Wenn der Werner am Sonndessen ... Neue Ausgabe der Eisenacher Heimatkunde
Eisenach · Die aktuelle Ausgabe der Eisenacher Heimatkunde mit sehr lebensnahen Themen macht Lust auf Geschichte vor der Haustür.
Es sind diesmal nicht die ganz großen Themen, die Werner Weber beschäftigen. In der elften Ausgabe seiner Eisenacher Heimatkunde kümmert er sich eher um die Alltagssorgen und Erlebnisse der Menschen in schwierigen Zeiten. Er ist also ganz nah dran an den Leuten aus Eisenach und Umgebung. Denn der engagierte Heimatforscher hat seinen Radius deutlich ausgeweitet – bis in die tiefste Südeifel etwa nach Bollendorf, nach Echternach oder ins benachbarte Meckel.
Ein wichtiges Kapitel widmet er der Übergangszeit von der Herrschaft Österreichs hin zu den Franzosen. Ab 1794 änderte sich im Grenzland praktisch alles, nicht nur die Währung, was anfangs für ziemliche Verwirrung bei Geldgeschäften sorgte. Das belegt eindrucksvoll eine Rentenzahlung des Brigadiers Carolus Deffay an die Familie Neyses aus Meckel.
Da geht es um die alte Währung, um neue französische Thaler und wie das alles bitteschön umzurechnen sei, damit die gesamte Summe von 300 „obgemelter neuer französischer sechs Loires Thaler, das sind 1080 vorgemelter Brabantischer Florins“ auch tatsächlich gezahlt wurde.
Auch wenn die Zeit der Österreicher im luxemburgisch-kurfürstlichen Grenzland vorbei war und die Franzosen jetzt das Sagen hatten, das Einzige, was Bestand hatte, war die Not, schreibt Werner Weber. Denn die neuen Herren verlangten noch mehr Abgaben von der ohnehin schon verarmten Bevölkerung. Ein Thema, das Weber immer wieder in seinen Heimatgeschichten beschäftigt. Und auch in diesem Bändchen wird das mit Blick auf mehrere Dörfer beleuchtet.
Eine zentrale Rolle spielte für die Menschen jener Zeit die Waldwirtschaft. Denn Holz war nicht nur zum Heizen der Häuser gefragt, sondern auch als Baumaterial, zum Gerben von Leder, zum Anheizen der Wasch- und Kartoffelkessel, für heißes Wasser bei den Hausschlachtungen oder zum Räuchern und zum Kochen. Viel mehr als heute aber war die Gewinnung dieses wertvollen Rohstoffes harte, körperliche Arbeit.
Aus jener Zeit stammt wohl auch die Erkenntnis, dass Holz schon drei Mail geheizt hat, bevor es schließlich in den Ofen kommt: Beim Schlagen der Stämme, beim Zerkleinern und schließlich beim Hacken der Holzstücke. Die damals übliche Trumsäge und die Axt waren die schweißtreibenden Arbeitsgeräte.
Eine ganz besondere Art, Holz zu stapeln, hatte Peter Wolsfeld (Palzer Pitschie) aus dem Krieg mitgebracht. Anekdoten wie diese lockern die eigentlich ernsten Geschichten immer wieder auf.
Holzdiebstahl war damals übrigens gang und gäbe, meist aus purer Not. Zum Thema Holz passt natürlich auch die Flößerei unter anderem auf Sauer und Our. Wir lernen ganz besondere Holländer oder Trift- und Floßmänner kennen und erfahren, warum meistens im Februar geflößt wurde und warum Schuh nicht nur eine Fußbekleidung ist, sondern auch eine Maßeinheit für das Holz war.
Ausführlich widmet sich Werner Weber dem wirtschaftlichen Aspekt. Wer verkaufte in welchen Dörfern wie viel Holz? Denn der Neubau eines größeren Eisenwerks in Weilerbach 1779 ließ den Bedarf deutlich steigen.
Daneben geht es in dieser elften Ausgabe der Eisenacher Heimatkunde aber auch um klassische Themen wie Wegekreuze und Straßenbau, es geht um die Springprozession, die vorgesehene Brandschatzung Echternachs, den Römerweg und wichtige Funde aus dieser Zeit. Und nicht zuletzt um das Fahren „am Sonndessen“. Dabei rennt man mit dem Traktor ohne eingelegten Gang, also im Leerlauf, ziemlich rasant den Berg runter.
Und natürlich geht das nicht immer gut, wie bei Hannes, Mattes und Kloos, die auf dem Weg zum Ferkelsmarkt in Trier waren und „am Sonndessen“ den Berg bei Schwarzkreuz runtersausten. Das ist nur eine von vielen Geschichten zum Schmunzeln.
Fazit: Das elfte Bändchen liefert auf 75 Seiten Heimatkunde, die Spaß macht.
Das Heft kostet fünf Euro und ist erhältlich im Lebensmittelgeschäft Dichter in Gilzem, in der Erlenapotheke in Irrel und bei Werner Weber in Eisenach, Irreler Straße 5.