Narben auf der Seele bleiben länger

"Intervention ist möglich", lautet der Titel einer Ausstellung in der Volksbank Eifel Mitte in Prüm. Bis zum 19. Oktober können sich Besucher dort über Ursachen und Bekämpfung von Gewalt in Beziehungen informieren.

Prüm. (cus) "Hans zieht den Kaminstocher aus der Halterung und droht ihr mit Schlägen. Er hat sie schon öfter geschlagen, aber bisher nur mit der Hand. Sie hat immer geschwiegen. Dem Arzt erzählte sie, sie habe sich gestoßen. Sie hat sich geschämt. Die Narben sind kaum zu erkennen, doch die seelischen Verletzungen werden sie noch lange verfolgen."Diese Sätze sehen Besucher derzeit in der Prümer Kundenhalle der Volksbank Eifel Mitte. Sie stehen auf einer großformatigen Leinwand, die ein typisches Wohnzimmer mit Kamin zeigt. Die Idylle auf diesem Bild ist trügerisch — das soll den Betrachter zum Nachdenken und Weiterlesen an den Stellwänden anregen. Seit Monatsanfang gibt es die Interventionsstelle Eifel Mosel mit Sitz in Daun und Außenstelle in Prüm. Unter dem Dach des Caritasverbands Westeifel werden dort Information und Beratung zu Gewalt in engen sozialen Beziehungen angeboten (der TV berichtete)."Durch die Ausstellung sollen die Menschen auf das neue Angebot aufmerksam werden", erklärt Willi Leinen von der Volksbank. "Häusliche Gewalt ist ein Tabuthema auch in der Eifel", stellt Winfried Wülferath fest. Der Geschäftsführer des Caritasverbands Westeifel verweist auf die enge Zusammenarbeit mit der Polizei. Die Beamten versorgen bei Einsätzen familiäre Gewalt-Opfer mit Flyern zur Interventionsstelle und bieten an, Kontakt zu den Beraterinnen herzustellen."Was können Betroffene in der Beziehung verändern?", lautet eine der Fragen, die bei einer Beratung angesprochen werden. "Auch Opfer müssen an sich arbeiten, damit sie aus der Rolle herauskommen", betont Wülferath."Früher standen Gefahrenabwehr und strafrechtliche Verfolgung im Vordergrund. Das andere war Brachland", sagt Josef Junk, Leiter der Polizei-Inspektion Prüm. "Inzwischen läuft die Zusammenarbeit mit der Caritas sehr gut." Mit Hilfe der Beraterinnen könnten Betroffene es schaffen, aus dem Kreislauf der Gewalt herauszukommen.90 Prozent trägt das Land, zehn Prozent die Caritas

 Eröffnung der Ausstellung „Intervention ist möglich“ (von links): Willi Leinen, Winfried Wülferath, Tanja Johann, Diethard Funk, Dorothea Kruft und Josef Junk. TV-Foto: Marcus Hormes

Eröffnung der Ausstellung „Intervention ist möglich“ (von links): Willi Leinen, Winfried Wülferath, Tanja Johann, Diethard Funk, Dorothea Kruft und Josef Junk. TV-Foto: Marcus Hormes

Polizeioberkommissar Diethard Funk ist ein Koordinator des rheinland-pfälzischen Interventionsprojekts gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen (Rigg). Die Personalstelle als Beraterin teilen sich Tanja Johann und Dorothea Kruft. Die Kosten für die Stelle übernimmt das Land Rheinland-Pfalz zu 90 Prozent, die Caritas trägt zehn Prozent.Die Ausstellung ist in der Eifel exklusiv in Prüm zu sehen, und zwar bis Freitag, 19. Oktober, während der Öffnungszeiten der Bank. Täglich von 10 bis 12 Uhr steht eine der Beraterinnen als Ansprechpartnerin bei der Ausstellung zur Verfügung.Kontakt: Interventionsstelle in Daun, Mehrener Straße 1, Telefon 06592/95730, E-Mail: interventionsstelle@daun.caritas-westeifel.de. Außenstelle in Prüm, Kalvarienbergstraße 1, Telefon 06551/971090, E-Mail: interventionsstelle@pruem.caritas-westeifel.de

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