Nabu-Kritik: Mainz agiert konzeptlos

STROHN. Rund 80 Delegierte des Naturschutzbundes (Nabu) in Rheinland-Pfalz nahmen an der Landesvertreterversammlung in Strohn (Kreis Daun). Intensiverer Umweltschutz und massive Kritik an den Mainzer Wirtschafts- und Umweltministerien standen im Mittelpunkt der Veranstaltung.

Dass die Landesvertreterversammlung des Nabu in einer der schönsten Landschaften Deutschlands stattfand, darüber waren sich die Delegierten einig: "Wir tagen mitten in einem möglichen neuen Naturpark Vulkaneifel mit einer fantastischen Naturausstattung", lobte Landesvorsitzender Siegfried Schuch den Veranstaltungsort im Strohner Bürgerhaus und rief die versammelten Naturschützer auf, die Pausen zu einem Abstecher zum gegenüber liegenden Direktvermarkter mit Mutterkuhhaltung zu nutzen.Auch die Bundestagsabgeordnete Ulrike Höfken (Grüne) betonte, die Eifel habe Strahlkraft, und die Landtagsabgeordnete Astrid Schmitt (SPD) freute sich, dass mehr Kommunen als ursprünglich erwartet Interesse an einer Vernetzung mit dem geplanten Naturpark bekunden: "Adenau und Mayen sind mit im Gespräch."Doch das kein Grund zur Euphorie in Sachen Natur- und Umweltschutz im Lande besteht, machte Siegfried Schuch in einer kritischen Rede klar.Die Politik aus Mainz sei eine "Verpackung ohne Inhalt", die geprägt sei von Konzeptionslosigkeit und dem Fehlen eines in anderen Bundesländern existierenden Naturschutzprogramms: "Die Landespolitik steht diametral entgegengesetzt zu den Zielen des Nabu." Das Wirtschaftsministerium, das auf Intensivierung und Großflächigkeit der Agrarwirtschaft setze, "übertrifft unsere schlimmsten Befürchtungen".Kritik an "Blockadehaltung"

Eine regelrechte Blockadehaltung der Landesregierung sei etwa in Sachen Umweltlotterie zu verzeichnen. Auch gebe es keine Rechtssicherheit bei der EU-gemäßen Umsetzung von FFH-Richtlinien: "Da drohen dem Land wegen Verstößen gegen europäisches Recht massive Sanktionen."Die Einsparungen beim Landespflegegesetz beträfen vor allem den Biotopschutz, doch das sei "absolut unangebracht, denn das zerstört das Vertrauen bei der Landwirtschaft". Der Erwerb von Naturschutzflächen sei vom Land aus auf Null gefahren worden - ehrenamtlich arbeitende Verbände wie der Nabu müssten nun auf Kosten ihrer Mitglieder geeignete Flächen ankaufen: "Das ist keine Stützung des Ehrenamtes, sondern eine Behinderung."Um effektiver arbeiten zu können, ist die Einrichtung von mit hauptamtlichen Kräften besetzten Regionalgeschäftsstellen in der Diskussion: Wir prüfen, ob das auch für den Bereich Vulkan- und Südeifel machbar ist, etwa in Verbindung mit dem kommenden Naturpark", erläuterte Josef Wagner, Vorsitzender der Nabu-Gruppe Daun, den Stand der Überlegungen.Schon beschlossen ist die Gründung einer Nabu-eigenen Stiftung "Naturerbe Rheinland-Pfalz", in die zunächst die Mitglieder einzahlen, um das Startkapital zu bilden.Es wird davon nichts in die Verwaltung fließen, sondern alle Mittel kommen direkt dem Naturschutz, vor allem dem Geländeankauf, zu Gute. "Vor allem für Firmen, aber auch für Privatpersonen, ist das eine Möglichkeit für soziales Sponsoring, wenn sie sicher sein wollen, dass 100 Prozent der Spenden dort ankommen, wo Sie es wollen", so Wagner.Weitere Themen der Landesdelegiertenversammlung waren das Projekt "Regionen aktiv", Kritik an der derzeit praktizierten Flurbereinigung ohne ökologische Folgeabschätzung, und die FSC-Zertifizierung von Forstbetrieben. Im Bereich Daun sind bereits Wälder in Steiningen, Ellscheid und Demerath nach dieser strengen ökologischen Richtlinie ausgezeichnet, das Holzwerk Tombers in Mehren arbeitet nach diesen Kriterien. "Im Gegensatz zur gängigen und kaum kontrollierten PEFC-Klassifizierung gewährleistet FSC die Dynamik und Struktur natürlicher Waldgesellschaften", schilderte Christoph Heinrich die hohen Standards der alternativen Zertifizierung, mit dem sich Forstbetriebe und Holzverarbeiter ein wichtiges Marketingelement für umweltbewusste Kunden sicherten.

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