Neuer Anlauf für Jugendparlament

Arzfeld · Nach dem Aus für das Jugendparlament auf Kreisebene will die Verbandsgemeinde Arzfeld nun eine solche Vertretung aufbauen. Aktuell können sich Jugendliche bis 26 Jahre melden. Ist das Interesse groß genug, soll es im nächsten Jahr zusammentreten.

Arzfeld. Projekte anstoßen, mitdiskutieren, mitentscheiden: Regelmäßig treffen sich die jungen Leute, um über Vorhaben zu sprechen - so stellt sich die Arbeit eines Jugendparlaments im Idealfall dar.
Jugendliche aufgefordert


Doch der Weg dahin ist steinig, das musste jüngst der Eifelkreis erfahren: Das Vorhaben, dort eine Jugendvertretung aufzubauen, scheiterte daran, dass der Kreistag nicht bereit war, eine hauptamtliche Stelle dafür zu schaffen (der TV berichtete). Denn das wäre eine freiwillige Ausgabe in einem ohnehin schon defizitären Haushalt gewesen. Stattdessen sollten Jugendparlamente zunächst auf VG-Ebene aufgebaut werden.
Eine Aufforderung, die Andreas Kruppert, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Arzfeld, nicht gebraucht hätte. Schon vor seiner Wahl hatte er sich für ein Jugendparlament ausgesprochen. Einem entsprechenden Grundsatzbeschluss hat der VG-Rat zugestimmt. Nun hat er die Jugendlichen im Alter bis 26 Jahren aufgefordert, sich zu melden, damit im kommenden Jahr eine solche Vertretung aufgebaut werden kann.
Spenden erforderlich


"Es geht erst einmal darum, dass die Jugendlichen ihr Interesse bekunden", sagt Michael Thiel, der das Projekt bei der VG Arzfeld betreut. Aktuell sei das Interesse sehr gering. Sollte es dabei bleiben, müsse man das Vorhaben überprüfen. Das Ziel sei es aber, sagt Thiel, die Jugendlichen nicht nur an den Verfahren zu beteiligen, sondern auch mit einem eigenen Budget auszustatten. Weil die VG defizitär ist, darf das Geld hierfür nicht aus dem Haushalt kommen, sondern soll über Spenden aufgebracht werden. Daher ist nicht klar, wie viel Geld den Jugendlichen zur Verfügung stehen wird.
"Im ersten Schritt werden wir uns mit den interessierten Jugendlichen zusammensetzen", sagt Thiel. Denn zunächst müsse abgestimmt werden, wie sich sowohl die VG als auch die jungen Leute die Arbeit vorstellen, was dann in eine Geschäftsordnung münden soll. "Dabei orientieren wir uns natürlich auch an anderen Jugendparlamenten", sagt Thiel. "Das ist auf jeden Fall eine gute Sache", sagt Ilona Zeimens (25), gewählte Vertreterin zum Thema Jugendparlament in Arzfeld. "Man sollte dem Ganzen eine Chance geben."
Interessierte Jugendliche können sich bei Michael Thiel von der VG-Verwaltung Arzfeld, Telefon 06550/974-122, melden.

Meinung

Richtiger Ansatz, schwerer Weg
Es könnte so schön sein: Junge Menschen interessieren sich für ihre Belange, bringen sich mit Ideen ein, übernehmen Verantwortung und lernen so, wie eine Demokratie funktioniert. Der Ansatz, die Jugendparlamente auf VG-Ebene voranzubringen, ist auf jeden Fall richtig. Die Wege sind kürzer als im Kreis und die Chance größer, dass alle etwas von einem umgesetzten Projekt haben. Zudem ist der organisatorische Aufwand für die Verwaltungen nicht so groß, dass eine eigene Stelle geschaffen werden müsste. Doch der Weg zu einer funktionierden Jugendvertretung ist dennoch denkbar schwierig. Zum einen müssen die Jung-Parlamentarier motiviert werden - und das nicht nur einmal, sondern über einen längeren Zeitraum. Zu viele Jugendparlament mussten schon eingestellt werden, weil nach einem halben Jahr keiner mehr Lust hatte, sich Tage und Abende um die Ohren zu schlagen, ohne dass etwas Konkretes umgesetzt werden konnte. Deshalb müssen die Jugendlichen auf jeden Fall eine eigene Entscheidungsbefugnis haben - und ein eigenes Budget, mit dem sie Projekte voranbringen können. Denn nichts motiviert mehr, als wirklich etwas umsetzen zu können, das man auch selbst erleben kann. Es wäre wünschenswert, wenn dem Arzfelder Versuch Erfolg beschienen wäre. Doch angesichts der bisherigen Erfahrungen bleibt eine gewisse Skepsis. c.brunker@volksfreund.deJugendparlamente in der Region: Trotz der Schwierigkeiten gibt es in einigen Orten funktionierende Jugendparlamente, beispielsweise in Wittlich, Morbach oder in Bernkastel-Kues. In Trier startet in diesem Herbst ebenfalls ein Jugendparlament. ch

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