Neue Variante des Gassi-Gehens

JÜNKERATH/BIRGEL. Fitte Hunde, träge Herrchen: Die Beschwerden über Hunde auf dem Kylltalradweg häufen sich. Den uneinsichtigen Hundehaltern drohen bald drastische Strafen.

Franz Busch aus Birgel ist stinksauer. "Bevor ich losgehe, muss ich immer erst gucken, ob ich ohne Bedrohung den Kylltalradweg passieren kann", schimpft er. Ein Unternehmer aus Lissendorf führt nämlich regelmäßig seinen Wachhund auf dem Radweg zwischen Birgel und Crumpsmühle, Richtung Hillesheim, Gassi. Allerdings ist der Hundehalter dann weder per pedes noch auf dem Fahrrad unterwegs. Der Wachhund läuft vor oder neben dem Auto, während sein Herrchen, bequem am Steuer sitzend, hinterher tuckert. Der freilaufende Hund ist VG-Sache

Kommen Radfahrer oder Fußgänger entgegen, soll der Hund, der ansonsten das Betriebsgelände in Bahnhofsnähe bewacht, auf Zuruf ins Auto springen. Mehrere Gespräche mit dem Unternehmer waren erfolglos. Busch schaltete Polizei und Ordnungsamt am 18. Dezember ein. "Weil sich aber nichts änderte, habe ich Mitte Januar und Mitte Februar erneut nachgehört. Zuletzt habe ich den Unternehmer am 20. März mit Hund und Auto auf dem Radweg gesehen", berichtet Busch. Auch das Ordnungsamt der Verbandsgemeinde Obere Kyll wurde tätig. Dieter Hilgers, Büroleiter im Jünkerather Rathaus, erklärt: "Zuletzt hat der Geschäftsmann am 31. Januar dem Leiter des Ordnungsamtes bei einem Telefonat versprochen, den Radweg künftig nicht mehr mit dem Auto zu benutzen und den Hund anzuleinen." Der freilaufende Hund sei VG-Sache, die rechtswidrige Nutzung des Radweges mit dem Auto sei Angelegenheit der Polizei. Josef Junk, Chef der Prümer Polizeiinspektion, hat auf Buschs Betreiben mehrmals Streifen nach Birgel geschickt. Der Kriminalhauptkommissar sagt: "Bei Kontrollen am 22. Dezember und 22. Februar wurde nichts Auffälliges gesehen. Wir werden uns der Sache aber weiter annehmen." Buschs Anzeige war auf dem Faxweg verschwunden und wurde nach der TV-Recherche aufgenommen. Polizist Junk versichert: "Wir werden die Gefährdung abklären und den Fahrzeughalter besuchen." Hundehalter kommen aus anderen Orten angefahren

Günter Klinkhammer, Ortsbürgermeister in Birgel, hatte vor kurzem bereits einen Aufruf an uneinsichtige Hundehalter im Amtsblatt veröffentlicht. Er sagt: "Es gibt mehrere Hundehalter, die diese Variante des Gassi-Gehens praktizieren. Allerdings sind zwei davon besonders uneinsichtig." Der Lissendorfer Unternehmer und ein Hundehalter aus Jägerkreisen. Klinkhammer ärgert sich: "Zum überwiegenden Teil kommen die Hundehalter aus anderen Orten angefahren." Büroleiter Hilgers kennt das Problem: "Die Beschwerden häufen sich. Uns sind auch Fälle aus Stadtkyll, Esch und Feusdorf bekannt." Die Verwaltung hat darauf reagiert und einen neuen Erlass der Gefahrenabwehrverordnung ausgearbeitet. Über diesen Vorschlag wurde bereits im Haupt- und Finanzausschuss der Verbandsgemeinde Obere Kyll beraten. Die endgültige Entscheidung fällt der Verbandsgemeinderat übermorgen, am Donnerstag, 6. April. Die Kommune braucht diesen Erlass, um die rechtliche Grundlage für strengere Sanktionen gegen uneinsichtige Hundehalter zu schaffen. Hilgers erklärt: "Wenn der Erlass rechtsgültig ist, können wir schneller und konsequenter Ordnungsgelder verhängen und sogar Leinenzwang verordnen." Busch, selbst Hundehalter, bilanziert derweil die ganzen Vorfälle kopfschüttelnd: "Es hätte doch gar nicht so weit kommen müssen, wenn man vernünftig gewesen wäre. Aber es ist toll, dass alle an einem Strang ziehen, um das Problem zu lösen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort