Nachrichten aus dem Jenseits

BITBURG. (uhe) Nach ersten intensiven Erfahrungen in seiner Kindheit und Jugend ist aus der Neugier eine Profession geworden: Werner Brodeßer ist ein Medium und damit jemand, der für andere Menschen das Gespräch zu Verstorbenen sucht. Vor wenigen Tagen hat er in Bitburg referiert. Und kontaktiert.

 Vor seinem "Dritten Auge" sieht das Medium Werner Brodeßer Menschen aus dem Jenseits und nimmt auch Kontakt zu ihnen auf. Foto: Uwe Hentschel

Vor seinem "Dritten Auge" sieht das Medium Werner Brodeßer Menschen aus dem Jenseits und nimmt auch Kontakt zu ihnen auf. Foto: Uwe Hentschel

Der Bekanntenkreis von Werner Brodeßer ist groß. Das allein ist keine Besonderheit, die Zusammensetzung des Kreises allerdings schon. Denn viele der "Freunde", mit denen er täglich zu tun hat, sind bereits tot. Und die meisten von ihnen hat der Mann aus Troisdorf bei Bonn auch nicht hier, also zu Lebzeiten kennen gelernt, sondern "drüben". Hans Brodeßer ist ein Medium, oder wie er sagt, "eigentlich ein ganz normaler Typ". Mit dreieinhalb Jahren habe er zum ersten Mal einen toten Menschen gesehen: den leblosen Körper, der im Sarg vor ihm lag, und die Seele, die auf einmal in menschlicher Gestalt neben dem Toten gestanden habe. Verwundert sei er über das, was ihm damals und einige Jahre später erneut widerfahren sei, schon gewesen, doch erst als die Mutter seiner Lebensgefährtin starb und Brodeßer diese dann einige Zeit später im Garten gesehen habe, wurde er neugierig. Der Mann, der bis dahin 25 Jahre als Bankkaufmann gearbeitet hatte, suchte ein Medium auf, und - weil er nicht nur neugierig, sondern auch skeptisch gewesen sei - schließlich noch andere Medien, nahm an Seminaren und Lehrgängen teil und wurde ("was mir während meiner ersten Sitzung prophezeit wurde") schließlich selbst zum Medium. "Ich bin wie ein Radio: Ich kann nichts dafür, was gerade gesendet wird", sagt Brodeßer, während er im Bitburger Hotel Albachmühle, zwischen Bundesstraße 50 und Albach, von Erlebnissen zwischen Dies- und Jenseits erzählt. Rund 20 Besucher sind anwesend, hören gespannt zu, wie das Medium aus seinem Leben berichtet, und warten noch gespannter auf Antworten auf ihre Fragen - Fragen, die zu Beginn der Veranstaltung von den Teilnehmern aufgeschrieben wurden und deren Adressaten bereits verstorben sind. Einzelgespräche, wenn es zu persönlich wird

"Stellen sie keine all zu großen Erwartungen", sagt Brodeßer, der dann schließlich doch verblüfft, in dem er beispielsweise einen jungen Mann mit Namen anspricht, und diesem von seiner kürzlich verstorbenen Mutter mitteilen lässt, dass es ihr gut gehe und er sich keine Sorgen machen solle. Nicht alle anonym gestellten Fragen werden von Brodeßer und dem ebenfalls anwesenden und auch als Medium tätigen Buchautor Wolfgang Ophoven an diesem Abend beantwortet. Zumindest nicht mit Hilfe aus dem Jenseits. In einigen Fällen, in denen es zu persönlich wird, bietet Brodeßer Einzelgespräche im Anschluss an die Veranstaltung an. "Jedes Sitting ist ein Experiment", sagt der Mann, zu dessen Lieblingsfilmen "Ghost" und "Hinter dem Horizont" gehören. Eine Garantie für einen erfolgreichen Kontakt könne ein seriös arbeitendes Medium nie geben. Auch wisse er nicht immer, von wem er die Botschaften gerade empfange. "Nehmt alles an, was von drüben kommt", sagt Brodeßer, "egal, von wem."

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