Kreismusikschule Musik machen und nicht darüber reden

Rittersdorf · Die Musikschule Bitburg-Prüm feiert in diesem Jahr das 50-jährige Bestehen. Wolfgang Klesius unterrichtet dort seit 35 Jahren Klavier und hat viel erlebt.

 Wolfgang Klesius an seinem Flügel.

Wolfgang Klesius an seinem Flügel.

Foto: TV/Nora John

Der große Yamaha-Flügel ist der Blickfang im Wohnzimmer. Aber bei Wolfgang Klesius ist das schwarz glänzende Musikinstrument natürlich nicht als Dekoration gedacht, sondern es ist sein Arbeitsgerät. Wolfgang Klesius ist Pianist und seit 35 Jahren Lehrer bei der Musikschule Bitburg-Prüm.

55 Schüler unterrichte er in der Woche, sagt Klesius. Die kommen natürlich nicht alle zu ihm nach Hause. Er fährt viel über Land, da der Unterricht häufig an allgemeinbildenden Schulen an unterschiedlichen Standorten stattfindet. Unter seinen Schülern seien Kinder von wohlhabenden Menschen, aber auch solche, deren Eltern ein geringes Einkommen haben. „Das geht durch alle Schichten“, sagt Klesius. Deshalb versuche man bei der Musikschule, die Preise moderat zu halten. So gebe es beispielsweise Sozialermäßigung oder Ermäßigung für Geschwister. „Wir wollten nie eine Eliteschule sein“, sagt Wolfgang Klesius.

Zu Beginn dauere eine Stunde meist 25 Minuten, wer das Instrument schon besser beherrsche, könne auch 50 Minuten lernen. „Das hat mit der Konzentrationsfähigkeit zu tun“, sagt der gebürtige Bitburger.

Seine Schüler fangen meist nach der musikalischen Früherziehung und dem Musikgarten, bei denen die Schule Rhythmusgefühl und das Lesen der Noten vermittelt werden,  mit dem Klavierunterricht an. Seine jüngste Schülerin sei dreieinhalb Jahre alt gewesen. Auch erwachsene Schüler seien dabei, die machen aber nur etwa fünf Prozent aus.

Die größte Schwierigkeit beim Klavier sei die Koordination, weil die linke Hand etwas anderes spielt als die rechte, und das über das ganz Tastenfeld. Klesius vergleicht dies mit den Blasinstrumenten. Dort sei es zunächst einmal schwierig, überhaupt einen Ton zu erzeugen, die Hände bleiben aber während des Spiels weitgehend an einer Stelle.

Doch so oder so, auch die Schüler von Klesius müssen das tun, was alle Musikeleven tun müssen: Sie müssen üben. Und das erfordere eine Menge Disziplin, sagt der Klaiverlehrer. Und anders als beispielsweise bei Blasinstrumenten, die meist im Verein gespielt werden, seien Pianisten „Einzelkämpfer“. Klesius rät Eltern deshalb auch, das Klavier dort zu platzieren, „wo das Leben spielt“. Kein Kind behalte die Motivation, wenn es in einem abgelegenen Raum oder gar im Keller üben müsse. Allerdings halten nicht alle Schüler das mit dem vielen Üben durch und hören irgendwann wieder auf. Aber 54 Schüler von Klesius hätten ein Musikstudium abgeschlossen, erzählt er nicht ohne Stolz. Diese habe er bei der Studienvorbereitung auch fit gemacht für die Aufnahmeprüfung. Denn dort sind nicht nur die Fertigkeiten am Instrument gefragt, sondern auch Harmonielehre und Gehörbildung.

In den 35 Jahren, in denen Klesius jetzt schon für die Musikschule arbeitet, habe sich viel verändert, erzählt er. Das fange schon bei der Musik an. Lag der Schwerpunkt früher hauptsächlich auf Klassik, so werde heute viel moderne Musik gespielt. „Die Kinder sind heute selbstbewusster und haben Wünsche, die fordern etwas. Oft schlagen sie auch Lieder vor, die sie auf Youtube gehört haben“, sagt der Musiklehrer.

Er selbst hat als Siebenjähriger mit der Musik begonnen. Sein Opa war Organist, und es habe ihn immer fasziniert, dass der Opa bestimmen konnte, wann und was die Menschen in der Kirche singen. Und dann war auch der Berufswunsch schnell klar. Nach dem Abitur ging Klesius nach Köln, um dort Musik zu studieren. Noch während des Studiums sei ihm vom dem damaligen Musikschulleiter Helmut Klinkhammer eine Stelle als Musiklehrer angeboten worden. Ein Angebot, das er damals gerne annahm, und diesen Schritt habe er bis heute nicht bereut. Er habe immer schon sein Kinder unterrichten wollen. Und daneben bestand auch der Wunsch, selber Konzerte zu geben. Das bekommt der Pianist heute gut unter einen Hut. Die zehn bis zwölf Konzerte im Jahr, die er im Umkreis bis zu etwa 500 Kilometern gibt, legt er bewusst in die Ferien, um den Schülern einen regelmäßigen Unterricht gewährleisten zu können. Unterricht an öffentlichen Schulen war für ihn nie eine Option: „Ich möchte Musik machen und nicht darüber reden.“

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