Nach 40 Jahren erstmals Neue Mitte, neues Glück: In Irrel findet wieder ein Markt statt

IRREL · Die Initiative Hand in Hand für Irrel ist auf das alte Marktrecht ihrer Gemeinde gestoßen. Nach mehr als 40 Jahren ohne Marktgeschehen soll nun am 8. Juni ein neuer Versuch gestartet werden.

 In Irrels Neuer Mitte soll ab Juni monatlich ein Markt mit regionalen Produkten veranstaltet werden.

In Irrels Neuer Mitte soll ab Juni monatlich ein Markt mit regionalen Produkten veranstaltet werden.

Foto: Uwe Hentschel

Dass viele Menschen in Irrel wissen, wie der erste Markt abgelaufen ist, obwohl dieses Ereignis schon annähernd 100 Jahre zurückliegt, hängt mit zwei Theaterstücken zusammen. Das erste wurde 1954 uraufgeführt, das zweite 1989. Und die Handlung der Aufführungen war in beiden Fällen dieser erste Rindvieh- und Schweinemarkt in Irrel. Der wurde am 8. Februar 1921 veranstaltet, was wahrscheinlich aus dem kollektiven Gedächtnis der Gemeinde längst verschwunden wäre, gäbe es bei diesem Datum nicht eine Überschneidung mit einem anderen Ereignis. Der 8. Februar 1921 war gleichzeitig auch Fastnachtsdienstag - was einigen Irrelern zum Verhängnis wurde.

„Zur damaligen Zeit galt aufgrund der Folgen des Ersten Weltkriegs ein Vermummungsverbot“, erklärt der Irreler Andreas Bores. Weil aber eben Fastnacht gewesen sei, hätten sich einige Marktbesucher verkleidet. Der für Irrel zuständige Gendarm aus Echternach, ein ordnungsbewusster Preuße, habe diesen Brauch aber nicht gekannt,  beziehungsweise keinerlei Verständnis dafür gehabt und deswegen hart durchgegriffen, erklärt Bores. Und das sei der Grund, warum den Irrelern dieser erste Markt in Erinnerung geblieben sei. Mehr als 98 Jahre später wagen die Irreler nun einen zweiten Anlauf. Die Initiative „Hand in Hand für Irrel“, zu der auch Bores gehört, möchte das Marktgeschehen wieder aufleben lassen. „Wir haben in Irrel ja nach wie vor unser Marktrecht“, sagt Doris Tossing-Backendorf, ebenfalls Mitglied der Initiative. Und davon werde man nun Gebrauch machen, erklärt sie. Geplant sei, zukünftig  am zweiten Samstag im Monat einen Markt in Irrel zu veranstalten. Angeboten werden sollen allerdings keine Rinder und Schweine, sondern regional erzeugte Produkte. „Wir haben bereits rund zehn Händler zusammen, die mitmachen wollen“, sagt Tossing-Backendorf. Dazu zählten unter anderem ein Landmetzger, eine Käserei, ein Imker, und ein Kartoffelbauer. Weine, Viez, Likör, Wildfleisch und Bio-Eier gehörten ebenfalls zum angebotenen Sortiment, fügt sie hinzu. Zudem werde derzeit noch mit einer Bäckerei verhandelt.

Auftakt ist Samstag, 8. Juni, und Veranstaltungsort das Parkdeck neben dem Gemeindehaus in Irrels Neuer Mitte. „Die Gemeinde stellt uns kostenlos Strom, Wasser und Toiletten zur Verfügung“, sagt Tossing-Backendorf, die froh ist, dass die Gemeinde hinter diesem Projekt steht. „Wir begrüßen das sehr“, sagt dazu Ortsbürgermeister Heinz Haas. Ein solches Angebot sei eine absolute Bereicherung für den Ort, so Haas.

Was den nun geplanten Markt von seinem Vorgänger unterscheidet, ist aber nicht nur das Angebot, sondern auch der Austragungsort. Seinen Ursprung hatte das Irreler Marktgeschehen nämlich auf dem alten Festplatz an der Prüm. „Dort war früher auch eigentlich unsere Dorfmitte, an der sich alles abspielte“, sagt Bores.

Aufgrund des Strukturwandels in der Landwirtschaft und anderen Möglichkeiten der Vermarktung habe das Interesse an dem Vieh- und Schweinemarkt aber im Lauf der Zeit nachgelassen. 1976 sei der letzte Markt veranstaltet worden, erklärt Bores. „Die Irreler haben es damals leider nicht hinbekommen, aus dem Viehmarkt einen Krammarkt zu machen“, sagt er. „Und als das Marktgeschehen in Irrel schließlich in der 70er Jahren eingeschlafen ist, hat das kaum einen interessiert.“

Das ist nun anders. Die Initiative Hand in Hand für Irrel, die sich mit zahlreichen Projekten für die Gemeinde engagiert, ist davon überzeugt,  dass das neue Angebot Zuspruch finden wird. Auch wenn die Irreler ihr Markrecht dafür gar nicht benötigen. „Wir haben im Vorfeld bei der Verwaltung nachgefragt, wie es eigentlich mit unserem Marktrecht aussieht“, sagt Bores. Und dort sei der Initiative dann mitgeteilt worden, dass sich die Regelungen inzwischen gelockert hätten und das Markrecht zwar noch vorhanden, aber nicht mehr notwendig sei. Insofern ist es auch nicht weiter tragisch, dass der Markt jetzt nicht mehr an der Prüm veranstaltet wird, sondert dort, wo heute die definierte Mitte des Dorfs ist.

Zum Abschluss dann sicherheitshalber noch ein letzter Blick in den Kalender. 8. Juni 2019: Fastnacht ist vorbei, Ostern auch und Pfingsten erst danach. Konflikte mit dem Osterhasen oder aber Teilnehmern der Echternacher Springprozession sind also nicht zu erwarten. Diesmal könnte es dann auch ohne Zwischenfall funktionieren.

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