Letzte Ruhe unter Buchen 1000 Urnen liegen im Wald von Niederweiler begraben

Niederweiler · Es dürfte deutschlandweit wenige Gemeinden geben, in denen jedes Jahr weitaus mehr Tote beigesetzt werden, als Menschen dort leben. Niederweiler ist jedenfalls eine davon.

 Die Namensschilder an den Bäumen sind das einzige, was bleibt. Die Urnen werden laut Betreiber zu 100 Prozent biologisch abgebaut.

Die Namensschilder an den Bäumen sind das einzige, was bleibt. Die Urnen werden laut Betreiber zu 100 Prozent biologisch abgebaut.

Foto: Uwe Hentschel

Der kleine Ort der Verbandsgemeinde Bitburger Land hat rund 100 Einwohner und einen Begräbniswald. Und in diesem haben allein im vergangenen Jahr 211 Verstorbene ihr letzte Ruhe gefunden.

Die Zahl der Beisetzungen steigt von Jahr zu Jahr. Seit der Eröffnung der Anlage im Jahr 2010 wurden längst mehr als 1000 Urnen zwischen den staatlichen Buchen in der Erde vergraben.

Dietmar Kapelle ist mit diesen Zahlen sehr zufrieden. Der Mann aus Grevenbroich ist Geschäftsführer der „Oase der Ewigkeit“, die neben anderen Einrichtungen dieser Art auch den Begräbniswald westlich der Ortslage Niederweiler betreibt.

Eher zufällig war Kapelle vor gut zehn Jahren im Internet auf ein bei Niederweiler zur Verfügung stehendes Waldstück gestoßen. Inzwischen steht außer Frage, dass der Kauf dieses Grundstücks für ihn die richtige Entscheidung war. Und gleiches gilt auch für die Gemeinde.

Denn Niederweiler verdient an jeder Beisetzung mit. Um die Beisetzung der Urnen kümmert sich nämlich nicht der Betreiber, sondern in den meisten Fällen die Gemeinde, die für jede Bestattung einen festen Betrag erhält.

„Die Menschen, die hier beigesetzt werden, kommen ungefähr zur Hälfte aus der Region“, erklärt Kapelle. Die restlichen stammten aus anderen Ecken der Republik, überwiegend aber aus Nordrhein-Westfalen. Besonders gestiegen sei dabei der Anteil an Sozialbestattungen, sagt der Geschäftsführer.

Sind keine Angehörigen bei der Beisetzung anwesend, ist das die günstigste Variante. Zuzüglich der sogenannten Einsetzgebühr, die für jede Bestattung erhoben wird, ist diese einfache Form der anonymen Beisetzung zwischen den Bäumen laut Preistabelle bereits ab knapp 340 Euro zu haben. Entsprechend teurer wird es, wenn an der Beisetzung Angehörige teilnehmen, beziehungsweise ein Gemeinschaftsbaum oder aber ein eigener Familienbaum gewünscht ist.

Die Urnen werden, sofern die Beisetzung nicht über ein lokales Bestattungsunternehmen erfolgt, vom Betreiber in Grevenbroich mit der Post nach Niederweiler geschickt.

Wie Kapelle betont, ist jede Urne zu 100 Prozent biologisch abbaubar, sodass am Ende nichts übrigbleibt. „Das hat den Vorteil, dass die Urnen auch nicht irgendwann wieder ausgegraben werden müssen“, sagt er. „Deswegen auch: Oase der Ewigkeit“, fügt er hinzu. Was zwischen den Bäumen beigesetzt werde, bleibe auch dort.

Ein wenig anders verhält es sich mit dem Grabschmuck. Gemäß der Friedhofssatzung und dem Hinweisschild vor Ort dürfen nur Blumen oder Blumenschmuck als Grabschmuck verwendet werden. Wie Kapelle erklärt, hält sich aber längst nicht jeder Besucher an diese Vorgabe. „Uns ist es schon wichtig, dass der Wald nicht verkitscht, sondern sein natürliches Erscheinungsbild behält“, sagt er. Hier und da würden deshalb auch Grab-Utensilien eingesammelt, die nicht der Satzungsvorgabe entsprächen. „Insgesamt aber“, so Kapelle, „hält sich das in Grenzen.“

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