Neue Ideen für alte Kasernen gefragt

Bitburg · Jetzt wird es ernst: Die Amerikaner haben den ersten Teil der Housing geräumt, die alten Kasernen. Nun sucht die Stadt Ideen für die Umnutzung des rund zehn Hektar großen Areals. Heute trifft sich der Bauausschuss vor Ort. Die Sitzung ist nicht öffentlich.

 Die Stadt an der Stadt: Die Housing in Bitburg ist mit 75 Hektar Fläche etwa siebenmal so groß wie die Innenstadt. TV-Foto: Bernhard Heller/Portaflug

Die Stadt an der Stadt: Die Housing in Bitburg ist mit 75 Hektar Fläche etwa siebenmal so groß wie die Innenstadt. TV-Foto: Bernhard Heller/Portaflug

Bitburg. Riesig. Das ist das erste Wort, was einem beim Blick auf die alten Kasernenblocks an der Mötscher Straße durch den Kopf schießt. Die meisten Gebäude haben Ausmaße von 2000 bis 6000 Quadratmeter. Nur wenige sind kleiner, einige sogar noch größer. Hinzu kommt: Etliche der Verwaltungs- und Lagergebäude, die in den 30er Jahren für die Wehrmacht gebaut wurden, stehen unter Denkmalschutz. Abreißen und neu bauen ist deshalb an dieser Stelle keine Alternative. Aber irgendwas muss dort passieren.
Die Amerikaner haben dieses rund zehn Hektar große Areal - ein Teil der insgesamt rund 75 Hektar großen Housing - Ende 2012 an die Bundesrepublik zurückgegeben (der TV berichtete). Nun steht die Stadt vor der Aufgabe, eine neue Perspektive für die alten Kasernen zu finden.
Vielen sind die Blocks zu groß


Mit einem guten Dutzend von Interessenten war Bürgermeister Joachim Kandels bereits auf Besichtigungstour. "Viele waren zunächst von der Größe der Blocks erschlagen", sagt Kandels. Dennoch gebe es auch einige ernsthafte Interessenten, die sich vorstellen könnten, Lagerhallen gewerblich zu nutzen. "Für einen Block gibt es eine Idee, darin Dienstleistung und Bildungseinrichtungen anzusiedeln", sagt Kandels. Für Namen sei es noch zu früh. Bevor es an die Vermarktung geht, gibt es noch viele Details zu klären.
Ende Januar sollen die Ergebnisse einer Untersuchung vorliegen, die die Stadt in Auftrag gegeben hat. "Dabei wurde unter anderem geprüft, in welchem Zustand die Gebäude sind und wie es um Kanäle, Wasserleitungen und Straßen bestellt ist", erklärt Kandels. Sobald diese Untersuchung vorliegt, werden die städtischen Gremien einen Rahmenplan erarbeiten. "Dabei geht es um die Frage, welche Nutzung wir uns als Stadt auf dem Gelände wünschen - Gewerbe, Wohnen, Dienstleistung, Freizeit oder ein Mix", sagt Kandels.
Erst daran anschließend werde die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) Preise entwickeln. Bevor die Umnutzung dann beginnen kann, muss die Stadt zudem klären, ob die Bima selbst oder die Stadt vermarktet oder ob diese Aufgabe einem Flugplatz-Zweckverband oder einer noch zu gründenden Entwicklungsgesellschaft übertragen wird. Kandels geht davon aus, dass über die Vermarktungsform entschieden wird, sobald der Rahmenplan steht - und das peilt er als Ziel noch für das erste Halbjahr 2013 an. Dennoch gibt er zu bedenken: "Das wird sicher einige Jahre dauern, bis dieser Bereich vermarktet ist." Keine Frage: Nicht nur die einzelnen Gebäude sind recht groß - auch das Gelände selbst ist mit rund zehn Hektar etwa so groß wie die Innenstadt.
Heute treffen sich die Mitglieder des Bauausschusses vor Ort. "Damit alle wissen, wovon wir sprechen", sagt Kandels. Die Sitzung ist nichtöffentlich.
Vor eine noch größere Aufgabe wird Bitburg gestellt, wenn auch der Rest des Areals - nochmals rund 65 Hektar - frei wird. Als Datum steht 2017 im Raum. Und so wird Bitburg in den kommenden Jahren um ein vielfaches über seine derzeitige Größe hinaus wachsen. Die riesigen Kasernen sind da erst der Anfang.
Leser-Echo: Was ist Ihre Idee für die Umnutzung der Housing? Wenn Sie einen Vorschlag haben, den der Stadtrat bei seinen Überlegungen berücksichtigen sollte oder den Sie einfach gerne in die Diskussion einbringen möchten, mailen Sie uns Ihre Idee in wenigen Sätzen geschildert an
eifel-echo@volksfreund.de (Name und Wohnort bitte nicht vergessen). Wir freuen uns auf Ihre Nachricht.
Meinung

