Neue Rarität im Eisenmuseum

Über vier Jahrhunderte hinweg sind in Eifeler Eisenhütten Bilder aus der Bibel auf Kastenöfen und Kaminplatten aus Gusseisen gegossen worden. In einem Lichtbildvortrag hat Referent Karlheinz von den Driesch eine Auswahl historischer Bildmotive vorgestellt.

 Karlheinz von den Driesch (von links), Erwin Holzer und Landrat Heinz Onnertz vor der Takenplatte „Eiserner Knecht“, die in der Jünkerather Hütte gegossen wurde und nun an ihren Entstehungsort zurückkehrt. TV-Foto: Josef Schmitz

Karlheinz von den Driesch (von links), Erwin Holzer und Landrat Heinz Onnertz vor der Takenplatte „Eiserner Knecht“, die in der Jünkerather Hütte gegossen wurde und nun an ihren Entstehungsort zurückkehrt. TV-Foto: Josef Schmitz

Jünkerath. (jtz) Eine einzigartige Rarität mit der biblischen Darstellung "Ungerechter Knecht" auf einer Takenplatte befindet sich wieder im Eisenmuseum. Landrat Heinz Onnertz konnte zur Herbsttagung des Eifelvereins Bezirksgruppe Vulkaneifel als äußerst engagierten Kenner zum Thema "Eiserne Bibel" den Referenten Karlheinz von den Driesch begrüßen.

Der Bonner Journalist befasst sich über 20 Jahre mit Takenplatten und gab ein Handbuch der Ofen-, Kamin- und Takenplatten im Rheinland mit 1500 Abbildungen heraus. Voraussetzung für den Eisenguss waren das Vorhandensein von Erz, Buchen- und Eichenholz sowie Wasserläufe.

Den erzhaltigen Rost- und Brauneisenstein schürfte man an vielen Stellen der Eifel. Holzkohle mit hohem Heizwert wurde in Meilern gewonnen. Um 1500 entstanden Eisenhütten in Jünkerath, Antweiler und Eisen schmitt. Die mittelalterlichen gusseisernen Platten sind wohl die wichtigsten künstlerischen Erzeugnisse der Gusshütten und einzigartige Wärmespeicher. Neben Kaminplatten gab es Takenplatten, die einen Mauerdurchbruch hinter dem Küchenfeuer zur Wohnstube abdeckten. Ofenplatten waren Bestandteile von Platten- und Kastenöfen.

Der in allen künstlerischen Bereichen sichtbar werdende Wandel der geistigen Welt im Übergang vom 15. zum 16. Jahrhundert lässt sich nachdrücklich anhand der Platten verfolgen. Gab es im Mittelalter fast uneingeschränkt kirchliche Kunst, so wurden nun kunstvoll gestaltete Eisenplatten vornehmlich für die Häuser der Bauern und Bürger geschaffen.

Die Reformation fand ihren künstlerischen Niederschlag in der "Gusseisernen Bibel". Die heilige Schrift war gerade übersetzt und bewegte die Menschen wie aktuelle Ereignisse. "Man wollte der Bevölkerung die Bibel im Bild zeigen, und auf den Platten fand eine Gegenüberstellung Altes und Neues Testament statt", sagte von den Driesch. Anhand von Lichtbildern stellte der Referent die "Eiserne Bibel" mit Darstellungen von der Erschaffung Evas über Christi Geburt bis zum Jüngsten Gericht vor.

Die Platte mit dem Motiv "Ungerechter Knecht" aus dem Neuen Testament wurde in der Jünkerather Gießerei gefertigt und ist nur einmal erhalten, darauf deutet das Gießzeichen (IR = Icorigium) im unteren Drittel der Platte hin. Die Echtheit konnte Erwin Holzer anhand chemischer Analysen nachweisen.

"Für den Vortrag wären zehn Abende erforderlich, denn die wahnsinnige Fülle gab vieles zum Nachdenken", sagte Landrat Onnertz.

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