Naturerlebnis zwischen Idylle und Bedrohung

Lützkampen-Welchenhausen · Der Verein der Wartehalle Welchenhausen lädt zu seiner Winterausstellung ein mit Fotos von Jean Luc Koenig.

 Waldlicht: ein Motiv aus der Ausstellung. Foto: Jean Luc Koenig

Waldlicht: ein Motiv aus der Ausstellung. Foto: Jean Luc Koenig

Foto: (e_pruem )

Lützkampen-Welchenhausen Auch in den Wintermonaten bietet der Museumsverein der Wartehalle Welchenhausen wieder eine sehenswerte Ausstellung, die bereits Anfang November eröffnet wird. Diesmal zu sehen - wie immer rund um die Uhr, weil die Buswartehalle durchgehend offen ist - Fotografien des Luxemburgers Jean Luc Koenig.
Titel: "Me-men-to". Thema ist der Mensch und sein Verhältnis zur Natur. Im Titel der Ausstellung, erklärt der Vereinsvorsitzende Christof Thees, zerlege Koenig das Lateinische "Memento" (Mahnung) in die Bestandteile "me" (Englisch für ich, mich), "men" (Menschen) und "to", das hier für "wohin" stehe.
Die Beschäftigung mit dem Thema wirke auf den Bildern zunächst rätselhaft: "Eins zeigt einen nackten Mann im Wald, im Schnee. Sofort kommen natürlich Fragen auf: Dem ist doch kalt! Wird der nicht krank? Nackt im Schnee! Was will der da?"
Der Betrachter reagiere darauf vielleicht mit Kopfschütteln oder Lachen, dem Künstler aber sei es durchaus ernst: "Natur, idyllisch anzusehen und doch zugleich bedrohlich für das Individuum - Jean Luc Koenigs surreale Kompositionen thematisieren die überaus ambivalente Beziehung des Menschen zur Natur." Es sei ja nicht nur so, dass die lebenspendende Natur "vom Menschen in seinem irrwitzigen Glauben, sie beherrschen zu können, quasi über ihr zu stehen, mit rasender Geschwindigkeit zerstört wird".
Natur sei zudem zwar erholsames Idyll, werde aber zugleich "als existentielle Bedrohung wahrgenommen. Wir suchen die Natur, machen einen entspannenden Waldspaziergang. Kaum aber wird es dunkel, beginnen wir zu pfeifen, und anschließend reinigen wir unsere Schuhe vom daran klebenden ,Dreck'. Dreck? Oder doch eher Leben?"
Koenig erlebe den modernen Menschen so weit von der Natur entfremdet, "dass dieser sich gar nicht mehr als Teil dieser Natur sieht. In seinen Bildern zeigt er ihn schutzlos nackt seinem Ursprung hilflos ausgeliefert. Genau dies führt beim Betrachter seiner wohlüberlegten Kompositionen zu den durchaus gewollten Irritationen."
Dabei knüpfe Jean Luc Koenig ausdrücklich an die Lichtbildner der fotografischen Frühzeit an und bezeichne sich als "Nicht-Fotograf", indem er kein getreues Abbild der Wirklichkeit schaffe, "sondern, sich der Methoden der Pioniere des Viktorianischen Zeitalters bedienend, seine Bildwelten mit sorgfältigen Arrangements selbst schafft und sie als Botschaften, Geschichten und hier tatsächlich als Memento, als Mahnung versteht."
Klingt doch alles ziemlich interessant, was da auf kleinstem Raum wieder geboten wird.
Und weil es im November dann doch schon kalt werde, sagt Christof Thees, reiche es bei der Eröffnung diesmal wohl nicht "für die Alliteration Kaffee, Kunst und Kuchen. Eher "Gulasch, Glühwein und …"
… unser Vorschlag: gut gelaunte Gäste. Geht garantiert.
Die Eröffnung ist am Samstag, 4. November, um 16 Uhr in der Ortsmitte von Welchenhausen, an der Wartehalle. Eintritt frei, die Ausstellung ist wie immer rund um die Uhr zu sehen.

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