Nach Giftunfall: Kripo ermittelt

Bitburg · Ein 20 Tonnen schwerer Container, der an den BRG Umweltpark geliefert wurde, hat am Montagabend zu einem Großeinsatz auf dem Flugplatz Bitburg geführt. In dem Container war giftiges Material, über das offenbar nicht vorab informiert worden war. Zehn Mitarbeiter der Firma waren leicht verletzt worden. Jetzt ermittelt die Kripo, wer für das Gift in dem Container verantwortlich ist.

Bitburg. Mit Giftmüll hat der BRG Umweltpark nichts zu tun. Dennoch sind giftige, leicht entzündliche Stoffe in einem 20 Tonnen schweren Container auf dem Betriebsgelände der Bitburger Firma gelandet. Nun ermittelt die Kripo, wie das passieren konnte. Immerhin hat das Gift, das eine aufmerksame Mitarbeiterin bei einer Kontrolle in einem Container mit Bauschutt entdeckt hat, am Montagabend einen Großeinsatz ausgelöst (der TV berichtete). Da war noch unklar, um welchen Stoff genau es sich handelt. Inzwischen geht das Polizeipräsidium Trier davon aus, dass es Kalziumphosphid ist, das auch als Rattengift verwendet wird.
Das Problem: In dem Container, der der BRG aus dem Mannheimer Raum angeliefert worden war, befanden sich gleich etwa 20 Kilo dieser chemischen Substanz. "Wenn die Mitarbeiter der BRG nicht so sorgsam gewesen wären, hätte es gefährlich werden können", sagt Manfred Burbach von der Feuerwehr Bitburg. Er hatte am Montagabend den Einsatz, an dem 80 Rettungskräfte beteiligt waren, geleitet. Die Gefahr: Der Stoff, den eine BRG-Mitarbeiterin in einigen Päckchen bemerkt hat, reagiert mit Wasser explosionsartig. "Im schlimmsten Fall hätte nachts alles in Flammen gestanden", sagt Burbach. Ein weiteres Problem beschreibt BRG-Geschäftsführer Coskun Tüze: "Diese Ladung ist uns unkorrekterweise ohne jegliche Information über mögliche Giftstoffe übergeben worden. Ob diese Päckchen bewusst oder unbeabsichtigt in den Bauschutt gelangt sind, können wir nicht sagen. Ich hätte das jedenfalls lieber nicht auf dem Hof."
Bis die Substanz, die nun sicher in einem Behälter lagert, abtransportiert wird, müssen Behörden zunächst Proben entnehmen und genau abklären, wohin und wie das Gift abtransportiert wird.
Stoff stammt wohl aus Hessen


Unterdessen hat die Kripo Wittlich Ermittlungen aufgenommen. Der mögliche Straftatbestand lautet "Verdacht auf unerlaubten Umgang mit gefährlichem Abfall sowie Verdacht auf fahrlässige Körperverletzung", erklärt Ferdinand Schwind von der Kripo. Das könne mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet werden. Doch zunächst ginge es den Ermittlern darum herauszufinden, "wer dafür verantwortlich ist, dass dieser Stoff in den Container gekommen ist". Am Nachmittag stand fest, dass der Stoff ursprünglich aus Hessen stammt. Genaueres konnte die Kripo noch nicht sagen.
Die zehn BRG-Mitarbeiter, die am Montagabend vorsorglich ins Krankenhaus gebracht worden sind, wurden offenbar nicht ernsthaft durch das Gift und die Gase verletzt. Kreisfeuerwehrinspekteur Jürgen Larisch (Bildmitte), der ebenfalls alarmiert worden war, sagt: "Ein Routine-Einsatz war das sicher nicht. Aber eine gute Erkenntnis ist: Sowohl die BRG wie auch die Wehrleute haben richtig reagiert und Schlimmeres verhindert."Extra

Die Baudienstleistung und Recycling GmbH (BRG) hat 1996 ihren Betrieb auf dem Flugplatz Bitburg aufgenommen. Damals war gerade das Abfallrecht reformiert worden, um eine Umstellung von einer Wegwerf- zu einer Kreislaufwirtschaft zu realisieren. Genau in diesem Bereich ist die BRG, ein Tochterunternehmen der Weiland-Gruppe Irrhausen, aktiv. Die BRG beschäftigt etwa 40 Mitarbeiter und hat bisher elf Millionen Euro in den Standort investiert. Herzstück des Betriebs ist eine Sortieranlage, die den Abfall nach 20 verschiedenen Roh- und Wertstoffen wie etwa Metallen, Hartkunststoffen sowie Papier und Holz trennt. Zudem wird Bauschutt aufbereitet. Die Kunden der BRG sind Handwerksbetriebe aus dem Eifelkreis, aber auch große Unternehmen aus Rheinland-Pfalz sowie angrenzenden Bundesländern. Wo Abbrucharbeiten laufen, holt die BRG den Bauschutt ab und verarbeitet diesen zu einem Recyclingstoff. Sieben Brände hat es bisher auf dem Betriebsgelände des BRG Umweltparks gegeben. Unklar ist bis heute, ob sich der Müll infolge chemischer Prozesse selbst entzündet hat oder Brandstifter am Werk waren. Die BRG hat seit dem letzten Brand 2010, bei dem die Sortieranlage zerstört wurde, weit über die rechtlichen Vorschriften hinaus in Sicherheitsmaßnahmen investiert. So wird unter anderem mit Wärmedetektoren die Temperatur in den Abfallbergen kontrolliert. Zudem wurde die Sicherung des Betriebsgeländes erheblich verstärkt. scho

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