Musik, Mädchen und Mützen

WAXWEILER. Den Grundstein für die Weiterentwicklung des Musikvereins "Lyra Waxweiler" setzten Rudolf Irsch und Klemens Kockelmann. Für ihr Engagement und ihre Verdienste in der Jugendarbeit wurden sie vom Landesmusikerverband mit der Ehrennadel in Gold ausgezeichnet.

Zwei Weggefährten, die mehr als zwei Dinge verbinden: Rudolf Irsch und Klemens Kockelmann kennen sich schon fast ihr ganzes Leben, und ihr Herz schlägt für den "MV Lyra". Was sie besonders verbindet, sind neben der Liebe zur Musik und zum Lehrerberuf die gemeinsam gewonnenen Schlachten für ihren Verein, für dessen Fortbestand sie sich immerhin seit über 30 Jahren engagieren. "Es war eine sehr schöne aber manchmal eben auch schweißtreibende Aufbauarbeit", sagen die beiden Blasmusiker. Vor allem, als Mädchen in die damalige Männerdomäne integriert werden sollten. Der "Neu-Waxweiler" Kockelmann hatte keinen leichten Stand: Nicht nur, dass er mit seinem Lieblings-Instrument, dem bei "Lyra" verpönten Saxophon, aufkreuzte, nun sollten auch noch talentierte Mädchen und Frauen in die Hörner blasen. Diese waren damals allenfalls als Ehrendamen zur Begleitung von Musikzügen zugelassen. Mit seinen "revolutionären Vorschlägen" machte sich der gebürtige Pronsfelder zunächst keine Freunde. Heute kann er darüber lachen. Auch dem letzten Konservativen sei heute klar, dass ohne die Mädels der Fortbestand des Orchesters nicht hätte gesichert werden können. "Doch Anfang der 70er Jahre flogen im Prümtal die Fetzen", erinnern sich Kockelmann und Irsch an die verbalen Gefechte. Damit ging Waxweiler in die Geschichte ein. Denn der MV "Lyra" war einer der ersten Musikvereine in der Region, der die Frauen akzeptierte und tolerierte. Begeisterung für Posaune ließ auf sich warten

Den Grundstein hatte Kockelmann 1969 in seiner Lehrerfunktion in der Hauptschule gesetzt, als er die AG Blasmusik ins Leben rief und mit dem Aufbau eines Jugendorchesters im MV "Lyra" fortsetzte. Fünf Jahre später wechselten die jungen Musikerinnen und Musiker zu Rudolf Irsch, der neben seiner späteren Dirigenten- und Chorleitertätigkeit bis heute in der Jugendarbeit für den Verein aktiv ist. Unterstützt von den jeweiligen Schulleitern, arbeiteten die Lehrerkollegen stets Hand in Hand. "Irgendwann sagte Klemens zu mir, ich solle Posaune spielen", erinnert sich Rudolf Irsch. Zunächst war der heute 62-Jährige nicht begeistert. Kockelmann ließ nicht locker, und Irsch erlernte den Umgang mit der Posaune. Klemens Kockelmann hatte zu der Zeit schon mehr als zehn Jahre Erfahrungen mit der Blasmusik in seinem Heimatort Pronsfeld gesammelt. "Als mir mit 15 Jahren endlich die Musiker-Mütze passte, durfte ich in den Verein eintreten", erzählt er. Das war 1958 - damals trugen die Aktiven noch Kopfbedeckung. Mit der Musikermütze auf dem Kopf und seinem geliebten Saxophon im Koffer fiel der Startschuss in die musikalische Laufbahn. "Das Musizieren im Orchester möchte ich nicht missen", sagt der 62-Jährige. Er hat nicht nur musiziert, sondern sein Wissen weitergegeben und als Vorsitzender des MV "Lyra" Waxweiler 20 Jahre lang die Geschicke des Vereins geleitet. Abgeschlossen hat er seine Arbeit mit einer 273 Seiten starken Chronik. Musik und Jugendarbeit führten Irsch und Kockelmann immer wieder zusammen. Sie organisierten Ferienfreizeiten in Bayern und in die nahe Umgebung. "Hier wurden Freundschaften fürs Leben geschlossen", sagt Karin Junghölter, eine der damaligen Teilnehmerinnen. "Dass der Verein heute so gut dasteht, ist Rudolf zu verdanken", zieht Kockelmann bescheiden Bilanz und fügt hinzu, "er hat vorbildliche Aufbauarbeit geleistet". Und das Erfolgsrezept verrät er auch: "Bei uns im Verein wurden keine Stars geboren, sondern die Kameradschaft gepflegt." Die Gleichbehandlung schweißte die Musiker zusammen. Und das ist bis heute oberste Prämisse.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort