Air Base Spangdahlem Nächtliche Übung – Bürger beschweren sich über Lärm

Spangdahlem/Binsfeld · Auf der Air Base Spangdahlem läuft bis Karfreitag eine Übung. Dabei schallen auch Sirenen und Lautsprecheransagen durch die Nacht. Der Lärm hat wohl so manchen Anwohner um den Schlaf gebracht.

 „Die beschallen eine ganze Region“, sagt Flugplatzgegner Günther Schneider. Er meint damit die Sirenen, die nachts rund um die Air Base Spangdahlem aufheulen.

„Die beschallen eine ganze Region“, sagt Flugplatzgegner Günther Schneider. Er meint damit die Sirenen, die nachts rund um die Air Base Spangdahlem aufheulen.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

„Exercise, Exercise“, schallt es um 3 Uhr morgens aus dem Lautsprecher. Es ist ein Weckruf für Soldaten, die an einer Übung teilnehmen. Und es ist ein Weckruf für manchen Binsfelder. Denn der Alarm ist weit hinter dem Zaun der Air Base Spangdahlem zu hören. Er wird begleitet von Sirenen, einem langezogenen Heulen, wie man es aus Kriegsfilmen kennt. Ein Anwohner sagt, es klinge wie eine ABC-Warnung.

Eine solche Sequenz wird normalerweise laut, wenn ein Bombenanschlag droht. „Sehr beruhigend“, kommentiert der Binsfelder. Eine weitere Bürgerin gibt ihm Recht: „Ich habe gedacht, es wäre ein Ausnahmezustand.“ Doch die beiden müssen keine Angst haben. Die Soldaten üben nur – wie die Pressestelle der Air Base es vergangenes Wochenende öffentlich angekündigt hatte.

Was genau trainiert wird, darf die Pressestelle des US-Stützpunktes nicht verraten. Auf TV-Anfrage heißt es: „Wegen operativer Sicherheit können Ablauf und Details der Übungen nicht erörtert werden.“ Die Mitarbeiterin sagt nur so viel: Die Trainings seien wichtig, um den „höchsten Bereitschaftsgrad“ des Flugplatzes aufrecht zu erhalten. Und sie müssten in Zukunft halbjährlich abgehalten werden.

Für einige Bürger aus den Anrainerdörfern ist das keine gute Nachricht. Denn die einwöchige Übung, die seit Montag läuft, ist ihnen bereits eine zu viel. Laut der Pressestelle der Air Base hätten wegen des Lärms einige Bürger Kontakt zum Stützpunkt aufgenommen.

Vor allem Binsfeld (VG Wittlich-Land) ist stark betroffen, was wenig verwundert: Vom Vorgarten einiger Einwohner hier sind es nur wenige Hundert Meter bis zum Militärzaun. „Die Amerikaner sitzen praktisch auf unserer Terasse“, sagt eine Anwohnerin aus der Straße „„Am Flugplatz“. Lautsprecherdurchsagen dröhnen durch dünne Wände direkt ins Wohnzimmer.

Auch Umweltaktivist Günther Schneider sei Dienstagnacht von Alarmsignalen, Durchsagen und Explosionsgeräuschen geweckt worden, sagt er. An Schlafen sei danach nicht mehr zu denken gewesen. „Das ging bis morgens so weiter.“

Der Landwirt glaubt aber nicht, dass der Krach nur in Binsfeld ein Problem ist: „Die beschallen eine ganze Region“. Nahe seines Hofes habe eine Lärmmessung 85 Dezibel ergeben. Das entspricht etwa der Lautstärke eines vorbeifahrenden Zugs oder eines Presslufthammers.  Und je nach Windrichtung, behauptet der Flugplatzgegner, sei die Übung auch bis nach Pickließem oder Herforst zu hören.

Das bestätigt Sigrid Heinemann. Die Erste Beigeordnete von Herforst sagt: „Dienstagnacht war es eine echte Belastung“. Und damit meint sie nicht allein Sirenen und Durchsagen. „Da war eine Unruhe zu spüren“, sagt sie: „Ständig fuhren auf dem Flugplatz Autos herum, die Scheinwerfer waren an, blaues und gelbes Licht hat geflackert.“ Man hätte laut Heinemann meinen können, es wäre „etwas passiert“. Erst als sie die Durchsage („Exercise, Exercise“) hörte, habe sie gewusst, dass die Soldaten nur üben.

Doch die Herforsterin ärgert sich nicht nur über die jüngste Ruhestörung, sondern auch über die Jets, die seit Wochen sehr tief über den Ort flögen. „Statt über Feld und Flur rauschen die mitten übers Dorf“, sagt sie. „Solche Manöver laufen regelmäßig und die Beschwerden der Bürger werden vom Flugplatz nicht ernstgenommen“, findet Heinemann.

Solch kritische Worte nimmt der Arenrather Ortsbürgermeister Ludwig Schmitz nicht in den Mund. „Ich hab da nachts zwischen 3 und 4 Uhr was gehört“, sagt er zwar. Sein Haus stehe aber auch auf einem Hügel, der der Air Base zugeneigt sei.  Insgesamt sei es mit dem Lärm in seiner Gemeinde wohl nicht so gravierend wie in Binsfeld oder Herforst. Beschwerden von Einwohnern habe er keine gehört.

„Wenn die nur sporadisch üben, ist das in Ordnung“, meint Schmitz: „Wir sind ja mittlerweile daran gewöhnt, dass es leise bleibt. Wenn dann mal eine Übung ist, werden wir daran erinnert, dass wir einen Flugplatz in der Nachbarschaft haben.“

Ähnlich gelassen sieht es Klaus Rodens, der Ortsbürgermeister von Spangdahlem. Bei geschlossenen Fenstern sei die Übung nur leise zu hören gewesen. Von einem ohrenbetäubenden Getöse könnte keine Rede sein, meint der Dorfchef, der auf der Air Base arbeitet. Deswegen habe er von seinen Bürgern auch keine Klagen gehört.

 Wer in dieser Binsfelder Straße wohnt, bekommt viel von der Base mit.

Wer in dieser Binsfelder Straße wohnt, bekommt viel von der Base mit.

Foto: TV/Christian Altmayer

Bei der Air Base werden bald wohl auch keine mehr eingehen. Denn die Übung steht laut Pressestelle kurz vor dem Abschluss. Am Karfreitag werde zwar weitertrainiert, die Lautsprecher aber blieben aus.

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