Neue Töne im Gesang - Chorlandschaft in der Region verändert sich

Bitburg/Daun/Wittlich · Die Chorlandschaft in der Region verändert sich. Gefragt sind heute Chöre, die populäre Stücke in neuen oder anspruchsvollen Arrangements singen, weniger Formationen, die traditionelles Liedgut im Repertoire haben. Was die neuen Chöre so attraktiv macht? Das wissen Sänger und Chorleiter ganz genau.

Bitburg/Daun/Wittlich "Wo man singt, da lass dich ruhig nieder", heißt es in einem Gedicht von Johann Gottfried Seume, das auch vertont wurde. Das scheinen die Menschen von der Vulkaneifel über Bitburg-Prüm bis in den Hunsrück und zur Mosel zu beherzigen.

Insgesamt gibt es in diesem Bereich 108 weltliche und 168 kirchliche Chöre. Die meisten weltlichen Chöre gibt es im Landkreis Bernkastel-Wittlich, von dort sind insgesamt 65 Chöre in 50 Vereinen beim Landesverband gemeldet, gefolgt vom Kreis-Chorverband Bitburg-Prüm mit 25 Chören in 23 Vereinen und dem Vulkaneifelkreis mit 14 Vereinen und 18 Chören. In gemischten Gesangsgruppen sind die meisten Sänger aktiv, gefolgt von den Männerchören. Aufgegeben haben im Vulkaneifelkreis in den vergangenen fünf Jahren zwei Chöre. Im Kreis Bernkastel-Wittlich haben zehn aufgehört, aber es sind auch zehn dazugekommen. Der Kreischorverband Bitburg-Prüm hat keine Angaben dazu gemacht.

Zu den Trends im Chorgesang sagt Dieter Meyer, Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Medien des Landeschorverbands: "Gerne werden bekannte populäre Stücke gesungen und mehrstimmige Sätze von Liedern, die man kennt, hier ist Deutschrock ein Stichwort, mit Stücken von Udo Lindenberg oder Peter Maffay."
Horst Wirtz, Vorsitzender des Kreischorverbands Vulkaneifel-Daun, stellt fest: "Daneben etablieren sich Ensembles, die mit Interpretationen sehr anspruchsvoller Literatur, beispielsweise aus der Renaissance, dem Barock oder der Romantik, glänzen."

Im Bereich der Kirchenchöre gibt es keine genauen Zahlen, wie viele Chöre in den vergangenen Jahren aufgehört haben zu singen, aber Regionalkantor Christoph Schöming aus Prüm weiß, dass viele Kirchenchöre überaltert sind und kaum Nachwuchs dazukommt. Auch im Bereich der Chorleitung gibt es dieses Problem. "Der Trend geht eindeutig zum Projektchor, und Angebote werden in der Pfarreiengemeinschaft, dekanatsübergreifend oder sogar darüber hinaus angeboten. Ein Beispiel dafür ist der Kammerchor Westeifel."
Dieser Chor verfügt über einen Pool von rund 75 qualifizierten Chormitgliedern, die sich durch ein Vorsingen qualifizieren. Der Chor widmet sich überwiegend der geistlichen Chormusik und führt einmal im Jahr ein großes Oratorium und weitere Konzerte auf.

Er hat keine Nachwuchssorgen. Gut läuft es auch bei SaM, Singen am Mittwoch, einem Chor aus Daun-Neunkirchen, der 1998 mit vier Frauen begann. Inzwischen hat der Chor 45 Mitglieder - Männer und Frauen. Chorleiterin ist Cheryl Onnertz. Ruth Haas, Sängerin bei SaM erklärt: "Wir sind ein eingespieltes Team, singen ein abwechslungsreiches Programm in verschiedenen Sprachen und mit musikalischer Begleitung, mal mit Gitarre oder Klavier, Trommeln oder Akkordeon." Einen Vorstand oder starre Strukturen gibt es nicht, dafür Benefiz- und Kirchenkonzerte. "Jeder hat bei uns seine Aufgaben. Und Auftritte sprechen wir gemeinsam ab", so Haas.

