeworfen wurde. Oder Granaten, die nicht losgegangen sind. Wenn ihr also beim Buddeln auf Metallteile stoßt, ruft am besten sofort die Eltern und versucht nicht, die Dinger selbst auszugraben. Denn auch wenn sie verrostet sind, können diese Blindgänger immer noch explodieren und euch schwer verletzen. Deshalb immer Vorsicht bei der Schatzsuche! chExtra

Immer wieder stoßen Kriminalbeamte auf Munition und illegale Waffenlager. Erst im Juni stellten Polizisten in einem Haus im Vulkaneifelkreis Weltkriegsmunition sicher. Damit verstieß der Waffenliebhaber gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, ein Delikt, das mit bis zu fünf Jahren Haft belegt werden kann. Im April fand ein Spaziergänger bei Daun-Waldkönigen eine Panzerfaust und fünf Granaten aus dem Zweiten Weltkrieg. Wer Munition, Granaten oder Ähnliches findet, ob in der freien Natur oder bei der Entrümpelung eines Speichers, sollte umgehend den Kampfmittelräumdienst informieren, damit das mitunter gefährliche Gut fachgerecht entsorgt werden kann. ch

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