Neuer Modus, spannende Auswahl

Prüm · Zum 56. Mal lädt am Samstag die Stadt Prüm zusammen mit der Europäischen Vereinigung bildender Künstler aus Eifel und Ardennen zur Jahresausstellung ein. Spannend in diesem Jahr: die Gäste und das Auswahlverfahren.

Prüm. "Eurovisionen" - so ist der Kultursommer Rheinland-Pfalz in diesem Jahr überschrieben. In dieses Motto passt die Künstlergruppe mit dem vermutlich weltweit längsten Namen bestens hinein: die Europäische Vereinigung bildender Künstler aus Eifel und Ardennen, kurz EVBK.
Und wenn die Stadt Prüm und die Vereinigung am Samstag wieder zur Eröffnung der Ausstellung laden, darf es sogar noch ein bisschen europäischer sein: Denn Marie-Luise Niewodniczanska, seit vorigem Jahr Präsidentin der EVBK, hat Gäste aus Polen eingeladen - "richtig gute Künstler", wie sie verspricht.Preise für drei Frauen


Das darf aber auch für einige andere Beteiligte gelten. Zum Beispiel die Kaiser-Lothar-Preisträgerin: Diesmal ehrt die Stadt Ursula Hülsewig aus Landscheid - nachdem man im Vorjahr erstmals keinen Künstler auszeichnete (der TV berichtete). Ursula Hülsewig, sagt die Präsidentin, sei "absolut preiswürdig - bei ihr ist erstaunlich, wie eine Künstlerin ihr ganzes Leben lang dazulernt. Sie verändert sich. Das ist toll." Zudem sei die Preisträgerin erfreulich frei von Konkurrenzdenken und gebe ihr Wissen großzügig weiter.
Den Förderpreis der Kreissparkasse Bitburg-Prüm erhalten Carina Klein aus Stadtkyll und Birte Svea Metzdorf aus Langsur (Kreis Trier-Saarburg). Die Präsidentin schwärmt von diesen beiden "talentierten Mädchen" und bekennt: "Ich bin richtig froh über die beiden Förderpreisträgerinnen."
Da will man Frau "Niewo" nicht widersprechen, wenn man nur einmal das Beispiel der erst 23-jährigen Carina Klein nimmt: Noch während ihres Psychologiestudiums wandte sie sich der bildenden Kunst zu, absolvierte eine Malereiklasse an der Alanus-Hochschule in Alfter - und überzeugte jetzt die Jury mit ihren Arbeiten. "Vibrierend und bewegend" sei der Farbauftrag auf ihren Bildern, so schreibt der künstlerische Leiter und EVBK-Vizepräsident Hans-Wolfgang Menges-Spell.
Tatsächlich gelingt es ihr, auch bei vordergründig unspektakulären Motiven wie einer Badewanne, einer Zimmer-Ecke (siehe Foto oben) oder einem leeren Schwimmbad bereits durch die Oberflächenbehandlung Atmosphäre und Lebendigkeit zu erzeugen. Besonders erfreulich: Auf diesen Bildern spricht die Kunst, nicht die Bedeutungshuberei. Wobei nicht alles reine Freude ist: Denn erstmals wurden alle eingereichten Bewerbungen anonym bewertet - was dazu führte, dass der eine oder andere Künstler rausflog, der damit in vergangenen Jahren nicht zu rechnen hatte. Ob die daraus entstandene neue Mischung der rund 120 Arbeiten zu einer Steigerung der Qualität geführt hat, ist eine der interessanten Fragen vor der Eröffnung. Dass es dabei, wie der TV erfuhr, hinter den EVBK-Kulissen durchaus auch einmal "vibrierend und bewegend" zugegangen ist, muss der Sache nicht schaden.Meinung

Frau Niewo und das Niveau
Die Neue macht Stress: Es scheint, als komme mit der Präsidentschaft von Marie-Luise Niewodniczanska Bewegung in die EVBK. Das zeigt sich auch daran, dass es gehörig gerumpelt hat, nachdem die neu besetzte Jury ihre Auswahl getroffen hat. Sie wolle das Niveau der Ausstellung heben, hat Frau Niewo angekündigt. Das wird vermutlich nicht gelingen, ohne manchem Platzhirsch vors Geweih zu stoßen. Und vielleicht auch bei den Besuchern keine ungeteilte Begeisterung auslösen. Nicht schlimm: Es weht ein frischer Wind. War auch Zeit. fp.linden@volksfreund.deExtra

Die Prümer Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy zeigt sich sehr einverstanden mit der Entscheidung, Ursula Hülsewig den Kaiser-Lothar-Preis zu verleihen: Sie freue sich, dass eine Künstlerin aus der Region ausgewählt wurde - und zudem eine, "die schon sehr viel gemacht hat. Da ist eine Würdigung durch die Stadt Prüm angebracht." Der Preis ist dotiert mit 2500 Euro. Auch die Förderpreisträgerinnen, die jeweils 1000 Euro von der Kulturstiftung der Kreissparkasse Bitburg-Prüm erhalten, seien eine gute Wahl: "Und ich hoffe, dass sie auch langfristig gute Unterstützer der EVBK sind." Auch der neue Auswahlmodus hat es der Stadtchefin angetan: "Ich fand es gut, dass Frau Niewo es geschafft hat, eine wirklich unabhängige Kommission zusammenzustellen." Die neue Präsidentin habe sich offensichtlich aufgemacht, einiges zu verändern, auch gegen erwartbare Widerstände. "Das finde ich toll." fpl

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