Hochwasser Vier Wochen nach dem Hochwasser

Bitburg-Stahl · Ungezählte Helferinnen und Helfer haben sich in der Region Tag für Tag den Folgen der Hochwasser-Katastrophe gestellt. Aber wie sieht es inzwischen in den Gemeinden aus? Wie die Hilfsaktionen abliefen und was noch vom Hochwasser bleibt, erfahrt ihr hier.

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Foto: TV/Alexander Wittlings

„So etwas habe ich noch nie erlebt, in über 60 Jahren nicht“, sagt  Ortsvorsteher von Bitburg-Stahl  am  verwüsteten  Ufer der Nims.

„Als uns bewusst wurde, was passiert ist, haben wir sofort Helfer und Geräte organisiert. Das ging alles sehr schnell. Ein paar Stunden später hatten wir schon die ersten Container stehen. Bürokratie ist hier nicht im Spiel gewesen.“

Fast 100 Helferinnen und Helfer haben sechs Tage lang geschuftet. Eine 20 Tonnen schwere Erntemaschine ist angerückt, um Holz und Bäume wegzuschaffen. Vieles in Bitburg-Stahl ist inzwischen wieder im Lot. Aber eben nicht alles.

Der Sportplatz und dessen Vereinsheim sind beispielsweise nicht zu retten. „Das Gebäude ist nicht mehr zu gebrauchen und wird abgerissen. Auch der Platz hat sehr gelitten.  Stahl wird einen komplett neuen Sportplatz brauchen. Eventuell sogar an anderer Stelle“ sagt Heyen.

Bis ein entsprechender Antrag Gestalt annimmt, kann es aber noch dauern. In der Zwischenzeit will man auf die Sportanlage der ehemaligen US-Housing ausweichen.

Auch der Spielplatz an der Nims hat einiges abbekommen und an der Backes-Mühle wartet ebenfalls noch viel Arbeit. „Teilweise fehlte es uns bisher an kleinerem Gerät wie Baggern und Ähnlichem. Die Ufer werden uns noch lange beschäftigen“. Ein Helfertag am Samstag, 14. August, soll hier die Arbeiten weiter voranbringen.

Heyen sagt, dass ihn vor allem die Solidarität der Menschen überwältigt habe. „Da kamen Leute aus den Neubaugebieten, in denen ja kaum etwas passiert ist. Sie haben gesehen, dass Not am Mann ist. Ein solches Maß an Zusammenhalt hätte ich nicht erwartet.“

Die Dankbarkeit ist groß. Ende August will man in Stahl auch ein Helferfest organisieren, um etwas von der gebotenen Hilfe zurückzugeben.

Auch in Echternacherbrück standen unzählige Häuser unter Wasser. Der Campingplatz wurde komplett verwüstet. Der Ortsbürgermeister Gerhard Krämer erinnert sich daran, als das Wasser stieg: „Die Warnung kam sehr früh. Wir haben dann sofort angefangen den Campingplatz zu räumen. Auch die Anwohner haben ihre Häuser mit Schleusen und Sandsäcken vorbereitet und Autos in Sicherheit gebracht. Doch dass es so viel wird, damit hat niemand gerechnet.“

Die Schutzmaßnahmen hat das Wasser meist um einen halben Meter oder mehr übertroffen. Mehr als 60 Autos sind an verschiedenen Stellen abgesoffen, die eigentlich als trocken und sicher galten.

Im Ortsteil Fölkenbach waren rund 300 Menschen in ihren Häusern eingeschlossen. Auch einige hartnäckige Camper mussten früh morgens von der DLRG gerettet werden. Die Hochwasser-Warnung hatten sie nicht allzu ernst genommen.

„Über eine zu späte Warnung können wir uns wirklich nicht beschweren. Aber der Ernst der Lage war manchen wohl trotzdem nicht bewusst. In solchen Katastrophen-Fällen hat jeder auch die Pflicht nach sich selbst und anderen zu schauen und sich zu informieren. Man kann sich nicht immer nur auf die da oben verlassen.“

Der Campingplatz in Echternacherbrück hat Dank der Helfer inzwischen wieder geöffnet. Das dazugehörige Schwimmbad wird aber noch länger außer Betrieb bleiben. Auch einige Wohnwagen wurden von den Fluten mitgerissen. Einer hat es sogar bis ins vier Kilometer entfernte luxemburgische Steinheim auf der anderen Seite der Sauer geschafft.

Im Gemeindehaus in Fölkenbach stand ebenfalls das Wasser. Technische Ausrüstung wie Beamer und Musikanlagen, aber auch die Lagerräume vieler Vereine, wurden überflutet. Den Schaden schätzt Krämer allein hier auf 15 000 Euro. Die inzwischen schimmelnden Rigips-Platten des Gebäudes noch nicht eingerechnet.

Der Ortsteil Fölkenbach hatte zwischenzeitlich kein Internet mehr. Der verantwortliche Internetverteiler war kaputt, Ersatzteile nicht lieferbar. Besonders für Menschen im Homeoffice ein Problem. Der Schaden ist aber inzwischen behoben. Das Netz wieder da.

Während die Politik die Folgen des Hochwassers diskutiert, ziehen manche Anwohner ihre eigenen Schlüsse. Man höre immer öfter von Älteren, die wegziehen wollen, sagt Krämer. „Sie haben ihr ganzes Leben lang für ihr Grundstück geschuftet und können jetzt bei Regen nachts nicht mehr schlafen. Ich denke diese Angst wird lange anhalten.“

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Foto: TV/Alexander Wittlings

Aber auch in Echternacherbrück sind es nicht nur die Fluten, sondern auch die Helfer, die im Gedächtnis bleiben. „Die Leute kamen teilweise aus dem Westerwald oder dem Hunsrück. Allein die DLRG ist mit rund 60 Leuten angerückt. Da wurde nicht lang gefragt, sondern einfach mitgeholfen. Diese Solidarität zu sehen war einfach nur toll.“

(axw)
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