Neue Wege, neue Fenster

BITBURG-PRÜM/DAUN/WITTLICH. In der Fensterbranche herrscht Unruhe. Branchenriese Unilux musste Leute entlassen. Aber es gibt auch Positives zu berichten. Mehrere Kunststoff-Fenster-Produzenten aus der Region stellen Mitarbeiter ein und haben volle Auftragsbücher.

Die Fenster-Firma Unilux hat im vergangenen Monat 74 Mitarbeiter entlassen (der TV berichtete). Die verbliebenen 440 Mitarbeiter müssen 40 statt 36 Stunden arbeiten - ohne Lohnausgleich. Unilux bezeichnet sich selbst als größtes rheinland-pfälzisches Fensterunternehmen. Als Grund für den Personalabbau gab Vorstandsvorsitzender Alfred Meeth unter anderem an, dass sich der Bedarf an Fenstern und Türen seit 1996 halbiert habe. Außerdem sei eventuell die Diskussion um die Abschaffung der Eigenheimzulage und die deutliche Zurückhaltung bei Renovierungen mit Schuld an der Misere.Schwieriger Absatz für Holz-Alu-Fenster

Gründe, die auch für andere Fensterhersteller in der Region von Bedeutung sein müssten. Sabine Weinstock, Prokuristin der Firma Ideal Fensterbau Weinstock mit Sitz in Traben-Trarbach, sieht im Augenblick jedoch keinen Grund zur Sorge. Im Gegenteil: "Im Moment haben wir zweistellige Zuwachszahlen, gemessen seit September vergangenen Jahres." Die Zahl der Mitarbeiter wurde sogar aufgestockt: von 120 im Mai auf derzeit 152. "Wir haben aber auch eine andere Produktpalette als die Firma Unilux", gibt die Prokuristin zu bedenken. Während Unilux bisher hauptsächlich Holz-Alu-Fenster herstellt, produziert Ideal-Fensterbau PVC-, also Kunststoff-Fenster. "Die Holz-Alu-Fenster sind sehr hochwertig, der Absatzmarkt dafür schrumpft. Ich vermute, die Leute geben einfach nicht mehr das Geld dafür aus", sagt Weinstock. Das habe den Branchenriesen womöglich ins Wanken gebracht. Zufrieden mit der Auftragslage seines Unternehmens ist ein Firmeninhaber, der nicht namentlich genannt werden möchte. Sein Unternehmen baut seit 40 Jahren Holz-Aluminium-Fenster. Personalabbau habe es aber auch schon in seiner Firma gegeben, sagt er. Die Branche habe zu kämpfen, denn 1997 lag der bundesweite Bedarf bei 27 Millionen Fenstereinheiten. Die Zahl sei auf 13 Millionen geschrumpft."Da wird nur noch geflickt"

Gerade im gewerblichen und öffentlichen Bau merke man eine deutliche Zurückhaltung. "Die Kommunen sparen, da wird nur noch geflickt", sagt der Unternehmer. Umstellen auf eine andere Produktpalette möchte er nicht. "Bei den Kunststoff-Fenstern gibt es bereits Anbieter wie Sand am Meer." Er sei optimistisch, was die Zukunft angehe. Vor allem hoffe er darauf, dass die Deutschen von der "Geiz-ist-Geil-Welle" wieder abrückten. Denn unter der leide die qualitativ höherwertige Handwerksarbeit. Franz-Josef Heinen von der Firma Joleka Fenster-Bauelemente aus Kalenborn-Scheuern (Kreis Daun) merkt zwar einen Rückgang im Neubaugeschäft, ist aber zufrieden mit der Auftragslage. Positives berichtet auch Alexander Steffen, Geschäftsführer der Firma Steffen Fenster und Türen in Olzheim. Er hat seine Produktion von Holz- und Aluminium-Fenstern vor etwa sechs Monaten mit Kunststoff-Fenstern noch um ein drittes Standbein erweitert.Volle Auftragsbücher bis Weihnachten

Zu bisher 30 Holzfenstern am Tag produzieren seine Beschäftigten nun zusätzlich 40 Kunststoff-Fenster. Dafür hat er zusätzlich 18 Leute eingestellt. Nun beschäftigt er insgesamt 37 Mitarbeiter. Sein Fazit: "Bis Weihnachten sind unsere Auftragsbücher schon gefüllt, ich bin optimistisch." Die Strategie seines Erfolgs verraten will Albert Alt, geschäftsführender Gesellschafter der Firma Adams Fensterbau in Bitburg, nicht. Nur so viel lässt er sich entlocken: "Wir sind jedes Jahr überschaubar gewachsen." Hatte er vor fünf Jahren noch 35 Mitarbeiter, sind es in diesem Jahr schon 70. Bei Kunststoff-Fenstern steige der Marktanteil noch leicht. Hersteller von Aluminium-Fenstern hätten es auch deshalb schwer, weil sie nur fünf Prozent Marktanteil hätten.

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