Neuer Kindergarten in Speicher Schuhe aus und rein ins Haus

  · Nach gut anderthalb Jahren Bauzeit ist die lang ersehnte neue Kindertagesstätte in Speicher fertig. Mit ihren elf Gruppen gehört sie zu den größten kommunalen Einrichtungen des Landes.

 Über die Fertigstellung der neuen Kita in Speicher freuen sich (von links) VG-Bürgermeister Manfred Rodens, Stadtbürgermeister Erhard Hirschberg, Kita-Leiterin Andrea Adams, Planer Eric Mathey, Erzieherin Melanie Clemens (stehend) sowie die beiden Mitarbeiterinnen der VG-Verwaltung, Simona Ingenpaß und Margret Rohler.

Über die Fertigstellung der neuen Kita in Speicher freuen sich (von links) VG-Bürgermeister Manfred Rodens, Stadtbürgermeister Erhard Hirschberg, Kita-Leiterin Andrea Adams, Planer Eric Mathey, Erzieherin Melanie Clemens (stehend) sowie die beiden Mitarbeiterinnen der VG-Verwaltung, Simona Ingenpaß und Margret Rohler.

Foto: Uwe Hentschel

Im Eingangsbereich sind Straßenschuhe noch erlaubt. Danach ist Schluss. Wer durch die nächste Tür will, muss entweder Hausschuhe oder aber Schuhüberzieher anziehen. „Wir sind eine Barfuß-Kita“, erklärt Andrea Adams. Sie ist Leiterin der neuen Kita in Speicher, die vor wenigen Wochen eröffnet wurde und seitdem mit Leben gefüllt ist. Die Einrichtung, die auf dem Gelände der ehemaligen Hauptschule in Speicher errichtet wurde, ist nicht nur eine der modernsten Kitas des Landes, sondern gehört auch zu den größten. Insgesamt elf Gruppen wurden in dem 2500 Quadratmeter großen, eingeschossigen Gebäude geschaffen. Zehn dieser Gruppen sind derzeit bereits mit 162 Kindern belegt, für die elfte Gruppe fehlt noch das Personal. Anfang August soll aber auch diese Gruppe eröffnet werden. „Insgesamt können dann 225 Kinder betreut werden“, sagt Adams.

Das klingt nach einer recht unübersichtlichen Angelegenheit, ist es aber nicht, wie Eric Mathey erklärt. Der Architekt aus Speicher hat das Gebäude geplant und dabei die einzelnen Gruppen zu kleinen Einheiten zusammengelegt, die sich jeweils gewisse Räume wie etwa die pädagogische Küche, den Sanitärbereich oder aber den Ruheraum teilen.

Umgeben sind diese Räume von massiven Wänden und lärmschluckenden Decken. „Die Decken  kommen ursprünglich aus dem Industriebereich und sind gut für die Akustik“, erklärt Mathey und verweist auf die zahlreichen zusätzlichen Akustikelemente, die im gesamten Gebäude unter der Decke hängen und in den hellen, lichtdurchfluteten Räumen farbliche Akzente setzen. Die Wände selbst sind weiß und eher schlicht gehalten. „Wir haben beim Raumkonzept Wert daraufgelegt, dass die Kinder nicht mit Reizen überflutet werden“, erklärt die Leiterin.

Momentan kommen die Reize ohnehin überwiegend von draußen. Denn dort laufen noch die Arbeiten an der Außenanlage, was von den kleinen Kita-Besuchern durch die großen Scheiben aufmerksam verfolgt wird. Bis Ende Juli sollen im 7500 Quadratmeter großen Außenbereich drei große Spielplätze entstehen, einer davon sogar mit einer Bobbycar-Rennstrecke. Momentan wird dafür das Erdreich modelliert, damit die Rennstrecke auch ein wenig Gefälle hat. „Die Spielplätze bilden jeweils drei abgetrennte Bereiche“, erklärt der Architekt. Das sei wichtig, damit das Personal bei so vielen Kindern nicht den Überblick verliere.

Zusätzlich zu den Spielplätzen gibt es auch noch drei kleine Innenhöfe, eine großzügige und mit drei Mitarbeitern besetzte Küche, in der jeden Tag für die Ganztagskinder frisch gekocht wird, einen Snoezelen-Raum zur Entspannung, einen großen Personalraum sowie einen eigenen Bereich für Eltern. Dort gibt es Besprechungsräume und dort können sich Eltern auch während der Eingewöhnungsphase ihrer Kinder aufhalten und untereinander austauschen. „Wir möchten die Eltern gerne bei uns haben“, sagt Kita-Leiterin Adams. „Das hilft dabei, Vertrauen aufzubauen.“

Mit einer Bauzeit von weniger als anderthalb Jahren wurde der neue Kindergarten durchaus zügig errichtet. Nicht ganz so flott verlief der Weg dorthin. Denn erste Pläne zum Bau einer neuen Kita gab es bereits vor zehn Jahren. „Damals hat sich abgezeichnet, dass die zusätzliche Kleinkinderbetreuung unsere Kapazitäten sprengen wird“, sagt die für den Kita-Bereich zuständige Mitarbeiterin der VG-Verwaltung, Margret Rohler.

„Wir hätten auch schon gerne viel früher gebaut, doch hatten wir Probleme bei der Grundstückssuche“, ergänzt VG-Bürgermeister Manfred Rodens. Bei vielen Eltern stieß die permanente Verzögerung der Maßnahme auf wenig Verständnis und viel Kritik (der TV berichtete). Doch im Nachhinein ist Rodens froh, dass sich das ganze Projekt unfreiwillig verzögert hat. „Hätten wir die Kita bereits 2013 errichtet, dann wäre sie jetzt schon wieder zu klein“, so der Bürgermeister. Zum Einzugsgebiet der neuen Kita gehören neben der Stadt Speicher auch die Nachbargemeinden Beilingen, Philippsheim und Preist.

Vor der Eröffnung der neuen Kita wurden die Kinder in der städtischen Kita im Merscheider Weg betreut. Dort allerdings war man schon lange an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen. Weshalb zu den drei dort bestehenden Gruppen zunächst zwei zusätzliche Gruppen im Gebäude der Speicherer Kita St. Vinzenzhaus eingerichtet und vor fünf Jahren schließlich noch auf dem Kita-Gelände im Merscheider Weg Container als Übergangslösung für zwei weitere Gruppen aufgestellt wurden.

Als der Einzug in die Container anstand, war der Bau einer neuen Kita mit neun Gruppen für knapp fünf Millionen Euro in der Planung. Inzwischen sind aus diesen neun Gruppen elf und seit Beginn der Baumaßnahme aus den fünf Millionen gut sechs Millionen Euro geworden. Die Planung hat sich genau wie die Kosten den Bedürfnissen angepasst.

Wie lange die moderne Vorzeigeeinrichtung den Bedarf decken wird, kann derzeit keiner sagen. „Wir haben uns nach der Kita-Bedarfsplanung des Eifelkreises gerichtet“, sagt Stadtbürgermeister Hirschberg, der sich zuversichtlich zeigt, dass das vorerst auch reichen wird. Und was, wenn nicht? „Die Kita ist so konzipiert, dass wir sie auch baulich erweitern können“, erklärt Rodens. Dass von dieser Möglichkeit in absehbarer Zeit Gebrauch gemacht werden muss, hofft aber keiner der Beteiligten. Und schon gar nicht die Stadt Speicher. Denn die muss allein weit mehr als die Hälfte der Kosten tragen.

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