Nesthäkchen bekommt Geschwister

TRIER. Weil mehrere bauwillige Kommunen, Vereine oder Investoren das Preis-Leistungsverhältnis sowie die Nutzungskonzeption der Arena Trier schätzen, dient die Großraumhalle an der Mosel bundesweit als Modellprojekt. Derweil will die Betreibergesellschaft Castel Trier GmbH verstärkt selbst als Veranstalter auftreten. Dazu holt sie sich einen Berater ins Boot (siehe Hintergrund).

Die Stadt Trier kann sich über mangelnden Besuch von Touristen nicht beschweren. Auch die Betreiber der Arena Trier sind zufrieden mit mehr als 110 000 Besuchern in den Monaten Januar bis Mai diesen Jahres. Unter ihnen war auch manch besonderer Gast, der sich weniger für eine bestimmte Show, denn für die Halle an sich interessierte. "Baulich billig und atmosphärisch top"

Die Arena lockt Planer aus ganz Deutschland an, die in ihren Städten neue Hallen bauen wollen. Claus Binz, zweiter Geschäftsführer der Trierer Betreibergesellschaft Castel Trier GmbH, bestätigt: "Eine neue Halle in Ludwigsburg orientiert sich sehr stark an der Arena Trier, auch in Köln will man sich an uns ausrichten, ebenso in Bonn, Ulm oder Paderborn." In diesen Städten werden neue Multifunktionshallen geplant, die unter anderem als Spielstätte für Basketball-Bundesligisten dienen. Das Nesthäkchen bekommt also Geschwister in Deutschland. "Je bekannter die Arena Trier wurde, desto mehr Anfragen kamen. Das fing 2003 an", sagt Wolfgang Esser, Geschäftsführer der Castel Trier GmbH. Esser, damals noch im Sportamt der Stadt, und Sportstättenberater Binz hatten seinerzeit das Konzept für die Arena Trier entwickelt. "Wir brauchten Raum für 8000 Stehplätze bei Konzerten und eine Sitzplatzkapazität zwischen 3000 und 5000, um Anforderungen der nationalen und internationalen Basketballverbände zu entsprechen. Daraus resultierten die beweglichen Tribünen, die in verschiedenen Stufen ein- und ausgefahren werden können", sagt Esser. Ein Plus, dass bei Interessierten Beachtung findet. Weitere Vorteile aus Sicht der potenziellen Bauherrn: Der hohe Nutzungsgrad in der Halle (die Arena wird werktags etwa zu 50 Prozent für den Schul- und Vereinssport genutzt), die Begehbarkeit hinter den Tribünen, im Vergleich günstige Baukosten (die Arena kostete 22 Millionen Euro), schnell möglicher Umbau des Halleninnenraums, gute Bedienbarkeit der Halle. Binz: "Wir hatten lange Zeit, am Konzept zu feilen, da sich das Land Rheinland-Pfalz als Geldgeber Zeit ließ." Zeit, die sich auszahlt: "Für uns ist die Arena in Trier Vorbild, weil sie baulich billig ist und atmosphärisch top", sagt etwa Herbert Zimmer, Vorsitzender des aktuellen deutschen Basketballmeisters RheinEnergy Köln. Weil die bisherige Heimstätte, der EnergyDome, den Ansprüchen nicht mehr genügt, ist in Köln-Mülheim eine neue Halle für 6500 bis 7000 Plätze vorgesehen. Die Kosten: rund 20 Millionen Euro. Das Baugeschäft ist schnelllebig. Ist daher der aktuelle Ruhm der Arena Trier auch nur von kurzer Dauer? Daran glaubt Binz nicht: "Im Moment ist die Arena Trier die modernste multifunktionale Halle in Deutschland. Von der Konzeption her sind wir für die nächsten 15 Jahre gut bedient."

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