Neuerburger Protest gegen Irreler Angebot

Neuerburg · Der Irreler Verbandsgemeinderat liebäugelt mit einigen Orten Neuerburgs, um auch nach der Kommunalreform den Verwaltungsstandort Irrel erhalten zu können. Doch was halten die Neuerburger eigentlich von diesem Ansinnen?

Neuerburg. Herzhaft gelacht habe er, als er am vergangenen Samstag den TV gelesen habe, sagt Peter Trauden. Was den Fraktionssprecher der UBV im Neuerburger Verbandsgemeinderat so amüsiert hat, ist der Beschluss seiner Kollegen aus Irrel zum Thema Kommunalreform: Mit großer Mehrheit beauftragte der Irreler Verbandsgemeinderat Bürgermeister Moritz Petry, vorrangig mit der Verbandsgemeinde (VG) Neuerburg zu erörtern, wie diese einer Zuordnung ihres südlichen Teils zur VG Irrel gegenüberstehe (der TV berichtete). Ein Szenario, das sich in dem Kommunalreform-Gutachten der Universität Trier wiederfindet, in dem als eine Variante die Aufteilung der VG Neuerburg auf die benachbarten Verbandsgemeinden Arzfeld und Irrel vorgeschlagen wird (siehe Extra). "Ich kann ja verstehen, dass Irrel den Standort erhalten will", sagt Trauden, "aber rein sachlich gibt es sinnvollere Lösungen." Er schlägt eine Zusammenlegung von Irrel, Neuerburg und Arzfeld vor - mit dem Mittelzentrum Neuerburg als Verwaltungsstandort.
Ein Vorschlag, mit dem sich auch die CDU anfreunden könnte: "Der Standort Neuerburg soll auf jeden Fall als Verwaltungsstandort erhalten bleiben", betont Fraktionssprecher Matthias Lorig, der den Vorstoß der Irreler Nachbarn als "Gedankenspielchen" bezeichnet. Anders als der VG-Rat in Irrel hatte das Neuerburger Gremium beschlossen, dass Bürgermeister Norbert Schneider mit den Fraktionschefs und Beigeordneten unverzüglich Gespräche mit den benachbarten Verbandsgemeinden aufnehmen solle (der TV berichtete). "Wir werden jetzt schnell auf Arzfeld, Bitburg-Land und Irrel zugehen", bestätigt Schneider.
Dass diese Gespräche jedoch dazu führen, dass tatsächlich bis zum 30. Juni 2012 eine Einigung neue Gebietszuschnitte erzielt wird, glaubt kaum jemand. "Das sind alles Alibi-Gespräche, freiwillig wird da gar nichts passieren", sagt etwa Paul Lentes, Sprecher der Liste Lentes, der den Vorstoß der Irreler nicht weiter kommentieren will, sich jedoch ebenfalls für den Erhalt der VG Neuerburg ausspricht. "Wenn jeder sagt, dass sein Standort bleiben muss, brauchen wir eigentlich gar keine Gespräche zu führen", gibt sich FDP-Sprecher Günter Eichertz dagegen realistisch und kritisiert gleichzeitig die Irreler Vorgehensweise: "Man kann doch nicht in Gespräche reingehen und schon im Vorhinein klare Vorgaben machen."
Kommunal reform


Das Ziel der Kommunalreform sei es, zu sparen und die Bürger zu entlasten. Eine Position, mit der FDP-Mann Eichertz auf einer Linie mit der SPD liegt - allerdings gehen die Vorstellungen von SPD-Fraktionschef Günter Scheiding noch weiter: "Wenn wir Geld sparen wollen, brauchen wir größere Einheiten. Wir müssen von den hohen Personalkosten runter." Nach Ansicht Scheidings sollte Neuerburg eine große Lösung anstreben - zunächst mit Bitburg-Land, dann sogar mit dem Altkreis Bitburg: "Alles andere ist Flickschusterei."Meinung

Am Bürger vorbei
Man muss schon ein Idealist sein, um ernsthaft noch daran zu glauben, dass sich einzelne Verbandsgemeinden im Eifelkreis bis zum 30. Juni 2012 auf neue Gebietszuschnitte einigen. Der Selbsterhaltungstrieb der Kommunen scheint zu groß, als dass sie tatsächlich freiwillig ihren Status Quo aufgeben. Dabei interessiert es die meisten Bürger gar nicht, wie die VG, in der sie leben, heißt und wo sie ihren Sitz hat. Hauptsache, sie müssen nicht immer höhere Steuern bezahlen und können ihre Angelegenheiten wohnortnah - etwa in Bürgerbüros - erledigen. Effiziente, kostengünstigere und bürgernahe Verwaltungen - das war das Ziel der Kommunalreform. Ein Ziel, das leider viele aus den Augen verloren haben. n.ebner@volksfreund.deZwei Varianten unterscheidet das Gutachten: In Variante eins haben Verbandsgemeinden nicht mehr als 75 Ortsgemeinden, in Variante zwei maximal 95. In Variante eins mit insgesamt drei Szenarien könnte jährlich eine Million Euro gespart werden: 1. Die Verbandsgemeinden Kyllburg und Speicher fusionieren, die Verbandsgemeinde Irrel wird aufgeteilt, zwei Orte werden Neuerburg zugeschlagen, der Rest geht an Bitburg-Land. 2. Die Verbandsgemeinde Kyllburg wird um einige Ortsgemeinden der Verbandsgemeinde Bitburg-Land vergrößert, Speicher geht komplett zu Bitburg-Land. Irrel wird aufgeteilt wie in Szenario eins. 3. Die Verbandsgemeinde Irrel wird aufgeteilt: Sechs Orte gehen nach Neuerburg, die restlichen zu Bitburg-Land. 13 der 21 Kyllburger Orte werden Bitburg-Land zugeordnet, die anderen Gemeinden gehen nach Speicher, das auch noch einige Dörfer von Bitburg-Land bekommt. Für Variante zwei (maximal 95 Ortsgemeinden) gibt es zwei Szenarien, die nach Einschätzung der Fachleute jährlich 1,7 Millionen Euro einsparen könnten. Einmal wird die Verbandsgemeinde Neuerburg unter Arzfeld und Irrel aufgeteilt, Kyllburg, Speicher und Bitburg-Land fusionieren. Im zweiten Szenario fusionieren die Verbandsgemeinden Arzfeld und Neuerburg, Irrel geht nach Bitburg-Land, und Kyllburg wird zwischen Bitburg-Land und Speicher aufgeteilt.

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