Nase, Ohren, Augen auf!

WAXWEILER. Geschichte zum Anfassen: In Waxweiler entsteht zur Zeit ein Museum der besonderen Art. Auf spielerische Art und mit allen Sinnen sollen sich die Besucher mit der Zeit vor 400 Millionen Jahren vertraut machen.

"861, 862, 863, 10547, 10548, 10549..." Wer das Devonium in Waxweiler betritt und den dunkelblauen Flur die Treppen hochsteigt, der hört Menschen zählen. Gelangweilt, konzentriert, eifrig, ausdauernd - scheinbar endlose Zahlenkolonnen dringen ins Ohr. "Wir wollten den Besuchern Zugang zum Devon verschaffen. Sie sollen auf dem Weg zum Museum versuchen, bis 400 Millionen zu zählen", sagt Christine Kaiser, Architektin und Bildende Künstlerin. Nur noch wenige Tage haben die Architekten Zeit, das Devonium einzurichten, denn am 3. Juli soll es eröffnet werden. Ortsbürgermeister Klaus Juchmes freut sich auf dieses "starke Stück Eifel". Das Museum soll den Besucher anhand von Fossilien und Gesteinen in die Welt des Devons führen. Die fossilen Funde stammen alle von der Familie Rebske, die diese über die vergangenen 25 Jahre hinweg im nahe gelegenen Steinbruch Köppen aufgesammelt hat. Schon lange habe die Gemeinde die zum Teil weltweit einmaligen Funde ausstellen wollen, sagt Juchmes. Gescheitert sei dies bisher an der Finanzierung und entsprechenden Räumlichkeiten. Mit dem Haus des Gastes mitten im Ort habe man die optimale Lösung gefunden, findet Juchmes. Ein wissenschaftliches Team um Projektleiter Michael Wuttke herum erarbeitete ein Konzept mit modernstem Anspruch. Statt die Fossilien nur in Vitrinen auszustellen, bietet sich dem Besucher nun die Möglichkeit, die raren Funde mit allen Sinnen zu erfahren, und die Welt des Devons kennen zu lernen. Eingangs des Museum gibt es zwei sprechende Steine, die allen etwas über die fremde Welt erzählen, die ihr Ohr an ihre raue Oberfläche drücken. Neben Augen und Ohren braucht man in diesem Museum auch die Nase, denn Fossilien kann man sogar riechen. Behauptet jedenfalls Dr. Wuttke, und der erfahrende Geologe muss es schließlich wissen. "Wenn man Gestein mit dem Hammer aufschlägt und es riecht leicht nach Teer, dann ist das ein Zeichen, dass darin eine Versteinerung ist", erklärt er. Auch in den Mauern des Museums stecken Fossilien

Spektakulärster Fund ist die 25 Zentimeter lange Schere eines Meeres-Skorpions, der beachtliche zwei Meter groß war und - bitte nach oben gucken - an der Decke des Devoniums zu sehen sein wird. Generell empfiehlt es sich, im Museum die Augen und Ohren offen zu halten. Selbst in der Mauer, die mitten im Raum steht, und im Boden gibt es Fossilien zu entdecken. Zum Teil haben Wolfgang, Christine und Rainer Rebske im Steinbruch Köppen Versteinerungen gefunden, die einmalig auf der Welt sind. Deshalb sind diese zum Teil auch nach ihnen oder Steinbruch-Besitzer Hermann Köppen benannt worden, wie zum Beispiel Koeppenia eifeliensis, eine Pflanze mit ährenförmigen Sporenkapselstand, oder Rebskia musealformis. Nicht nur der Blick zurück, auch der Blick nach vorne wird gewagt. In einem Rondell hat der Besucher die Möglichkeit, sieben erdgeschichtliche Epochen zu betrachten, darunter auch eine Ansicht von der Welt, wie sie in 50 Millionen Jahren aussehen könnte. Der Mittelmeerurlaub fällt dann schon mal flach, denn das Mittelmeer wird es laut Experten nicht mehr geben. 50 Millionen Jahre sind erdgeologisch gesehen zwar wenig, aus unserer Sicht jedoch noch ewig. Wer will, kann ja schon mal anfangen zu zählen. Eröffnet wird das Devonium im Haus des Gastes am Montag, 3. Juli, um 10.30 Uhr.

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