Mysteriöser Transport

Mehrere mit Uranhexafluorid beladene Transporter sorgen in Prüm weiterhin für Aufsehen. Wie die Polizei berichtet, sind die LKW nicht durch die Prümer Innenstadt gefahren.

Prüm. Sechs niederländische LKW, abgestellt auf dem Parkplatz an der B 51 bei Olzheim. Auf den Lastwagen gefährlich aussehende Transportbehälter. Schilder warnen vor Radioaktivität, als "Uranhexafluorid" wird der Inhalt auf den Behältern bezeichnet. Kein alltäglicher Transport. Wo kam er her? Wo fuhr er hin? Auf welcher Strecke? Fragen, auf die es noch keine überzeugende Antwort gibt.

Die Prümer Einwohner sind alarmiert. Es steht die Befürchtung im Raum, die Lastwagen könnten mit ihrer brisanten Fracht durch die enge Innenstadt gefahren sein, wie derzeit der gesamte Verkehr. Denn bei Olzheim ist die Bundesstraße 51 für die aus Richtung Köln kommenden Autos und LKW gesperrt. Die Umleitung führt über die B 265 und die Tafel direkt vor der Basilika vorbei.

Die Polizei verneint. Der Transport sei "definitiv nicht" durch die Innenstadt gefahren, sagt Pressesprecher Reinhard Rothgerber. Die Lastwagen seien von Süden nach Norden unterwegs und daher von der Umleitung bei Olzheim nicht betroffen gewesen. Genauer will man vonseiten der Polizei die Route nicht bekanntgeben - um Störungen des Transports zu vermeiden, heißt es. Das Bundesamt für Strahlenschutz spricht von einem Transport von Frankreich in die Niederlande. Laut einer Stellungnahme des Innenministeriums ist der Transport in Frankreich genehmigt worden.

Vor zwei Jahren hatte ein solcher Transport von Uranhexafluorid auf dem Bahnhof in Trier-Ehrang einen Großeinsatz der Rettungskräfte ausgelöst. Die Waggons hatten dazu geführt, dass der Großflächendetektor einer angrenzenden Schrottverarbeitungsfirma radioaktive Strahlung meldete. Bei der Überprüfung des Zuges wurde aber festgestellt, dass die Strahlung deutlich unter den zulässigen Grenzwerten lag.

Meinung

Aufklärung muss her

Die niederländischen LKW mit ihrer brisanten Fracht haben eins verursacht, was sie definitiv nicht haben wollen: öffentliches Aufsehen. Normalerweise ziehen es die Transporteure von radioaktivem Material vor, im Geheimen zu arbeiten. Informiert wird nur über das Nötigste, und die Wenigsten wissen Bescheid, wann welche Transporte anstehen. Wird durch einen Zufall doch einmal ein Transport öffentlich, werden unbequeme Fragen gestellt: Wo kam er her, wo fährt er hin? Auf welchen Routen? Wie oft rollen sie über die Straßen der Region? Und warum werden nicht zumindest die lokalen Behörden und Rettungsstellen vorab informiert? Auf diese Fragen muss es Antworten geben. Und zwar bald. Es kann nicht sein, dass gefährliches Material vor der eigenen Haustür vorbeikutschiert wird, und niemand weiß Bescheid. c.brunker@volksfreund.deEXTRA Uranhexafluorid (chemisch UF6) ist schwach radioaktiv, nicht brennbar und kann bei Unfällen nicht explodieren. Es reagiert aber sehr heftig auf Wasser, beispielsweise die Luftfeuchtigkeit. Bei der Reaktion entsteht unter anderem die ätzende und hochgefährliche Flusssäure. Bei Unfällen geht hiervon die größte Gefahr aus. Das Uran selbst (in diesem Fall das Reaktionsprodukt Uranylfluorid) ist in seiner Giftigkeit mit Blei oder Cadmium zu vergleichen. Bislang sind aber bei den Transporten noch keine Unfälle registriert worden. (ch)

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