Nach langer Odyssee am Ziel

OBERWEIS/HALSDORF. Der Transporter mit Teilen einer Windkraftanlage hat sein Ziel erreicht. Elf Tage lang hatten die Sattelschlepper vor einer Kurve bei Oberweis festgesteckt.

Es ist kurz nach halb acht abends, als der riesige Sattelschlepper die Bundesstraße 50 nach Sinspelt hinunterfährt. Die quietschenden Bremsen erinnern an das Heulen eines Wolfes. Auf dem Dorfplatz haben sich einige Menschen versammelt, die sich das Spektakel anschauen. Andere beobachten das Geschehen von ihren Balkonen oder durch ihre Fensterscheiben. "Vor zwei Jahren ist schon mal ein Schwertransport durch Sinspelt gekommen", erinnert sich Margret Hecker, die ein Gasthaus in Sinspelt betreibt. "Der Transporter hatte Schwierigkeiten, über die Kreuzung zu fahren. Das war damals ein riesen Zenower." Dieses Mal funktioniert alles reibungslos. Innerhalb von wenigen Minuten bewältigt der Sattelschlepper die Kreuzung. Über Mettendorf und Enzen erreicht der Schwertransport schließlich sein Ziel: eine Wiese zwischen Halsdorf und Olsdorf, wo derzeit ein neues Windrad aufgebaut wird. Freitagfrüh um 3 Uhr ist das dritte und damit letzte Rotorenblatt an seinem Bestimmungsort angekommen. Zuvor hatte der Transport der Windrad-Einzelteile elf Tage lang bei Oberweis stillgestanden. Eine 180-Grad-Kurve vor dem Ort war den drei Sattelschleppern zum Verhängnis geworden. Die Kurve war zu eng - die Schwertransporter mit den 44 Meter langen Rotorblättern blieben stecken. "Der Chef der Transportfirma hatte die Strecke vor dem Transport auf mögliche Hindernisse hin abgefahren", erzählt Heiner Scholten von der Polizei in Bitburg. "Dabei war ihm die Kurve bei Oberweis aufgefallen und er hatte bereits im Vorfeld leise Bedenken angemeldet. Diese haben sich dann bewahrheitet." Die Lenkbarkeit der hinteren Achse war nicht ausreichend, der Sattelschlepper konnte nicht weit genug einschlagen. Um das Problem zu lösen, wurden Spezialisten vom holländischen Transportunternehmen Mammoet angefordert. Dieses Unternehmen war schon an der Bergung des U-Boots Kursk im Jahr 2001 maßgeblich beteiligt. "Die Firma, die vor zehn Tagen in der Kurve stecken geblieben war, hat uns angerufen", berichtet Martin Groenevald von Mammoet. "Wir sollten das Material liefern, um durch die Kurve zu fahren. Das haben wir gemacht." Mammoet schickte einen weiteren Sattelschlepper von Holland auf den Weg nach Oberweis. Wegen Schnee und Eis am vergangenen Wochenende konnte aber auch dieser noch nicht zum Einsatz kommen. Am vergangenen Mittwoch und Donnerstag wurden die Rotorblätter schließlich auf den neuen Schlepper umgeladen und der Transport wurde heil über die Bühne gebracht. "Bei dem jetzt eingesetzten Fahrzeug konnten die Hinterräder besser gelenkt werden, so dass die Kurve bei Oberweis befahren werden konnte", sagt Scholten. Und somit konnte der lange Transport der Windkraftanlage, der einmal in Indien begonnen hatte, erfolgreich zu Ende gebracht werden. Wenn auch mit rund eineinhalb Wochen Verspätung.

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