Einen noch recht jungen Chor leitet der 18-jährige Till Christen in Altrich. Er hat vor zwei Jahren Tills tolle Talente gegründet und sagt: "Ich habe gedacht, im Bereich Chöre wird für junge Menschen zu wenig getan, da muss man neue Wege gehen."
Er ist also auf den Männergesangverein zugegangen, hat gefragt, ob dieser sich um die Organisation kümmern könne. Das Musikalische wolle er übernehmen.

Mit Anschreiben und Mundpropaganda hat er einen Chor mit 15 Sängern aufgebaut, die zwischen 14 und 30 Jahre alt sind. "Unser Chor ist bekannter geworden, wir bekommen einige Einladungen, entscheiden aber gemeinsam, wo wir hingehen." Zu ihrem Repertoire gehören unter anderem hungriges Herz von Scala oder I'm walking von Fats Domino. Die Chorlandschaft wird sich laut Dieter Meyer verändern: "Das Thema Verein darf nicht mehr so stark wie früher einmal mit dem Chorsingen verknüpft sein. Hier sind neue Organisationen und Strukturen gefragt. Die Lust am Singen ist weiter da."

Das sieht auch Christoph Schöming für den kirchlichen Bereich so. Für die Zukunft wünscht er sich eine Vielfalt an Chören und Chormitgliedern mit engagierten haupt- und nebenamtlichen Chorleitern, die sich in der Bistumssynode einbringen. Dieter Meyer würde sich freuen, "wenn sich unter dem Dach der Traditionschöre das Chorsingen weiterentwickelt. Mit neuen Chören und musikalischen Angeboten sowie zeitgemäßen Konzepten. Vor allen Dingen die Kinderchöre sollten ein Bestandteil einer musikalischen Grundausbildung sein und in den Schulen gefördert werden". Sollte das gelingen, sieht es für die Region in der Zukunft gut aus, denn wie hat schon Franz von Assisi gesagt: "Schon ein ganz kleines Lied kann viel Dunkel erhellen."
Mehr Infos zu Chören in der Region: www.tvoice.deWELTLICHE CHöRE

Extra

Chorverband Vulkaneifel Daun: sieben Männerchöre, sechs gemischte Chöre, fünf Kinder- und Jugendchöre in 14 Vereinen. Kreis-Chorverband Bernkastel-Wittlich: 24 Männerchöre, sieben Frauenchöre, 26 gemischte Chöre, acht Kinder- und Jugendchöre in 50 Vereinen. Kreischorverband Bitburg-Prüm: Sieben Männerchöre, zwei Frauenchöre, zwölf gemischte Chöre, vier Kinder- und Jugendchöre in 23 Chören. Im Dekanat Daun gibt es 17 Chöre mit 426 Sängern, im Dekanat Bitburg 33 mit 859 Sängern, im Dekanat St. Willibrord Westeifel 35 mit 317 Sängern, im Dekanat Gerolstein 23 mit 533 Sängern, im Dekanat Wittlich 36 mit 832 Sängern und im Dekanat Bernkastel 24 mit 603 Sängern. In den Dekanaten Wittlich und Westeifel gibt es zehn Kinder- und Jugendchöre. In Daun, Bitburg und Bernkastel jeweils vier und im Dekanat Gerolstein singt ein Kinder- und Jugendchor.BESONDERE VERANSTALTUNGEN

Extra

... bei den kirchlichen Chören: In der Vulkaneifel gab es 2016 ein geistliches Chorfestival. ... bei den weltlichen Chören: In der Vulkaneifel gab es 2016 einen Wettstreit der Männerchöre. In Bernkastel-Wittlich gab es 2015 das Projekt "Generationenübergreifendes Singen" mit 160 Mitwirkenden und 2016 die Konzertreihe "newcomer" mit neun im KCv neu gebildeten Chören/Ensembles. Der Chorverband Bitburg-Prüm hat keine Angaben gemacht.

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