Letzte Chance für grünes Zentrum
Ideen gab es für den Bereich der alten Kasernen der Housing schon viele. Die beste war, dort ein grünes Zentrum zu verwirklichen. Heißt: Das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel sollte samt dem Forstamt in der alten Kaserne in direkter Nachbarschaft zu Bauernverband, Auktionshalle und Waldbauverein angesiedelt werden. Fraktionsübergreifend haben Bitburgs Kommunalpolitiker 2008 für diese Idee gekämpft. Doch es kam leider anders: Mainz entschied aus Kosten und Zeitgründen, die Behörde in einem Bürogebäude auf dem Flugplatz unterzubringen. Eine Fehlentscheidung. Nicht nur, weil die Mitarbeiter schon kurz nach dem Einzug 2009 über Schadstoffbelastungen klagten, schließlich zurück an den alten, für zu klein befundenen, Standort mussten und die neuen Gebäude noch immer nicht fertig saniert sind. Sondern vor allem war das eine Fehlentscheidung, weil es für das Mammutprojekt Housing-Konversion eine Initialzündung gewesen wäre - und auch immer noch sein könnte. Es ist höchste Zeit, die alte Idee des grünen Zentrums neu aufzurollen. d.schommer@volksfreund.deExtra

Joachim Kandels (44), Bürgermeister der Stadt Bitburg: Ist für Sie die nun mit der Umnutzung der alten Kasernen beginnende Konversion eher Fluch oder Segen? Kandels: Ein Fluch auf keinen Fall. Aber natürlich eine Herausforderung. Wir haben es hier mit einem riesigen Gelände zu tun. Nun müssen wir einen Schritt nach dem nächsten gehen. Aber ich sehe die Umnutzung vor allem als Chance. Das ist ein schönes Ensemble von Gebäuden, nah am Zentrum. Zusammen mit der amerikanischen Wohnsiedlung, die ja auch in einigen Jahren frei wird, entsteht dort auf lange Sicht ein neuer Stadtteil. Diese Entwicklung zu gestalten, ist die Herausforderung, der nächsten 20 Jahre. Mal angenommen es wäre ein Wunschkonzert: Was könnten Sie sich in dem Bereich der alten Kasernen vorstellen? Kandels: Das Areal würde sich als Campus anbieten, etwa für eine Fachschule aus dem Bereich Erziehung, Gesundheit, Automechanik oder Sport. Dort könnten Unterrichtsräume und Wohnungen für Studenten oder Auszubildende geschaffen werden. Außerdem würden sich einige der Gebäude eignen, um dort neue, generationsübergreifende Wohnformen zu verwirklichen. In jedem Fall könnte ich mir dort auch Weiterbildungseinrichtungen vorstellen. Mit der Wohnsiedlung werden vorraussichtlich 2017 noch mal 65 weitere Hektar frei. Welche Idee hat die Stadt dafür? Kandels: Grundsätzlich wollen wir dort eine Mischung aus Wohnen, Freizeit, Bildung und kleineren Gewerbebetrieben verwirklichen. Je nach baulichem Zustand ließen sich Kindergarten und Schule sowie einige Freizeiteinrichtungen vielleicht weiter nutzen. Mein Wunsch und der des Stadtrats wäre es, zum Auftakt der Konversion eine Landesgartenschau nach Bitburg zu bekommen. Da stehen wir ja bereits in Gesprächen mit dem Land und wollen dazu auch dieses Jahr eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben. scho

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