"Muzik als Theater"

WOLSFELD. (red) "Saalü!", das Heimatvarieté in alten Dorfsälen, läuft und läuft .... und wird in diesem Jahr 13 Jahre alt. Am Freitag, 10. November, gastiert "Saalü!"um 20 Uhr im Gasthaus Schneider in Wolsfeld.

Seit 1994 ist die Veranstaltung des Ministeriums für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur in Zusammenarbeit mit dem Kulturbüro der Birkenfelder Eisenbahn GmbH in fast 250 Dörfern von Saal zu Saal gewandert. Dieses Jahr ist das Dorfsaalspektakel mit neuen Geschichten aus Dorf und Saal vom 8. November bis zum 3. Dezember unterwegs. Neben den vielen großartigen Akteuren aus den Dörfern konnte Projektleiterin Martina Helffenstein dafür die drei wunderbaren Rückwärtsdenker von Ars Vitalis gewinnen. Für "Saalü!" haben sie sich mit Wolfgang Müller einen Geradeaus-"Frauenversteher" als Moderator ins Boot geholt. Zusammen erzählen sie Geschichten aus Dorf und Saal, die so noch niemand erzählt hat. "Wenn Samuel Beckett, Ernst Jandl, Charlie Chaplin und Louis Armstrong gemeinsam Kleinkunst gemacht hätten", so schreibt die Süddeutsche Zeitung, "dann wäre vielleicht herausgekommen, was Ars Vitalis seit einem Viertel-Jahrhundert auf die Bühne zaubert": "Muzik als Theater". Ein Drama nämlich, in dem fortwährend mit konzentrierter Ironie und unbändiger Lust die Grenzen zwischen Theater, Musik und Sprache überschritten werden. Und das mit atemberaubender Musikalität, perfektem Timing und einer sorgfältig überlegten Körpersprache. Bühnenshow und Wortwitz entwickeln sich bei Ars Vitalis aus fast nichts - wie Langsamkeit. Doch "Eher Muzik - als Theater" prägt das Programm. Eine aufregende Mischung aus allem, was schön ist und wahr ist. Hardrock-Phrasen, Free-Jazz- oder Neue-Musik-Brocken fliegen herum - und sind plötzlich ein Flamenco der Lust im schmissigen Bossa-Nova-Rhythmus mit ekstatischem Tango-Schmacht-Schmelz samt Rolling-Stone-Hype. Instrumente sind Stimme, Trompete, Saxofon, Klarinette, Gitarren, Ukulele und Schlagzeug. Aber auch Trillerpfeifen, Weingläser, Luftballons, Papier und nicht zuletzt Pausen. Der Umgang damit ist stets von großer Virtuosität. Nun stehen Ars Vitalis als professionelle Falschspieler auf dörflichen Bühnen. Gescheiterte Weltstars. Irgendwas ist schief gegangen und alles ein wenig aus den Fugen geraten. Das Outfit, die Rhythmen und vor allem die gegenseitige Verständigung. Aber da hilft mit einer Neigung zu hemmungsloser Kommunikation Herr Müller. Der aberwitzig wandlungsfähige Improvisationskünstler führt charmant durch einen Abend voller Überraschungen.

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