Neuer Platz für große und kleine Leute

Kyllburg · Die Stadt Kyllburg hat große Pläne für die ehemalige Kindertagesstätte am Marktplatz: Sie will das Gebäude in ein "Haus der Begegnung" verwandeln. Finanziell hat die Stadt nur wenig Spielraum, deshalb soll zunächst nur das Allernötigste gemacht werden: die Sanitäranlagen.

 Kyllburgs Bürgermeister Wolfgang Krämer ist 1,90 Meter groß. Er sagt: „Die Küche in Kindergröße darf erst mal bleiben.“ TV-Foto: Eileen Blädel

Kyllburgs Bürgermeister Wolfgang Krämer ist 1,90 Meter groß. Er sagt: „Die Küche in Kindergröße darf erst mal bleiben.“ TV-Foto: Eileen Blädel

Kyllburg. Wirklich leer steht die ehemalige Kindertagesstätte am Marktplatz nicht. Die Kindergartenkinder sind zwar im vergangenen August ins Kyllburger Schulgebäude umgezogen (siehe Extra). Trotzdem ist in den Räumen fast jeden Tag was los: Der Musikverein gibt Unterricht, die Karnevalsgesellschaft probt mit Tanzgruppen, das Männerquartett hält seine wöchentlichen Singstunden ab.
Unterschiedliche Gruppen


Dass sich dabei niemand in die Quere kommt, hat eine erste Testphase schon gezeigt. Das Gebäude verfügt über drei sechseckige Räume mit je 80 Quadratmetern und eine Aula. Aufgrund dieser Aufteilung könnten mehrere Gruppen problemlos parallel üben, erklärt Bürgermeister Wolfgang Krämer.
Der Arbeitstitel des Projekts: "Haus der Begegnung". Von Kindern bis zu Senioren - alle sollen sich hier wohlfühlen. Nutzen werden das Haus viele Vereine, aber auch die Stadt: für Ratssitzungen und Ausschüsse und als Wahllokal. Auch Bürgersprechstunden finden dort jetzt schon statt.
Die Mittel für den Betrieb des Hauses hat die Stadt in den Haushalt aufgenommen. Die Kommunalaufsicht hat auch die Kreditgenehmigung für die Anpassung der Toilettenanlagen in Aussicht gestellt. Denn diese sind größtenteils für Drei- bis Sechsjährige konzipiert und sollen bis zum Ende des Jahres für Erwachsene angepasst und nach Geschlechtern getrennt werden. "Wir machen alles in Eigenleistung. Die Vereine wollen mit anpacken", freut er sich.
Denn der finanzielle Rahmen ist klein. "Eigentlich dürften wir ja nichts machen", sagt Krämer. Denn die Stadt ist hoch verschuldet: Bis zum Ende des Jahres steigen die Schulden aus Investitionen auf 2,4 Millionen Euro, die Kassenkredite werden auf 3,37 Millionen Euro angewachsen sein (der TV berichtete). "Aber wenn eine Gemeinde wie unsere nichts mehr für ihre Bürger tun kann, dann funktioniert sie nicht mehr", gibt er zu bedenken.
Krämer rechnet für die Arbeiten mit Kosten von maximal 5000 Euro, weitere 5000 Euro werden pro Jahr für die Betriebskosten anfallen. Bisher sei nur das Allernötigste, wie beispielweise Mülleimer, angeschafft worden. Und die Kaffeemaschine hat Krämer selbst mitgebracht. "Kostenminimierte Nutzung" nennt er das. Ein Stück weit könnte sich das Haus auch selbst finanzieren, beispielsweise "indem wir die Räumlichkeiten vermieten", sagt er. "Die erste private Feier hatten wir schon!"
Provisorische Lösung


Krämer hofft auf mehr: Die zunächst provisorische Lösung für die Sanitäranlagen, die im Herbst über die Bühne gehen soll, würde er gerne weiter verfolgen, damit gleich die Voraussetzungen für später geschaffen sind. Denn die 305 Quadratmeter große Nutzfläche würde er irgendwann auch gerne durch einen Anbau erweitern. Um das zu finanzieren, überlegt die Stadt, sich von anderen Besitztümern zu trennen. Beispielsweise vom Haus des Gastes (siehe Extra) oder vom Campingplatz. Zu beiden werden deshalb gerade Wertgutachten erstellt.
Das zukünftige "Haus der Begegnung" liegt am Marktplatz und grenzt direkt an den Stadtwald Hahn an. Krämer: "Wenn viele Bürger hierher kommen, dann wird auch der alte Stadtkern wiederbelebt."Extra

Das Haus des Gastes beherbergt Tourist-Info und Post. Den Saal im Obergeschoss haben bisher die Vereine genutzt - doch für diese steht zukünftig das ehemalige Kindergartengebäude am Marktplatz zur Verfügung. Weil die Stadt dann keinen Verwendungszweck für den Raum mehr hat, könnte dieser nun verkauft werden. eibExtra

Die Verbandsgemeinde (VG) hat den Kindergarten vom Marktplatz ins Schulgebäude verlagert. Am bisherigen Standort wären große bauliche Veränderungen notwendig gewesen, damit das Gebäude dem Betreuungsanspruch für Zwei- und Einjährige gerecht wird. Deshalb ist auch der Mietvertrag zwischen VG und Stadt beendet worden. eib

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